Mit jedem Schritt ein Zeichen gegen Korruption: 21 serbische Studenten bewältigen einen 2.000-Kilometer-Ultramarathon nach Brüssel – mit Zwischenstopp in Wien.
Serbische Studenten laufen für Demokratie
Nach einer beeindruckenden Solidaritätskundgebung Anfang April bereitet sich Wien erneut auf die Ankunft serbischer Aktivisten vor. Während vor wenigen Wochen tausende Wiener mit serbischen Wurzeln am Maria-Theresien-Platz protestierende Radfahrer empfingen, werden am Mittwoch serbische Langstreckenläufer in der Bundeshauptstadt erwartet. Hunderte Unterstützer dürften die Aktivisten bei ihrer Ankunft begrüßen.
Die 21 serbischen Studenten haben sich nach einer tragischen Katastrophe im vergangenen Jahr zu einem außergewöhnlichen Protestmarsch entschlossen. Der Einsturz eines Bahnhofsdachs in der nordserbischen Stadt Novi Sad, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen, wurde zum Auslöser für ihren knapp 2.000 Kilometer langen „Ultramarathon“. Mit diesem zweiwöchigen Lauf wollen die Studierenden ein deutliches Zeichen gegen Korruption, Machtmissbrauch und die systematische Schwächung demokratischer Institutionen in ihrem Heimatland setzen.
Offizielle Untersuchungen zum Unglück im November 2024 ergaben, dass minderwertige Baumaterialien und fehlende Sicherheitsinspektionen für den Einsturz verantwortlich waren – ein Umstand, der die Wut vieler Serben auf die Behörden noch verstärkte.
Ziel Brüssel
In Straßburg legen die Studierenden einen zweitägigen Zwischenstopp ein, bei dem unter anderem ein Besuch des Europäischen Parlaments geplant ist. Anschließend setzen sie ihren Weg nach Brüssel fort. Die jungen Aktivist*innen, die für Rechtsstaatlichkeit, Transparenz und soziale Gerechtigkeit eintreten, möchten ihre Botschaft bis zu den europäischen Institutionen in der belgischen Hauptstadt tragen.
Symbol des Protests
Die Protestaktion steht im Kontext monatelanger Studierendenproteste und Blockaden von Bildungseinrichtungen in Serbien. Der Bahnhofsunfall in Novi Sad gilt dabei als Symbol für die tiefgreifenden Probleme des Landes – systemische Korruption und Aushöhlung rechtsstaatlicher Prinzipien haben landesweit Empörung ausgelöst. Auf ihrem Weg nach Brüssel machen die Läufer in Wien Station, wo sie laut der Instagram-Seite „blokada.bec“ um 17.30 Uhr am Platz Am Hof in der Wiener Innenstadt empfangen werden sollen.
Was im Dezember 2024 als spontane Reaktion auf das Unglück begann, hat sich mittlerweile zu einer landesweiten Bewegung entwickelt. Die Proteste haben sich auf 14 Universitäten in ganz Serbien ausgeweitet. Die EU-Kommission hat in ihrer jüngsten Stellungnahme „ernsthafte Bedenken“ bezüglich der Medienfreiheit und des Umgangs mit friedlichen Demonstranten geäußert. Laut Menschenrechtsorganisationen wurden seit Beginn der Demonstrationen mehr als 300 Studierende vorübergehend festgenommen.
„Wir laden Sie ein, unsere Studenten gemeinsam zu empfangen und im Rennen um Gerechtigkeit zu unterstützen“, heißt es in der Ankündigung.
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