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Kosovo: Hochrangiger serbischer Politiker aus dem Hinterhalt ermordet

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(FOTO: iStockphoto)

Der Vorsitzende der Partei „Srbija, demokratija, pravda“ (Serbien, Demokratie, Gerechtigkeit), Oliver Ivanović wurde heute Morgen in Kosovska Mitrovica getötet.

Gegen 8:15 Uhr wurden heute mehrere Schüsse auf den serbischen Politiker vor dem Büro seiner Partei abgegeben. Insgesamt fünf Kugeln trafen Ivanović und verletzten ihn schwer. Kurz drauf fanden ihn seine Parteikollegen regungslos am Boden liegend auf.

„Er ist sehr wahrscheinlich aufgrund der fünf Schusswunden bereits an Ort und Stelle verstorben. Er wurde sofort ins Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte versuchten, ihn zu reanimieren – vergebens“, so Nebojša Vlajić, der Anwalt des ermordeten Politikers.

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Die EU-Pressesprecherin Maja Kocijančič wies die Vorwürfe, dass für Katalonien andere Standards als für Serbien gelten zurück.

Die kosovarische Polizei bestätigte, dass Ivanović ins Krankenhaus gebracht wurde. Über die Schießerei wollten sich die Beamten jedoch nicht äußern.

Wie regionale Medien berichten, sind sowohl am Tatort als auch im Krankenhaus zahlreiche Einheiten der kosovarischen Exekutive anzutreffen. Auch Sympathisanten Ivanovićs uns seiner Partei versammelten sich bereits, um den Ermordeten zu betrauen.

Oliver Ivanovic
(FOTO: Wikimedia Commons)

Für Kriegsverbrechen angeklagt
Oliver Ivanović begann seine politische Karriere im Juni 1999, während des Kosovokrieges. Damals wurde er als serbischen Nationalratspräsident des Nordkosovos und Methochien angelobt. Diese Position hatte er bis zum 6. Juni 2001 inne.

Das ehemalige Mitglied der serbischen Regierung und Vorsitzender der Partei „Srbija, demokratija, pravda“ befand sich vor seiner Ermordung in einem laufenden Gerichtsverfahren. Ihm wurden Kriegsverbrechen an der albanischen Zivilbevölkerung 1999 angelastet.

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Ab Jänner 2014 saß er mit vier weiteren Serben in Untersuchungshaft in Kosovska Mitrovica. Die Anklage wurde offiziell im November des gleichen Jahres erhoben und am 18. Dezember begannen die Gerichtsverhandlungen.

Das Gericht untersagte Ivanović mehrmals, sich als freier Mann zu verteidigen, weshalb er am 7. August 2015 einen Hungerstreik begann. Nur eine Woche später wurde er aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes in das Krankenhaus in Kosova Mitrovica gebracht.

Im Februar 2017 wurden die Verhandlungen in erster Instanz eingestellt und neue angekündigt. Seither befand er sich unter Hausarrest, bis ihm im April 2017 die Verteidigung vor Gericht als freier Mann zugesagt wurde.