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Armutsstatistik

Krisenrekord bleibt: Über 330.000 Menschen leben in absoluter Armut

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FOTO: iStock/wernerimages

Während ein Drittel Million Österreicher in absoluter Armut lebt, bleibt die soziale Krise auf hohem Niveau stagniert. Besonders alarmierend: 344.000 Kinder sind betroffen.

In Österreich leben 336.000 Menschen in absoluter Armut, was 3,7 Prozent der Bevölkerung in Privathaushalten entspricht. Diese Zahl blieb nach einem deutlichen Anstieg im Vorjahr 2024 unverändert. Insgesamt sind 1,529 Millionen Österreicherinnen und Österreicher – das entspricht 16,9 Prozent der Bevölkerung in Privathaushalten – von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.

Die Statistik Austria verzeichnet zudem 1,288 Millionen Menschen (14,3 Prozent) als armutsgefährdet. Diese Einstufung basiert auf dem äquivalisierten Nettohaushaltseinkommen, wobei die Schwelle bei 60 Prozent des Medianwerts liegt. Im Vergleich zu 2023, als 1,338 Millionen Menschen (14,9 Prozent) betroffen waren, ist der Rückgang statistisch nicht signifikant.

Der Anteil der erheblich materiell und sozial Benachteiligten – jener Menschen, die in absoluter Armut leben – hatte 2023 einen markanten Anstieg verzeichnet. Während 2022 noch 201.000 Personen (2,3 Prozent) dieser Kategorie zugeordnet wurden, stagnierte die Zahl 2024 bei 336.000 Betroffenen. Diese Menschen können beispielsweise unerwartete Ausgaben von 1.390 Euro nicht bewältigen oder sich keinen jährlichen Urlaub leisten.

Bildung entscheidet

Das Bildungsniveau spielt bei der Armutsgefährdung eine entscheidende Rolle. Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss sind mit 9,7 Prozent überdurchschnittlich oft von erheblicher materieller und sozialer Benachteiligung betroffen. Ihr Einkommen liegt im Schnitt 17,5 Prozent unter dem Median der Gesamtbevölkerung. Im Gegensatz dazu verzeichnen Personen mit Hochschul- oder Akademieabschluss einen Einkommensvorsprung von 24 Prozent.

Die Volkshilfe weist darauf hin, dass 344.000 Kinder und Jugendliche von Armut oder Ausgrenzung betroffen sind. Direktor Erich Fenninger forderte in einer Aussendung die rasche Umsetzung der im Regierungsprogramm festgehaltenen Kindergrundsicherung. Sowohl die Armutskonferenz als auch die Caritas plädieren für eine koordinierte Entwicklung von Kindergrundsicherung und Sozialhilfe.

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Der im Regierungsprogramm vorgesehene Nationale Aktionsplan zur Verhinderung von Kinderarmut ist allerdings noch immer nicht umgesetzt, was bei Sozialorganisationen zunehmend für Kritik sorgt. Sie betonen die Dringlichkeit einer Kindergrundsicherung, die die Situation der betroffenen Kinder nachhaltig verbessern soll.

Österreich im EU-Vergleich

Im europäischen Vergleich befindet sich Österreich mit einer Kinderarmutsquote von rund 16,9 Prozent im Mittelfeld der EU-Staaten. Länder wie Dänemark oder Slowenien weisen deutlich niedrigere Quoten auf, während in Staaten wie Rumänien oder Bulgarien mehr als 30 Prozent der Kinder von Armut betroffen sind.

Politische Reaktionen

Die FPÖ bezeichnet die aktuellen Zahlen als „äußerst alarmierend“. Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch bemängelt fehlende wirksame Maßnahmen der Regierung gegen die Teuerung und fordert, den Fokus auf österreichische Staatsbürger zu legen statt auf „illegal im Land aufhältige Asylforderer“.

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