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Kommentar

Gewalt und Medienberichte: Wie sicher sind wir in Wien?

(FOTO: iStock/BalkansCat)
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Angesichts jüngster Gewaltausbrüche in Wien wird die Sicherheitslage zur drängenden Frage für Wiens Bewohner. Von Jugendbanden bis hin zu fundamentalen gesellschaftlichen Problemen – eine Analyse der aktuellen Lage.

KOMMENTAR

Ein Streit unter Jugendbanden vor der Wiener Millennium City hat am Sonntagabend unter regulären Besuchern Panik ausgelöst. Am Montagabend dann die Fortsetzung mit einem Großaufgebot der Polizei: wieder versammelten sich Jugendliche am Handelskai. Waffen wurden sichergestellt.

Diese Ereignisse haben erneut die Frage aufgeworfen: Wie sicher sind wir in Wien? Und wie geborgen können wir uns überhaupt fühlen angesichts von so viel Gewalt im Wiener Alltag? Diese Frage stellten wir uns heuer schon einige Male. Letztes Jahr schwang die Frage ebenso mit und nun sind wir an einem Punkt, an dem sich das Leben in Wien für viele Menschen nicht mehr so anfühlt, wie vor rund zehn oder fünfzehn Jahren.

Fehlende Sicherheitsmaßnahmen?

Kinder stechen in Schulen aufeinander ein, Jugendbanden bekriegen sich. Man kann in der U-Bahn, im Bus oder im Park grundlos attackiert werden und schon fast jede Woche schreiben die Medien Artikel mit der Betitelung „Messerattacke“ oder „Angriff“.

Die Polizei ist unterbesetzt und wahrscheinlich dadurch auch überfordert. Fehlen uns die Sicherheitsmaßnahmen oder die Präventionsmaßnahmen, um solche Vorfälle zu verhindern? Ist unsere Gesellschaft zu nachlässig im Umgang mit Gewalt und Konflikten? Oder spielen hier auch gesellschaftliche Probleme wie Armut, Bildungsdefizite und fehlende Integration eine Rolle? Ebenso ist es möglich, dass Medien einfach vermehrt über solche Vorfälle berichten – weil die Menschen solche Geschichten eher lesen als andere.

Gute alte Zeit?

Wie war das früher? Vor zehn oder zwanzig Jahren? Damals war es für die ganze Stadt ein Schock, wenn ein Mordfall aufgedeckt wurde und an die Öffentlichkeit geriet. Gab es deshalb weniger solche Fälle oder wurde einfach weniger berichtet? Zumal sich das schwer überprüfen lässt, können wir sagen: wir haben unsere Kinder damals noch in der Dämmerung allein herumspazieren lassen. Auch in Bezirken, in denen wir uns das heute nicht mehr so trauen würden. Ist Wien deshalb gefährlicher geworden, oder trauen wir uns nicht mehr, normal zu leben?

Es ist unbestreitbar, dass Wien – wie viele andere Großstädte weltweit – mit Herausforderungen im Bereich der öffentlichen Sicherheit konfrontiert ist. Eine komplexe Angelegenheit, die nicht nur die Polizei betrifft, sondern die gesamte Gesellschaft. Hier benötigen wir spezielle Lösungsansätze. Leider sind diese noch nicht einmal ansatzweise greifbar. Zumindest bis jetzt.

Anmerkung der Redaktion:
Dieser Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider. Nicht die Meinung der KOSMO Redaktion.
Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.