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Literatur-König

Literatur-Nobelpreis geht an László Krasznahorkai!

Laszlo Krasznahorkai
FOTO: EPA/JANOS MARJAI

Der 71-jährige ungarische Schriftsteller László Krasznahorkai erhält den Literaturnobelpreis 2025.

Der Literaturnobelpreis 2025 geht an den 71-jährigen ungarischen Schriftsteller László Krasznahorkai. Das gab die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm bekannt. Der Preis ist mit elf Millionen Schwedischen Kronen (rund einer Million Euro) dotiert. Im Vorjahr wurde die koreanische Autorin Han Kang mit der renommiertesten Auszeichnung der Literaturwelt geehrt. Die feierliche Verleihung findet traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel, statt.

Krasznahorkai, der 2021 mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur ausgezeichnet wurde und regelmäßig in Wien zu Gast ist, galt schon im Vorfeld als Favorit. Neben ihm wurden unter anderem der indische Autor Amitav Ghosh und der Australier Gerald Murnane hoch gehandelt. Wie Akademie-Sekretär Mats Malm berichtete, erreichte er den Preisträger telefonisch während eines Aufenthalts in Frankfurt, um erste Details der Zeremonie zu besprechen.

„Ein fesselndes und visionäres Werk“

Die Jury begründet ihre Entscheidung mit einem „fesselnden und visionären Werk, das inmitten apokalyptischer Schrecken die Macht der Kunst bekräftigt“. Krasznahorkai sei ein „großer epischer Erzähler in der mitteleuropäischen Tradition von Kafka bis Thomas Bernhard“, dessen Stil von Absurdität und grotesken Elementen geprägt sei. Gleichzeitig schlage er „einen kontemplativen, fein abgestimmten Ton“ an, der auch von östlichen Einflüssen zeuge.

Geboren wurde Krasznahorkai am 5. Jänner 1954 in Gyula (Ungarn) als Sohn eines Anwalts. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften in Szeged wechselte er zur Hungaristik und Philosophie in Budapest. Sein literarischer Durchbruch gelang ihm 1985 mit dem Debütroman „Satanstango“, der später von Béla Tarr verfilmt wurde. Apokalyptische Themen, gepaart mit tragisch-komischer Ironie, ziehen sich durch sein gesamtes Werk – etwa im Erzählband „Gnadenverhältnisse“ (1988) oder im Roman „Krieg und Krieg“ (1999). Seit 2024 befindet sich sein literarischer Vorlass im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek.

„Meister der Apokalypse“

Die US-amerikanische Schriftstellerin Susan Sontag nannte ihn einst einen „Meister der Apokalypse“. Zu seinen wichtigsten Einflüssen zählt Krasznahorkai die österreichische Literatur – neben Robert Musil und Franz Kafka vor allem Thomas Bernhard, Ingeborg Bachmann und Heimito von Doderer. Sein jüngster Erzählband, „Im Wahn der Anderen“ (2023), handelt von einem besessenen New Yorker Bibliothekar und führt seine charakteristische Mischung aus Düsternis, Humor und philosophischer Tiefe fort.

Mit Elfriede Jelinek (2004) und Peter Handke (2019) gingen in den vergangenen Jahren bereits zwei Literaturnobelpreise an österreichische Autor*innen. Nun reiht sich László Krasznahorkai in die Liste großer europäischer Erzähler ein, deren Werke die Grenzen zwischen Realität, Vision und Abgrund verschwimmen lassen.