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Teuerungskrise

Finanz-Schock: Fast jeder Zweite in Österreich muss kürzer treten

Schulden
(FOTO: iStock)

Die finanzielle Lage vieler Österreicher hat sich verschlechtert – besonders Frauen und Senioren spüren den Druck. Die Teuerungswelle zwingt zu neuen Sparstrategien im Alltag.

Mehr als vier von zehn Österreicherinnen und Österreichern verzeichnen eine Verschlechterung ihrer finanziellen Situation im Vergleich zur Lage vor fünf Jahren. Besonders Frauen mit 45 Prozent und die ältere Generation mit 48 Prozent nehmen diese negative Entwicklung wahr. Einschränkungen im Alltag sind für viele zur Realität geworden – 40 Prozent der Befragten müssen sich stärker limitieren als noch vor einem halben Jahrzehnt. Bei weiblichen Umfrageteilnehmern liegt dieser Wert bei 45 Prozent, während 42 Prozent der über 60-Jährigen von verstärkten Einschränkungen berichten. Die allgemeine Wahrnehmung ist eindeutig: Die Preise sind auf breiter Front gestiegen.

⇢ Vier von zehn Österreichern leben finanziell schlechter als vor 5 Jahren

Die Belastung durch Teuerungen scheint jedoch im Vergleich zum Vorjahr etwas nachgelassen zu haben. Während sich 2023 noch 22 Prozent der Befragten „sehr stark“ von Preissteigerungen betroffen sahen, sind es aktuell nur noch 15 Prozent. Als „eher stark“ betroffen bezeichnen sich derzeit 43 Prozent gegenüber 47 Prozent im Vorjahr. Der Anteil jener, die sich „eher nicht“ von der Teuerung beeinträchtigt fühlen, stieg von 21 auf 27 Prozent. Unverändert bei fünf Prozent blieb die Gruppe, die „gar keine“ Auswirkungen der Preissteigerungen spürt. Die Datengrundlage bildet eine repräsentative Erhebung unter 1.034 Personen ab 16 Jahren, die im März 2025 mittels persönlicher Interviews durchgeführt wurde.

Sparbereiche im Alltag

Bei den Einsparungen steht die Gastronomie an erster Stelle – 29 Prozent der Befragten verzichten vermehrt auf Restaurantbesuche oder Essensbestellungen. Jeweils 22 Prozent haben ihre Investitionen in Geldanlagen und Vorsorgeprodukte reduziert oder schränken sich bei Möbeln und Dekorationsartikeln ein. Urlaubsreisen und Geschenke werden von jeweils 19 Prozent der Befragten als Sparbereiche genannt. Bei Bekleidung und elektronischen Geräten ziehen 18 Prozent die Ausgabenbremse an. Interessanterweise gibt mehr als ein Fünftel der Befragten an, beim Sport keine Abstriche machen zu wollen, während 22 Prozent betonen, dass Einsparungen bei der Miete schlichtweg nicht möglich sind.

Die Wahrnehmung der Teuerung spiegelt sich auch in den Preisschätzungen für Grundnahrungsmittel wider. Die Befragten veranschlagen den regulären Preis für ein Kilogramm Brot mit 3,50 Euro, für einen Liter Milch mit 1,48 Euro und für 250 Gramm Butter mit 2,58 Euro. Über 80 Prozent der Studienteilnehmer registrieren Preissteigerungen bei Butter, Käse, Brot, Milch, Eiern, Lachsfilet und Rindfleisch. Mehr als 60 Prozent nehmen auch bei Vollmilchschokolade, Mehl, Zucker, Pulverwaschmittel, Äpfeln, Hühnerfleisch, Reis, Kartoffeln, Schweinefleisch und Cola eine Verteuerung wahr.

Verändertes Einkaufsverhalten

Die Verbraucherinnen und Verbraucher reagieren auf die höheren Lebenshaltungskosten mit angepasstem Einkaufsverhalten. 60 Prozent achten verstärkt auf Sonderangebote und vergleichen Preise – ein Wert, der seit 2023 konstant geblieben ist. Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) nutzt Vorteilsprogramme und Apps von Lebensmittelketten. Die Strategie, weniger Produkte zu kaufen, verfolgen aktuell 42 Prozent – ein deutlicher Rückgang gegenüber den 52 Prozent von vor zwei Jahren.

Gebrauchtwaren als Sparoption kommen für die große Mehrheit nicht in Frage – nur 23 Prozent greifen auf Secondhand-Produkte zurück, während es 2023 noch 31 Prozent waren.

Staatliche Entlastungsmaßnahmen

Die Bundesregierung hat seit Beginn der Energiekrise insgesamt mehr als 10 Milliarden Euro für Entlastungsmaßnahmen bereitgestellt. Das Paket umfasst gezielte Einmalzahlungen für besonders belastete Gruppen, darunter Seniorinnen, sowie Familienzuschüsse und erhöhte Sozialleistungen. Speziell für Frauen und ältere Menschen, die laut Umfrage am stärksten unter der Teuerung leiden, wurden Maßnahmen wie der steuerfreie Essenszuschuss und der erhöhte Ausgleichszulagenrichtsatz in der Pension eingeführt.

Trotz dieser Entlastungsversuche bleibt die Armutsgefährdungsquote unter älteren Frauen überdurchschnittlich hoch. Dies deutet auf weiterhin bestehende strukturelle Benachteiligungen hin, die durch die bisherigen Maßnahmen nicht vollständig ausgeglichen werden konnten. Besonders die sogenannte Altersarmut bei Frauen bleibt ein hartnäckiges Problem, das durch geringere Pensionsansprüche aufgrund von Teilzeitarbeit und Betreuungspflichten während des Erwerbslebens verstärkt wird.