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INTERVIEW

„Es ist wichtig, ein guter Ansprechspartner für seine Bürger zu sein“

Wilfried Zankl_Bezirksvorsteher von Meidling (FOTO: KOSMO)

Im Balkan-Restaurant „Marengo“ trafen wir den Bezirksvorsteher von Meidling Wilfried Zankl zum Interview. Nach seinem ersten Mandatsjahr und nach der Corona-Krise zieht er Bilanz und stellt geplante Projekte vor.

KOSMO: Seit einem Jahr sind Sie der Bezirksvorsteher von Meidling. Wie ist das erste Jahr vergangen?
Wilfried Zankl: Zu der Frage, wie es vergangen ist – schnell. Die aktuelle Situation hat uns gerade jetzt zum Ende doch überholt und uns vor alle möglichen Herausforderungen gestellt. Nichtdestotrotz ist es uns in diesem ersten Jahr gelungen, vieles auf die Beine zu stellen. Am meisten sind wir stolz darauf, dass wir eine gute Beziehung zu den Meidlingern hergestellt haben. Es war mir immer sehr wichtig, möglichst schnell einen Kontakt mit der Bevölkerung herzustellen. Aus diesem Grund habe ich gleich unmittelbar nach meiner Angelobung mit dem Bürgerdienstbus die zentralen Bezirksteile, wie zum Beispiel Hetzendorf oder Altmannsdorf, besucht. So habe ich die Gelegenheit geschaffen, mit den Meidlingerinnen ins Gespräch zu kommen. Um das auszuweiten, habe ich letztes Jahr im Sommer durchschnittlich eine Parksprechstunde wöchentlich gemacht. Wie das Wetter im Winter schlechter und kälter geworden ist, habe ich Lokalsprechstunden gemacht, die dann leider von Corona überholt wurden. Die letzten zwei Lokalsprechstunden konnte ich leider nicht mehr abhalten. Ich denke, es ist sehr wichtig für die Bevölkerung, einen Ansprechpartner zu haben  und für mich ist es wichtig, einfach da zu sein und zu hören, wo der Schuh drückt. Oft ist es nicht leicht, die Probleme zu lösen, denn es gibt viele unterschiedliche Interessen. Gerade bei komplizierteren Sachen gibt es nicht nur eine richtige Lösung, sondern es wird zwischen den unterschiedlichen Wünschen abgewägt. Es ist also wichtig, ein guter Ansprechpartner zu sein, um aufzuweisen, dass es auch andere Interessen gibt und nicht nur die Eigenen, denn im Bezirk leben viele Menschen. Man muss einfach versuchen, alles bestmöglich unter einen Hut zu bringen, denn es sind natürlich alle Interessen berechtigt.

Welche Projekte würden Sie während Ihres Mandats besonders hervorheben?
Die drei wichtigsten Säulen der Berzirkspolitik sind der Straßenverkehr, Schulen und Parkanlagen. Hierfür wird das meiste Geld investiert. Wir haben einen Flyer erstellt, auf dem das ganze Bezirksbudget dargestellt wird und aufgezeigt, wie viel wofür ausgegeben wird. Das ist an alle Meidlinger Haushalte ergangen, sodass wirklich jeder weiß, wofür das Geld verwendet wird. Wir haben speziell in dem ersten Jahr sehr viel in Bezug auf Verkehrssicherheit, gerade für Schulen gemacht. Wir haben eine Schulstraße in Meidling neu bekommen. Hier haben wir auf der Längenfeldstraße eine intelligente Ampel umgesetzt, die sehen kann, wie viele Kinder warten und die Ampel wird dann nach dem momentanen Bedarf gesteuert. Ebenso haben wir in der Ruckergasse, in der sich viele Schulen befinden, eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h eingeführt. In diesem Abschnitt befinden sich sieben Schulen! Der andere Bereich, der uns begleitet ist der Wohnbau. Wir haben in Meidling zwei große Stadtentwicklungsgebiete. Zum einen den Wildgarten, hinter dem Süd-West-Friedhof und zum anderen die Wolfganggasse. Im Wildgarten hat die Sozialbau AG ihre Wohnungen übergeben und es sind dieses Jahr die Ersten eingezogen. Bei der Wolfganggasse ist das ein bisschen anders, denn da sind wir gerade in der heißen Phase, also kurz vor der Einreichung des Bauvorhabens. Beide sind sehr voneinander unterschiedliche, aber spannende Wohnbauprojekte. Gerade die Wolfganggasse rund um die Remise ist ein sehr spannendes Projekt, denn es geht um geförderte Wohnungen und es kommt ein „Gemeindebau Neu“. Mit der bestehenden Remise wird es dort am Standort auch eine Kulturnutzung geben.

