Ausgerechnet das als gesund geltende weiße Fleisch steht plötzlich unter Verdacht. Eine italienische Langzeitstudie enthüllt ein beunruhigendes Krebsrisiko beim Hähnchenverzehr.
Eine italienische Langzeitstudie mit fast 5000 Teilnehmern liefert überraschende Erkenntnisse zu einem bislang als gesundheitlich unbedenklich geltenden Nahrungsmittel. Die Auswertung der über zwei Jahrzehnte gesammelten Gesundheitsdaten deutet auf ein erhöhtes Risiko für Magen- und Darmkrebs durch den regelmäßigen Konsum dieses Lebensmittels hin.
„Möglicherweise zum ersten Mal muss der Verzehr von weißem Fleisch als potenzieller Risikofaktor für Magen-Darm-Krebs angesehen werden“, erklärte Nilesh L. Vora, medizinischer Direktor des MemorialCare Todd Cancer Institute am Long Beach Medical Center. Die Wissenschaftler planen nun eine Folgestudie, die zusätzliche Gesundheitsparameter berücksichtigen soll, um den entdeckten Zusammenhang genauer zu untersuchen.
Hühnerfleisch gilt traditionell als gesündere Option im Vergleich zu Schweine- oder Rindfleisch und findet besonders bei Diäten häufig Verwendung. Obwohl der Konsum von rotem Fleisch in Europa und den USA nach wie vor hoch ist, beobachten Experten aktuell eine zunehmende Verlagerung hin zu weißem Fleisch. Diese Entwicklung veranlasste die Forschenden, diesen Bereich intensiver zu erforschen.
Überraschende Studienergebnisse
Die Studie liefert erstmals Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen regelmäßigem Verzehr von weißem Fleisch und Darmkrebserkrankungen, wobei besonders Hühnerfleisch im Fokus steht. Bei der Datenauswertung mittels „Competing Risk Analysis“ (statistische Methode zur Bewertung konkurrierender Risikofaktoren) wurden Fragebögen und medizinische Unterlagen ausgewertet. Das Resultat zeigt: Menschen, die wöchentlich mehr als 300 Gramm Hähnchen verzehrten, wiesen ein um 27 Prozent höheres Sterberisiko durch Magen- oder Darmkrebs auf als Personen, die nur 100 Gramm pro Woche konsumierten.
Während die italienische Studie nun erstmals weißes Fleisch mit diesem Risiko in Verbindung bringt, hatte der World Cancer Research Fund bereits 2018 davor gewarnt, dass ein regelmäßiger Konsum von mehr als 500 Gramm rotem Fleisch pro Woche das Darmkrebsrisiko signifikant erhöht. In Österreich empfiehlt die Gesellschaft für Ernährung aktuell einen maximalen Fleischkonsum von 300-450 Gramm pro Woche, wobei nur ein Drittel davon verarbeitetes Fleisch sein sollte.
Qualität entscheidet
Allerdings bleibt bislang ungeklärt, ob die erhöhte Erkrankungsrate ausschließlich auf den Hühnerfleischkonsum zurückzuführen ist oder ob auch die Zubereitungsart eine Rolle spielt. Ernährungswissenschaftler betonen, dass möglicherweise nicht das Hähnchenfleisch an sich problematisch ist, sondern vielmehr die Zubereitungsmethode – insbesondere frittierte Hähnchenprodukte mit hohem Fett- und Kaloriengehalt könnten negative gesundheitliche Auswirkungen haben. Bekannt ist bereits, dass minderwertige Fleischprodukte gesundheitliche Risiken bergen können. Insbesondere die Massentierhaltung mit ihrem Antibiotikaeinsatz steht hier im Fokus.
Experten empfehlen daher, bevorzugt auf Bio-Qualität zu setzen und den Fleischkonsum generell zu reduzieren.
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