Mit strengeren Regeln und digitalen Lösungen will die EU den Straßenverkehr revolutionieren. Das ambitionierte Ziel: bis 2050 sollen Verkehrstote in Europa Geschichte sein.
Die EU plant eine umfassende Verschärfung der Fahrzeugsicherheitsvorschriften mit dem ehrgeizigen Ziel, die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren. Langfristig soll unter dem Leitbild „Vision Zero“ (Strategie zur vollständigen Vermeidung von Verkehrstoten) bis 2050 sogar ein nahezu unfallfreier Straßenverkehr in Europa erreicht werden. Nach Berechnungen der Kommission könnten durch diese Initiative zwischen 2026 und 2050 etwa 7.000 Menschenleben gerettet und rund 65.000 schwere Verletzungen verhindert werden.
Die Vorschläge durchlaufen nun den regulären EU-Gesetzgebungsprozess im Europäischen Parlament und im Rat, bevor die Kommission die notwendigen Durchführungsbestimmungen ausarbeiten wird.
Kernbereiche der Initiative
Um diese hochgesteckten Ziele zu erreichen, hat die Europäische Kommission jetzt ein erstes Maßnahmenpaket vorgelegt. Die Initiative konzentriert sich auf drei Kernbereiche: die Integration von Elektrofahrzeugen in bestehende Prüfsysteme, die Verbesserung der Straßenverkehrssicherheit und die Steigerung der Luftqualität.
Besonders im Fokus stehen dabei die Außerbetriebnahme unsicherer und umweltbelastender Fahrzeuge sowie die Bekämpfung des weitverbreiteten Tachobetrugs.
Bemerkenswert ist, dass diese neuen Maßnahmen auf bestehenden Sicherheitsregelungen aufbauen. Seit Juli 2022 gilt bereits eine EU-Verordnung über die allgemeine Sicherheit von Fahrzeugen, die ab Juli 2024 für alle Neufahrzeuge verpflichtende Fahrassistenzsysteme vorschreibt. Zu diesen Systemen gehören intelligente Geschwindigkeitsassistenten, Rückfahrassistenten mit Kamera oder Sensoren sowie Warnsysteme bei Müdigkeit. Für Busse und LKW werden zusätzlich Totwinkel-Assistenten und Kollisionswarnassistenten Pflicht.
Konkrete Maßnahmen
Das Maßnahmenpaket umfasst mehrere konkrete Regelungen: Für Elektrofahrzeuge werden spezifische technische Inspektionen eingeführt, während bei allen Fahrzeugen künftig auch elektronische Sicherheitssysteme und die Softwareintegrität sicherheitsrelevanter Komponenten überprüft werden.
Zudem sollen fortschrittliche Testverfahren für ultrafeine Partikel und Stickoxide eingesetzt werden, um Fahrzeuge mit überhöhten Emissionen oder manipulierter Abgastechnik zu identifizieren. Zur Eindämmung des Tachobetrugs werden Kilometerstände in nationalen Datenbanken erfasst und grenzüberschreitend ausgetauscht.
Für ältere Fahrzeuge ab zehn Jahren sind jährliche Kontrollen vorgesehen. Die Digitalisierung wird durch elektronische Fahrzeugdokumente und eine gemeinsame Datenplattform vorangetrieben, während technische Prüfbescheinigungen für sechs Monate EU-weit anerkannt werden sollen.
Ergänzend wird der Zugang zu technischen Fahrzeugdaten für Prüfstellen vereinfacht.
Diese Anstrengungen werden nach Schätzungen der Europäischen Kommission bis 2038 mehr als 25.000 Menschenleben retten und mindestens 140.000 schwere Verletzungen vermeiden. Die Regelungen gelten zunächst für neue Fahrzeugtypen und werden schrittweise bis 2029 auf weitere Straßenfahrzeugarten ausgeweitet.
Folge uns auf Social Media!