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ISRAEL-DÄNEMARK-DEAL

Musterschüler Österreich? EU will nun bei der Impfstoff-Beschaffung von uns lernen

KOSMO Montage (FOTOS: BKA/Andy Wenzel, iStockphoto)

Kanzle Kurz kündigte am Dienstagvormittag an in Zukunft gemeinsam mit Israel und Dänemark an neuen Corona-Impfstoffen forschen und diese produzieren zu wollen. Die EU wolle sich nun etwas von Österreich abschauen.

Am Vormittag hatten bereits einige Medien darüber berichtet: Österreich wolle künftig in Punkto Corona-Impfstoffen mit Dänemark und Israel zusammenarbeiten. Anstatt sich weiterhin auf die eher schleppende Beschaffung der Covid-Impfstoffe über die EU zu verlassen, kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz heute einen eigenen Weg an: Er wolle mit Dänemark und Israel an neuen Impfstoffen forschen und diese produzieren. Man wolle sich damit auf Mutationen einstellen, die im Herbst wieder auftreten könnten.

Lob an dem angekündigten Plan von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gab es nun auch von der EU-Kommission: Man wolle von der Kooperation mit Israel und Dänemark bei der Herstellung von Corona-Impfstoffen der zweiten Generation lernen. Die EU sei „definitiv daran interessiert, von Österreich, Dänemark und Israel zu lernen“, sagte ein EU-Kommissionssprecher am Dienstag in Brüssel. Dies könne von zusätzlichem Wert für die EU-Impfstrategie sein. Daher verfolge die EU-Kommission die bevorstehende Mission. Zur Kritik von Kurz an der europäischer Zulassungsstelle EMA bzw. zu seiner Ankündigung, wonach Österreich nicht mehr nur von der EU abhängig sein wolle, wollte man hingegen keine Stellung beziehen.

Wörtlich meinte Kurz in einer Aussendung vom Vormittag: „Wir haben uns im Sommer gemeinsam darauf verständigt, dass Impfstoffe von der EU für die Mitgliedsstaaten rechtzeitig beschafft und schnell zugelassen werden. Dieser Zugang war zwar grundsätzlich richtig, die EMA ist aber zu langsam bei den Zulassungen für Impfstoffe und es kommt zu Lieferengpässen von Pharmaunternehmen. Wir müssen uns daher auf weitere Mutationen vorbereiten und sollten nicht mehr nur von der EU abhängig sein bei der Produktion von Impfungen der zweiten Generation.“

Brüssel verteidigt eigene Initiativen
Die EU-Kommission hatte unterdessen ihren eigenen Plan namens „Hera Incubator“ präsentiert. Dieser solle auf die Entdeckung der mutierten Viren und eine schnelle Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen, sowie den Ausbau der Impfstoffproduktion in der EU abzielen, sagte der Kommissionssprecher. Der Vorschlag sei von den EU-Mitgliedstaaten begrüßt worden. Es sei wichtig, daran weiterzuarbeiten.

Auf weitere Kritik an der EU-Impfstrategie angesprochen, etwa von Ungarn und Polen, betonte der Sprecher, die EU-Staaten dürften auch Impfstoffe einsetzen, die derzeit nicht Teil des EU-Portfolios seien. So hat etwa auch die Slowakei erste Lieferungen des in der EU noch nicht zugelassenen russischen Vakzins „Sputnik V“ erhalten.

„Die EU hat 450 Millionen Einwohner und nicht bloß rund zehn Millionen wie Israel“

So verteidigt sich die EU-Kommission gegen die Vorwürfe

„In der Lage, Bedürfnisse der EU-Bürger abzudecken“
Zum Kritikpunkt der zu langsamen Zulassung von Impfstoffen, entgegnete die EU-Kommission, dass man immer auf die Sicherheit und Effizienz von Impfstoffen bestanden habe. Daher verließ man sich bei der Zulassung auch auf die Europäische Arzneimittelagentur EMA: „Wir glauben, dass wir mit dem von uns entwickelten Portfolio, das jetzt aus 1,5 Milliarden hergestellten Dosen besteht, in der Lage sind, die Bedürfnisse unserer europäischen Bürger abzudecken“, erklärte der Kommissionssprecher.

Die EU habe 450 Millionen Einwohner und nicht bloß rund zehn Millionen wie Israel, legte der Chefsprecher der EU-Kommission, Eric Mamer, nach. Diese Verhältnismäßigkeit müsse auch beim Impfplan berücksichtigt werden. Außerdem bestehe die EU aus 27 Mitgliedsstaaten mit total unterschiedlichen administrativen Strukturen. Daher könne nicht ein Modell über die ganze EU gestülpt werden.

Quellen und Links: