Mit der ersten Forderungsübergabe beginnt am 1. Oktober offiziell die heurige Herbstlohnrunde. Vertreter der Gewerkschaften GPA und vida, unter der Leitung von Chefverhandlerin Eva Scherz, werden in Wien die Forderungen für die rund 130.000 Beschäftigten im privaten Gesundheits- und Sozialbereich überreichen. Das erste Gespräch ist für den 22. Oktober angesetzt.
Die Grundlage für die Gehaltsforderungen bildet traditionell die „rollierende Inflation“, also die durchschnittliche Teuerungsrate der letzten zwölf Monate. Auf dieser Basis setzen die Gewerkschaften, abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung, zusätzliche Prozentpunkte auf. Im August lag diese Rate bei 4,2 Prozent, und bis Jahresende wird ein Rückgang auf 3,8 Prozent prognostiziert. Das bedeutet: Je später die Verhandlungen in einer Branche beginnen, desto geringer könnte der Gehaltszuwachs ausfallen. Das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo erwartet für dieses Jahr ein durchschnittliches Reallohnplus von 4,2 Prozent, während für 2024 nur noch ein Zuwachs von 1,25 Prozent prognostiziert wird.
Weitere Branchen folgen
Neben dem Gesundheits- und Sozialbereich starten die Verhandlungen im Handel, der etwa 500.000 Beschäftigte umfasst, am 23. Oktober. Bereits fixiert sind Gespräche am 5. und 14. November. Ein offizieller Starttermin für die rund 53.000 Eisenbahner steht noch aus, wird jedoch am 7. Oktober um 10 Uhr bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben.
Üblicherweise eröffnen die Verhandlungen in der Metallindustrie den Kollektivvertragsherbst. Doch in diesem Jahr fehlen sie. Grund dafür ist eine historische Einigung zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern: Erstmals wurde ein zweijähriger Kollektivvertrag beschlossen, wodurch das diesjährige Ringen um höhere Löhne entfällt. Konkret erhalten die rund 200.000 Beschäftigten der Metallindustrie ab dem 1. November ein Plus von 5,1 Prozent. Für die knapp 100.000 Arbeitnehmer im Metallgewerbe ist eine Erhöhung von 4,6 Prozent ab dem 1. Januar 2025 vorgesehen.
Frühe Abschlüsse und ihre Auswirkungen
Bereits in den vergangenen Monaten wurden neue Kollektivverträge (KVs) für kleinere Branchen abgeschlossen. Dazu zählen das Fleischergewerbe (+5,37 Prozent ab 1. Juli), die Bekleidungsindustrie (+5,4 Prozent ab 1. Juli), die Futtermittelindustrie (+5,0 Prozent ab 1. August) und das Bäckereigewerbe (+4,78 Prozent ab 1. Oktober). Diese frühen Abschlüsse verdeutlichen, dass die sinkende rollierende Inflation sich in den Abschlusshöhen widerspiegelt.
Der Kollektivvertragsherbst zeigt sich auch ohne die Metaller aktiv und setzt wichtige Verhandlungsakzente in verschiedenen Branchen.
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