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WUTREDE

Demo in Wien: „Ich schäme mich für Bosnien“ (VIDEO)

(FOTO: Murtaza Elham)

Rund 60 Menschen haben gestern vor der bosnisch-herzegowinischen Botschaft in Wien-Meidling demonstriert.

Der Grund: Eine Solidaritätskundgebung mit den Geflüchteten im Flüchtlingscamp Vucjak (KOSMO hat vor Ort berichtet), dessen ehrenamtliche Helfer und Helferinnen vor kurzem durch die bosnischen Behörden des Landes verwiesen wurden und für ihre humanitäre Arbeit Bußgelder zahlen mussten.

Bekannte Gesichter aus der Community
Obwohl die Menge überschaubar war, kamen – neben den Organisatoren Filis Bilgin, Rapper Kid Pex und Georg Hochecker – gleich mehrere bekannte Gesichter aus der bosnisch-herzegowinischen Community, um ihre Solidarität zum Ausdruck zu bringen. Anwesend war nicht nur der bosnische SPÖ-Politiker Ahmed Husagić, sondern auch Kemal Smajić, Obmann der Bosnisch-herzegowinischen Kulturplattform in Österreich.

„Beschämt wegen des Verhaltens Bosnien-Herzegowinas“
Eine sehr bewegende Rede hielt Smajić, der den Flüchtlingsweg seiner Familie im Jahr 1992 schilderte. Dabei kritiserte er nicht nur das Verhalten der bosnisch-herzegowinischen Regierung zum heutigen Zeitpunkt gegenüber den neuen Flüchtlingen, sondern ging auch mit der eigenen Community hart ins Gericht. „Einen Krieg vergisst man nie. Das ist ein Traumata für das ganze Leben. Meiner Familie und mir hat man in einem Flüchtlingscamp im 22. Wiener Gemeindebezirk den Glauben an die Menschlichkeit zurückgegeben.

Und gerade heute stehen wir hier, vor der bosnisch-herzegowinischen Botschaft. Ich bin beschämt, nicht nur durch den Staat, die Stadt Bihać, den Kanton, die Föderation, die Republika Srpska – alle zuständigen Behörden dieses Scheiss-geführten-Staates. Ich bin auch beschämt von der Community, von denen viele auf jedes Festl in Scharen kommen, um es sich gut gehen zu lassen, aber es nicht für wünschenswert halten, an einem Sonntag spazieren zu gehen, hierher zu kommen und Fahne zu zeigen. So kann es nicht mehr weitergehen“, so Smajić.

„Nachbar-in-Not-Mentalität“
Die Organisatorin Filis Bilgin las die Forderungen der kriminalisierten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die sich an die EU, den Staat Bosnien-Herzegowina und auch an die österreichische Regierung richten. Der Wiener Migrantenrapper Kid Pex, der vor zwei Wochen selber in Vucjak war um Spenden hinzubringen, schilderte seine Eindrücke aus dem Camp und apellierte dabei an die „Nachbar-in-Not-Mentalität“ der österreichischen Zivilgesellschaft.

Unterstützt wurde die Kundgebung auch durch Karin Wilfingseder, eine der Sprecherinnen der Plattform für menschliche Asylpolitik.

Fotos von der Demo, sowie das Video von Smajićs Rede findet ihr auf der zweiten Seite!