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Hautkrebsvorsorge

Kritik aus allen Ecken: Muttermalkontrolle nur noch privat

Ein auffälliges Muttermal.
FOTO: iStock/Marie Wurm

In Niederösterreich wird die Muttermalkontrolle ab April zur Privatleistung. Patientenanwälte kritisieren die Umstellung scharf.

Ab dem 1. April wird die Kontrolle von Muttermalen in Niederösterreich ausschließlich als private Dienstleistung angeboten, wie der „Kurier“ berichtet. Diese Umstellung bedeutet, dass Hautärzte die Untersuchung nicht mehr über die Krankenkasse abrechnen können, was Kritik vom Patientenanwalt hervorruft. Bisher war die regelmäßige Kontrolle von Muttermalen beim Hautarzt als wesentliche Maßnahme zur Früherkennung und Behandlung von Hautveränderungen anerkannt und die Kosten wurden von der Krankenkasse übernommen. In Bundesländern wie der Steiermark, Tirol und Vorarlberg ist diese Untersuchung bereits als privat zu zahlende Vorsorge etabliert, und nun folgt Niederösterreich diesem Beispiel.

Hautärzte in Niederösterreich planen, die Vorsorgeuntersuchung als Privatleistung anzubieten, die bis zu 90 Euro kosten könnte. Die Ärztekammer Niederösterreich rät den Dermatologen, die Hautkrebsvorsorge nicht mehr über die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) abzurechnen. Gründe hierfür sind die geringe Anzahl an Dermatologen und die Überlastung der Praxen. Diese Leistung ist zudem nicht in den Kassenverträgen vorgesehen. Ähnliche Entwicklungen sind auch in anderen Bundesländern zu beobachten.

Dagmar Fedra-Machacek, stellvertretende Kurienobfrau der Ärztekammer Niederösterreich, erklärte in der ZIB2, dass die Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt oder Internisten erfolgen sollte. Bei Auffälligkeiten oder erhöhtem Hautkrebsrisiko würde der Patient dann an einen Dermatologen überwiesen, wo die Muttermalkontrolle weiterhin über die Krankenkasse abgerechnet werden könne.

Patientenanwalt Michael Prunbauer äußert Unverständnis über die Entscheidung. Er hebt hervor, dass die Untersuchung unkompliziert und risikofrei durchführbar sei und die frühzeitige Erkennung von Hautkrebs die Heilungschancen erheblich verbessern könne.

Risikogruppen im Fokus

Krebsforscher Christian Posch von den Kliniken Hietzing und Ottakring hält eine jährliche Muttermalkontrolle für alle für „wissenschaftlich nicht sinnvoll“. Er empfiehlt, Risikogruppen zu identifizieren, bei denen die Untersuchung angebracht ist, wie etwa Personen mit familiärer Vorbelastung oder starker Sonneneinstrahlung. Posch betont zudem die Bedeutung der Eigenverantwortung: Veränderungen an Muttermalen sollten ärztlich untersucht werden, wobei die ÖGK die Kosten übernimmt.

Bisher konnten Ärzte 40 Euro für die Vorsorgeuntersuchung mit der Krankenkasse abrechnen. In Zukunft muss die Untersuchung privat bezahlt werden und soll zwischen 60 und 90 Euro kosten. Andreas Krauter, Leiter des Fachbereichs Medizinischer Dienst bei der ÖGK, bedauert die Verunsicherung der Bevölkerung und berichtet von laufenden Gesprächen, um die Situation zu klären.

Andreas Krauter, Leiter des Fachbereichs Medizinischer Dienst bei der ÖGK, bedauert die Verunsicherung der Bevölkerung und berichtet von laufenden Gesprächen, um die Situation zu klären.