Das erste Jahr war wegen der Corona-Krise sicher nicht einfach. Mit welchen Herausforderungen sahen Sie sich als Bezirksvorsteher konfrontiert?
Da die persönlichen Sprechstunden nicht möglich waren, habe ich eine Telefonsprechstunde angeboten. Am Anfang haben sich eher weniger Bürger gemeldet, da sie mit anderen Sachen während der Krise beschäftigt waren wie z. B. wie man sein Home-Office organisiert, wie unterrichtet man seine Kinder, was passiert mit dem Arbeitsplatz usw. Wir haben auch über die sozialen Netzwerke den Kontakt zu den Meidlingerinnen gehalten. Gerade am Anfang der Corona-Krise hat sich vieles fast stündlich geändert, und ich habe versucht, gemeinsam mit der Bevölkerung Informationen auszutauschen und sich gegenseitig gut zu helfen. Wir haben z. B. eruiert, welche Meidlinger Betriebe liefern, oder einen Onlineversand haben. Diese, von welchen wir wussten, haben wir dann gesammelt und in einem  Facebook-Posting veröffentlicht.
Homeschooling war auch ein Thema, denn es gibt nun mal Kinder, die keinen Laptop besitzen, oder Familien mit mehreren Kindern, die nur einen Laptop haben. Daraufhin haben wir die Initiative gestartet, gebrauchte Laptops in der Bezirksvorstehung zu sammeln, diese neu aufzusetzen und über den Stadtschulrat an Familien zu verteilen, die diese benötigen.
Auch gewöhnungsbedürftig war die Tatsache, dass der persönliche Kontakt eingestellt wurde. Für jeden Kommunalpolitiker gehört es dazu, sich jeden Tag mit Menschen zu treffen, sich auszutauschen und nette Gespräche zu führen. Ich bin jemand der lieber unterwegs ist. Parallel dazu wurde das Amtshaus gesperrt und wir mussten uns abwechselnde Anwesenheiten der Kolleginnen und Kollegen organisieren, die zumindest telefonisch für die Anliegen der Bevölkerung da sein konnten.
Wir hätten heuer sehr tolle Veranstaltungen mit Kooperationspartner im Bezirk gehabt, die abgesagt wurde. Die Festwochen, die einen Meidling-Schwerpunkt gehabt hätten, sind zum Beispiel ganz weggefallen. Der Nachbarschaftstag der MA17 hat nur in einer „abgespeckten“ Version stattgefunden. Wir hätten eine super Kunstveranstaltung mit Meidlinger Schulen vom jungen Volkstheater haben sollen. Auch der Seniorentag, den wir jedes Jahr haben musste leider abgesagt werden.

Welche Verbesserungen planen Sie für den Bezirk bis Ende Ihres Mandats?
Wir verfolgen dieselben Pläne wie bisher. In einigen Bereichen, wo wir es für notwendig sehen, werden wir unseren Fokus verstärkt auf diese  Pläne legen. Viele Maßnahmen passen für alle, aber wir müssen noch stärker diejenigen helfen, die unsere Hilfe besonders notwendig brauchen. Ein Beispiel hierfür sind Parkanlagen. Für jeden ist es schön, im Park zu sitzen, aber für die Menschen, die in den Urlaub nicht fahren können und vielleicht auch eine kleine Wohnung haben, bedeutet ein Park natürlich mehr, als für andere. Wir haben zum Beispiel für alle zur freien Nutzung Free-Gym-Geräte in den Parks aufgestellt. Diese nutzen auch diejenigen mehr, die sich keinen Mitgliedsbeitrag in einem Fitnessstudio leisten können. Außerdem ist die Zahl der Arbeitssuchenden in den letzten Monaten enorm gestiegen. Das wird uns natürlich in vielen Bereichen treffen und diese Angebote, die allen offen stehen, werden noch wichtiger werden, als sie es ohnehin schon waren. In der näheren Zukunft wird es auch sehr wichtig sein, wieder möglichst viel Normalität für die Meidlingerinnen und Meidlinger zu schaffen.

Was erwarten Sie von den kommenden Wienwahlen im Herbst? Wird Wien rot bleiben?
Ich hoffe natürlich schon. Ich bin davon überzeugt, dass die SPÖ, sowohl im Bezirk, als auch in der Stadt erster werden wird. In Wien muss eine Koalition gestellt werden. Ich glaube, dass keiner abschätzen kann, welche Mehrheitsverhältnisse sich ausgehen werden. Die einzige Möglichkeit, wenn ich einen roten Bürgermeister haben möchte, ist es rot zu wählen. Es wird auf jeden Fall eine spannende Wahl, weil sich doch einiges verschieben wird.