Kein Öl, keine Musik, kein Festmahl: Der orthodoxe Karfreitag verlangt den Gläubigen die strengste Form der Enthaltsamkeit ab – ein Tag der Stille und Besinnung.
Der Karfreitag in der orthodoxen Tradition gilt als Tag tiefster Trauer und strengster Enthaltsamkeit. Für orthodoxe Gläubige markiert er den Höhepunkt der Fastenzeit – ein Tag, an dem das Leiden Christi durch besondere Zurückhaltung gewürdigt wird. Die Kirchen verstummen an diesem Tag: Keine Liturgie wird gefeiert, die Glocken schweigen, und stattdessen ruft ein schlichtes Holzbrett die Gläubigen zum Gebet. Jede Form von Heiterkeit, Musik oder Feierlichkeit wird gemieden. Stattdessen sollen die Gläubigen den Tag in stiller Besinnung verbringen und über das Opfer Christi nachdenken.
⇢ DAS solltet ihr am Karfreitag nicht machen!
Strenge Fastenregeln
Die Fastenregeln erreichen am Karfreitag ihre höchste Strenge. Nach orthodoxer Tradition wird „auf Wasser“ gefastet – was bedeutet, dass selbst Öl in Speisen vermieden werden soll. Erlaubt sind lediglich Brot, schlichtes gekochtes Gemüse ohne Fettzugabe, Trocken- und Frischobst, Honig sowie ungarnierter Reis. Obwohl auf vielen Tischen zu finden, entsprechen Fisch, Fischsuppe oder Erdäpfelsalat mit Öl nicht den strengen Vorgaben dieses besonderen Tages.
Auch industriell hergestellte Fastenprodukte wie Knabbergebäck, Chips oder Waffeln sollten gemieden werden, da sie meist versteckte Fette wie Öl oder Margarine enthalten. Selbst Süßigkeiten wie Lokum oder Geleebonbons gelten wegen ihres Gelatinegehalts als unpassend für diesen Tag.
Zeitliche Enthaltsamkeit
Die strengste Form des Karfreitagsfastens sieht vor, bis zur feierlichen Herausnahme des Epitaphios – des Grabtuches Christi – gegen 15 Uhr völlig auf Nahrung und Getränke zu verzichten. Erst danach ist eine bescheidene, ohne Öl zubereitete Mahlzeit gestattet. Besonders Fromme verlängern ihr Fasten sogar bis zum Sonnenuntergang.
Für Kinder, werdende Mütter und Kranke gelten Ausnahmen von diesen strengen Regeln, doch auch ihnen wird nahegelegt, sich an diesem Tag in besonderer Mäßigung zu üben.
Unterschiede zu anderen christlichen Traditionen
Während in der orthodoxen Kirche der Karfreitag mit diesen sehr strengen Fastenregeln begangen wird, gestalten sich die Bräuche in anderen christlichen Konfessionen etwas anders. In der katholischen und evangelischen Tradition ist der Karfreitag zwar ebenfalls ein Tag der Trauer und des Gedenkens, jedoch sind die Fastenregeln meist weniger streng. Hier wird oft nur auf Fleisch verzichtet, während Fisch, Eier oder Milchprodukte erlaubt sind – ein deutlicher Kontrast zum völligen Verzicht auf Öl und tierische Produkte in der orthodoxen Praxis.
In Österreich sind die orthodoxen Karfreitagsriten besonders in Gemeinden mit serbischer, griechischer oder russischer Diaspora verbreitet. Die feierlichen Prozessionen mit dem Epitaphios und das Küssen der Ikonen gehören zu den bewegenden Traditionen, die zunehmend auch Menschen anderer Konfessionen anziehen. In vielen österreichischen Städten werden orthodoxe Gottesdienste mehrsprachig abgehalten, wodurch sie zu einem verbindenden Element zwischen den verschiedenen Gemeinschaften werden.
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