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Defizit

ÖGK: 900 Millionen Minus – Kassenpatienten droht Sparhammer

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Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) rechnet für das laufende Jahr mit einem Defizit von 900 Millionen Euro. Für Versicherte der Kasse werden Leistungskürzungen daher unvermeidbar. Verschiedene Optionen wie die Einführung einer Ambulanzgebühr oder eine Selbstbeteiligung bei Krankentransporten stehen zur Debatte. Bis Ende April soll feststehen, in welchen Bereichen die Leistungen für Kassenpatienten reduziert werden.

Nach den Osterfeiertagen beginnen für die Bundesregierung die intensiven Haushaltsverhandlungen. Die Regierungsmitglieder müssen unmittelbar nach dem Fest zusammenkommen, um über Einsparungen im Staatshaushalt zu beraten. Sowohl in den Ministerien selbst als auch im Gesundheitssektor sind künftig erhebliche Budgetkürzungen erforderlich. Dadurch gerät auch die ÖGK verstärkt ins Blickfeld.

Das Defizit von 900 Millionen Euro ist laut aktueller Gebarungsvorschau vor allem auf eine starke Zunahme an Arztbesuchen, steigende Behandlungskosten sowie die demografische Alterung und stagnierendes Wirtschaftswachstum zurückzuführen. Auf der Einnahmenseite verschärft die erhöhte Arbeitslosigkeit die Situation, da das System überwiegend beitragsfinanziert ist.

Obmanns Position

„Unsere Aufgabe ist es, auch in Zukunft Spitzenmedizin auf e-card für alle Menschen in Österreich sicherzustellen, unabhängig vom sozialen Status oder Einkommen“, betont Peter McDonald, seit Jahresbeginn bekanntlich neuer Obmann der ÖGK. Antworten auf die Frage, wo abseits der Verwaltung eingespart wird, bleibt man bei der Kasse ebenso schuldig, wie eine Lösung beim Thema Amalgamersatz.

„Dass ich kein Fan einer Ambulanzgebühr bin, ist bekannt“, erklärt McDonald zumindest auf Anfrage der „Krone“. Maßnahmen wie eine Kostenbeteiligung bei Krankenhaustransporten dürften zumindest diskutiert werden.

Die Finanzprobleme in Österreich sind kein Einzelfall: In Deutschland haben vergleichbare Probleme der gesetzlichen Krankenkassen bereits zu deutlichen Beitragserhöhungen für Versicherte geführt, nachdem dort zuletzt ein Defizit von 5,5 Milliarden Euro verzeichnet wurde.

Digitale Zuweisung

Konkret geplant ist bereits, dass die Kasse neben Verwaltungseinsparungen ein digitales Zuweisungssystem für radiologische Untersuchungen wie CT und MRT einführen wird, wie der stellvertretende ÖGK-Obmann Andreas Huss erläuterte. Im neuen System werden die Kassenärzte elektronisch die medizinische Fragestellung, Verdachtsdiagnose und bisherige Untersuchungsergebnisse des Patienten übermitteln.

⇢ Keine Wartezeiten mehr: CT und MR-Termine werden bald automatisch zugeteilt

Anschließend wird evaluiert, welche Untersuchungsmethode für den spezifischen Fall angemessen ist. „Der Patient bekommt dann im Idealfall im nächsten Radiologieinstitut, das wohnortnahe ist, schon eine Zuweisung“, so Huss. Die Implementierung des Systems soll noch in diesem Jahr erfolgen. Zudem werden Ende April weitere Sparmaßnahmen konkretisiert.

Laut McDonald soll zu diesem Zeitpunkt ein umfassendes Finanzkonsolidierungspaket vorliegen.