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Handy-Sucht

Gefahr: Smartphone-Sucht bei Kids

Group of children of different nationalities sit in a row on the windowsill and with lack of emotion play online games or read social networks on mobile phones. Technologies that spoil childhood.
FOTO: iStock/Lacheev

Eltern in Österreich bemerken immer häufiger, dass ihre Kinder in den Ferien kaum vom Smartphone loskommen. Beobachtungen im Restaurant, am Strand oder im Freibad zeigen ein wiederkehrendes Bild: Statt die freie Zeit aktiv zu nutzen, verbringen die Kids stundenlang vor dem Bildschirm. Dies führt oft zu Spannungen innerhalb der Familie.

Ferien ohne WLAN: Eine Herausforderung

Ruth H. aus Waidhofen an der Ybbs teilt ihre Urlaubserfahrung: „Das Erste, was unsere Kinder im Ferienhaus in Kroatien gesucht haben, war der Router.“ Die Friseurin musste ihren neun- und vierzehnjährigen Söhnen mitteilen, dass es keinen Router gibt. Dies führte bereits zu Tränen. „Im Urlaub fällt es viel mehr auf als im Alltag, dass sie ohne Handy nichts mehr anfangen können“, erzählt sie weiter.

Besonders auf der Fahrt nach Kroatien sei die Beschäftigung mit dem Handy vorteilhaft gewesen. „Im Auto herrschte Ruhe, aber jetzt nervt es nur noch“, so Ruth H. Ein entspannter Familienurlaub nach der Pandemie hatte sie sich anders vorgestellt.

Digitalisierung bei den Jüngsten

Smartphones und Tablets haben traditionelle Freizeitbeschäftigungen wie Skateboard oder Trampolin abgelöst. Laut der Kinder-Medien-Studie 2020 des Market Instituts, beauftragt von der Education Group, besitzen mehr als die Hälfte der Acht- bis Zehnjährigen ein eigenes Smartphone. Der erste und letzte Blick des Tages landet oft auf dem Display.

Eltern legen schon im Kleinkindalter oft den Grundstein für diese enge Bindung an technische Geräte. Schnell mal die Wäsche aufhängen, eine Kleinigkeit kochen oder eine kurze Autofahrt – oft werden Kinder mit dem Smartphone ruhig gestellt. Bereits Einjährige hantieren geschickt mit Smartphones, als hätten sie nie etwas anderes gemacht.

Expertenmeinung: Vorsichtiger Umgang mit digitalen Medien

Sabine Kainz, klinische und Gesundheitspsychologin mit Spezialisierung auf Kinder und Jugendliche, meint: „Aus entwicklungspychologischer Sicht spricht nichts dafür, Kleinstkinder mit digitalen Medien zu beschäftigen.“ In jungen Jahren seien stehende Bilder wie Bilderbücher oder die Mimik und Gestik der Menschen um sie herum leichter zu verarbeiten als bewegte Bilder. „Ab dem Kindergartenalter wird digitale Mediennutzung wichtiger, hierbei sollte man allerdings sehr sparsam sein.“

Risiken des Online-Lebens und die elterliche Verantwortung

Das Internet bietet viele Möglichkeiten, birgt jedoch auch Gefahren. Eltern sollten sich dieser bewusst sein, um proaktive Maßnahmen ergreifen zu können. Kainz betont auch, dass Kinder ab dem Volksschulalter zwar mit digitalen Medien umgehen dürfen, aber den bewussten und regulierten Konsum lernen müssen. „Medien bewusst konsumieren und sich reglementieren, dies müssen Kinder erlernen“, so Kainz.

Jede Regelung braucht ihre Ausnahmen

Kainz gibt zu, dass Regeln im Urlaub oder bei Krankheit gebrochen werden können: „Im Urlaub isst man ja zum Beispiel manchmal zwei Eis am Tag.“ Dennoch sei es wichtig, dass Eltern durchhalten und den Kindern erlauben, sich auch einmal zu langweilen. „Innere Anspannung und Langeweile gehören zum Leben, und es ist wichtig, dass Kinder lernen, damit umzugehen.“