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AUFREGERSAGER

Kurz nach Kritik: „Bin eng mit dem Westbalkan verbunden“

(FOTO: BKA/Andy Wenzel)

Der Bundeskanzler sorgte mit einer Aussage bei der Regierungs-PK am Mittwoch für heftige Diskussionen: Demnach soll das „Virus eingeschleppt“ sein. Kritiker orten darin ein Migranten-Bashing. Nun äußerte sich Kurz dazu.

In der Pressekonferenz vom Mittwoch kündete die Bundesregierung die neuen Corona-Maßnahmen nach dem Lockdown an. Unter anderem damit verbunden sind strengere Einreisebestimmungen. Bundekanzler Sebastian Kurz argumentierte diesen Schritt damit, dass insbesondere „Menschen, die in ihren Herkunftsländern den Sommer verbracht haben, uns Ansteckungen wieder ins Land hereingeschleppt“ hätten. Genau dieser Sager des „eingeschleppten Migranten-Virus“ sorgte in den vergangenen Tagen in den Medien aber auch in der Politik für große Aufregung. Nun meldete sich der Kanzler dazu zu Wort.

Die Aussage brachte dem Bundeskanzler nicht nur von Menschen mit Migrationshintergrund viel Kritik ein. Nicht zuletzt von seinem Vize Werner Kogler (Grüne), der meinte, Kurz habe „mangelnde Sensibilität“ an den Tag gelegt: „Das Virus macht keinen Unterschied, wo in großen Gruppen gefeiert wird. Ich bedaure sehr, dass das viele Menschen als verletzend erlebt haben“, so der Grünen-Chef. Er forderte mehr Respekt und Feingefühl von Kurz.

Den Vorwurf weist Kurz als „absurd“ zurück: „Jeder, der mich kennt, weiß, wie eng ich mit dem Westbalkan verbunden bin.“

Kurz: „Ich habe viele Freunde mit Wurzeln dort“
In einem Interview mit den „Vorarlberger Nachrichten“ äußerte sich der Kanzler nun zu der öffentlichen Kritik seines Regierungspartners: Der Vorwurf sei „absurd“. Er kämpfe seit seiner Zeit als Außenminister für den EU-Beitritt der Westbalkanstaaten, argumentierte Kurz. Zudem sei der Westbalkan die Region, „die ich am häufigsten besucht habe“, betonte er: „Ich habe viele Freunde mit Wurzeln dort, ich habe ein freundschaftliches Verhältnis zu den Regierungschefs dort.“ Überhaupt sei er über die „enge Verwobenheit“ mit dieser Region froh.

Reisebestimmungen gelten für alle
Dennoch der Appell an alle: Wie man im Winter in Ischgl gesehen habe, dass Après-Ski problematisch sei, so habe man auch im Sommer gesehen, dass ein Drittel des Infektionsgeschehens auf Reiserückkehrer zurückzuführen sei, ein „Großteil davon auf den Westbalkan und Kroatien“, erklärte Kurz. Daraus habe man seine Lehren gezogen und die Reisebeschränkungen für die Weihnachtszeit erlassen. Es dürften nicht die Bemühungen im Inland durch Reiserückkehrer zunichtegemacht werden.

Dabei gehe es aber „genauso“ auch um Auslandsösterreicher, die nach Österreich zurückkehren, oder Menschen, die gern auf Urlaub fahren, sagte der Kanzler: „Das müssen wir in diesem Jahr einschränken.“