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ERINNERUNGSKULTUR

Weißes Band als Symbol für ein schmerzhaftes Kapitel der bosnischen Geschichte

(Foto: zVg.)

In der bosnischen Stadt Prijedor haben zu Beginn des Krieges Nicht-Serben ein weißes Band tragen müssen, um kenntlich zu sein. Dieser Beschluss wurde durch die Tschetniks am 31.Mai für muslimische und katholische Bürger angeordnet.

In der Großgemeinde Prijedor hat 1992 eines der größten Massaker des Balkankrieges stattgefunden. Die Serben wollten das Gebiet „ethnisch säubern“ errichten. Über 3.000 Muslime wurden getötet und in Massengräber geworfen. Vor 26 Jahren wurden ingesamt 102 Kinder in Prijedor getötet.

Die Stadtverwaltung in Prijedor verbietet den Familien, die ihre Kinder während des Krieges verloren haben, Gedenktafeln zu errichten. Die Menschen aus Prijedor versuchen durch verschiedene Initiativen den Opfern Denkmäler zu setzen. Man kämpft gegen die Generalisierung der Verbrechen. Denn die jungen Menschen sollen nicht für die Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen werden, die sie nicht begangen haben.

Noch immer kämpft die Stadt mit ihrer schweren Vergangenheit, in der ihre Mitbürger aufgrund ihrer Religion verfolgt, diskriminiert oder ermordet wurden. Aktivisten sind bemüht um ein friedliches Zusammenleben herzustellen. Dazu zählt auch das Gedenken der Opfer. Seit Jahren versuchen sie eine wichtige Botschaft an die Politiker Bosnien-Herzegowinas zu überbringen: Die Errichtung der Denkmäler ist nicht nur ein „bosniakische Geschichte“ oder eine Nationalismusfrage. Es ist eine Frage der Menschlichkeit, die Aufarbeitung des Krieges in Angriff zu nehmen. In Prijedor wurden 3.173 Menschen ermordet. Noch immer fehlen Gedenktafeln, die an diese Menschen erinnern sollen.

Weißes Band als Davidstern

Das Dekret von Prijedor erinnert an den Beschluss der Nazis 1939 in Polen. Als Juden den Davidstern tragen mussten, damit sie in der Öffentlichkeit sichtbare Juden waren. Somit konnte diese öffentlich diskriminiert und erniedrigt werden. Auch wenn die europäischen Nationen nach dem Zweiten Weltkrieg „Nie wieder!“ ausgerufen haben, ereigneten sich Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Bosnien-Herzegowina. Vor allem die jüngeren Generationen ist das Erinnern, Gedenken und Konfrontieren mit der Geschichte von enormer Bedeutung. Weshalb Gedenktafeln angebracht werden müssen, um nicht zu vergessen und aus den Fehlern der Geschichte zu lernen. So werden am 31. Mai wieder die weißen Bänder getragen.