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JUGOSLAWIEN-FRAGE

Geheimes Dokument aufgetaucht: Bosnien soll zu rein bosniakischem Land werden

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Slowenien dementierte vehement die Gerüchte, dass sie den Plan einer nationalistisch geprägten Aufteilung Bosnien und Herzegowinas verfolgen. Jetzt ist das heiß diskutierte Dokument aufgetaucht.

Seit Tagen kursieren Spekulationen und Gerüchte über ein geheimes Dokument, in dem Slowenien die Auflösung Bosnien und Herzegowinas, bzw. eine Umgestaltung der Grenzen, vorschlägt (KOSMO berichtete). Das inoffizielle Dokument soll vom slowenischen Premierminister Janez Janša an die EU geschickt worden sein. Die Gerüchte wurden bis dato von allen Seiten bestritten, auch vom Präsidenten des Europäischen Rates, Charles Michel.

Jetzt ist allerdings das kontroversielle Dokument aufgetaucht. Das slowenische Portal necenzrurano.si. hat den Bericht ausfindig gemacht und auf seiner Homepage veröffentlicht. Dem Medium zufolge wurde das Dokument mit dem Namen „Westbalkan- der Weg nach vorne“, im Februar von Michel und seinem Kabinett empfangen. Wer es verfasst hat, ist nicht bekannt. Den Quellen des Mediums zufolge soll es nicht vom slowenischen Außenministerium kommen. Allerdings spricht man in diplomatischen Kreisen in Brüssel von einem „slowenischen Dokument“, da angeblich Janšas Team daran beteiligt war, es an verschiedene Adressen zu verschicken. Es hat jedoch keinen offiziellen Charakter und keine Unterschrift.

Zusammengefasst ist es ein informeller Vorschlag für die Lösung von nationalstaatlichen Fragen der Länder Ex-Jugoslawiens. Der Inhalt steht jedoch in erheblichem Widerspruch zu allen gültigen Dokumenten, auf welchen die Außenpolitik des Landes beruht. Darüber hinaus spielt das Dokument serbischen und kroatischen nationalistischen Kreisen ideologisch in die Hände, die seit drei Jahrzehnten an einer Zerstückelung Bosnien und Herzegowinas arbeiten, ebenso den albanischen.

Das Dokument erwähnt in der Einleitung die „ungelösten nationalen Probleme von Serben, Albanern und Kroaten“, die nach dem Zerfall Jugoslawiens entstanden sind. Die Autoren des Dokuments weisen darauf hin, dass auch nach der Friedenskonsolidierung nach Kriegsende, den versprochenen europäischen Perspektiven und dem Fortschritt Nordmazedoniens und Montenegros in diese Richtung in der Region, trotzdem „Schlüsselfragen ungelöst bleiben“.

Das Dokument sieht jetzt mehrere Lösungsoptionen für diese Probleme vor.

  1. Die Vereinigung Kosovos und Albaniens. (In Kosovo wollen 95% der Bevölkerung eine Vereinigung, gleiches gilt für Albanien. Der serbische Teil würde einen Sonderstatus erhalten am Beispiel Südtirols.
  2. Die Vereinigung eines Großteils der Republika Srpska mit Serbien. (In dem Fall würde Serbien auch der Vereinigung zwischen Kosovo und Albanien zustimmen)
  3. Die kroatische nationale Frage würde gelöst werden, indem die kroatischen Kantone Bosniens mit Kroatien vereinigt oder dem kroatischen Teil Bosniens ein besonderer Status zugesprochen würde.
  4. Dies würde den Bosniaken einen unabhängigen, funktionierenden Staat geben mit voller Verantwortung für diesen geben. (Momentan befürwortet die Mehrheit der Bosniaken einen EU-Beitritt, aber durch den steigenden Einfluss der Türkei und des radikalen Islam, könnte sich die Situation bald ändern).

So ein Vorgehen könnte die Aufnahme der restlichen Balkan-Staaten in die NATO und die EU bedeutend beschleunigen, so die Autoren des Dokuments.

Alle hier beschriebenen Vorschläge werden von Ländern wie der USA, Deutschland, Frankreich und Co. strikt abgelehnt. Die internationale Gemeinschaft betont nämlich die Bedeutung der territorialen Integrität von Bosnien und Herzegowina und lehnt neue Grenzen in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien streng ab. Das würde die Büchse der Pandora öffnen und wahrscheinlich zu neuen Kriegen führen, so die vorherrschende Meinung.

Tatsache ist, dass im Dokument Slowenien und Janša erwähnt werden, was ein bitterer Schlag ist für das Land, das bald den EU-Vorsitz übernehmen wird. In einer weiteren Aussage distanzierte sich der Premier abermals von den Vorwürfen, am Verfassen des Dokuments beteiligt gewesen zu sein. Er hätte Charles Michel „letztes Jahr das letzte Mal gesehen“.