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Arbeiterkammer

Österreich: Mehrheit der Arbeitnehmer unzufrieden mit Arbeitszeitmodell

(FOTO: iStock/ilkercelik)
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Die Arbeitszeit in Österreich scheint ein heiß diskutiertes Thema zu sein. Die Arbeiterkammer Oberösterreich veröffentlichte heute einen Bericht, der darauf hinweist, dass die Beschäftigten allgemein weniger arbeiten möchten. Es wurde festgestellt, dass fast 75% der Arbeitnehmer häufig oder gelegentlich Überstunden leisten. Dieser Trend geht einher mit einer zunehmenden Diskrepanz zwischen der vertraglich vereinbarten und der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit.

Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat in ihrem Bericht festgestellt, dass 28 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weniger Stunden arbeiten möchten, als in ihrem Arbeitsvertrag festgelegt. Dieser Prozentsatz ist bei Vollzeitkräften sogar noch höher, nämlich bei 32 Prozent. Umgekehrt würde fast ein Drittel der Teilzeitbeschäftigten die Arbeitszeit gerne erhöhen.

Wochenarbeitszeit

Die tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit übersteigt dabei die vereinbarte Menge im Durchschnitt um 1,7 Stunden. Laut Arbeiterkammer ist „in der Praxis […] vielen Beschäftigten Überstunden leisten, nämlich fast drei Viertel aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich – davon 22 Prozent häufig und 52 Prozent gelegentlich.

Der Unterschied zwischen der vereinbarten und der tatsächlichen Arbeitszeit ist besonders stark im öffentlichen Sektor, im Verkehrs- und Nachrichtenwesen und im Bauwesen. Im Gegensatz dazu ist das Gesundheits- und Sozialwesen die Branche mit der geringsten Wochenarbeitszeit.

Generation Z

Entgegen gängiger Vorurteile wünschen sich die jungen Generation Z nicht mehr Arbeitszeitreduktion als alle anderen Altersgruppen. „Der Wunsch nach weniger Arbeitszeit, selbst bei gleichbleibendem Stundenentgelt, ist bei der jungen Generation Z nicht stärker ausgeprägt als in allen anderen Altersgruppen. Die Wehklagen aus Politik und Wirtschaft über die angeblich so faule junge Generation gehen also ins Leere“, so AK OÖ-Präsident Andreas Stangl.

Durchschnittlich 3,4 Stunden weniger

Es wurde zudem festgestellt, dass ältere Arbeitnehmer heute durchschnittlich 3,4 Stunden weniger arbeiten möchten als vor 20 Jahren. Dagegen möchten die jungen Arbeitnehmer von heute „nur“ um 2,1 Stunden weniger arbeiten als ihre Altersgenossen vor 20 Jahren. Die stärkste Reduktion der Arbeitszeit wünschen sich die zwischen 1980 und 1994 geborenen Millennials.

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Die Arbeiterkammer Oberösterreich fordert daher „eine moderne Arbeitszeitgestaltung, die sich an den Bedürfnissen der Arbeitnehmer:innen orientiert“. Es wird auch eine Änderung der gesetzlichen Bestimmungen gefordert. „Des weiteren solle es eine vollständige Rücknahme der 2018 beschlossenen Änderungen im Arbeitszeitgesetz und Arbeitsruhegesetz geben. Damals wurde die höchstzulässige Arbeitszeit von zehn auf zwölf Stunden pro Tag bzw. von 50 auf 60 Stunden pro Woche verlängert“, erinnert die Kammer.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.