Die RSV-Saison beginnt in Österreich, doch erstmals gibt es einen wirksamen Schutz für Babys. Die kostenfreie Prophylaxe könnte hunderte Krankenhausaufenthalte verhindern.
Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) zählt zu den häufigsten Auslösern von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen und Kleinkindern und kann in schweren Fällen lebensbedrohlich werden. Aktuell steht Österreich am Beginn der jährlichen RSV-Welle, die typischerweise von November bis April andauert. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion über die Schleimhäute von Nase, Mund oder Augen, wobei auch Schmierinfektionen über Hände oder Gegenstände möglich sind. Nach der Ansteckung vergehen in der Regel zwei bis acht Tage bis zum Ausbruch der Erkrankung.
Eine RSV-Infektion manifestiert sich anfänglich oft mit Symptomen wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen oder Fieber. Bei Kleinkindern kann sich jedoch eine Bronchiolitis (Entzündung der kleinsten Atemwege) entwickeln. Alarmsignale hierfür sind beschleunigte Atmung, sichtbare Einziehungen im Rippenbereich, aufgeblähte Nasenflügel oder pfeifende Atemgeräusche. Bläuliche Verfärbungen von Haut oder Lippen weisen auf Sauerstoffmangel hin und erfordern sofortige ärztliche Behandlung.
Forschungsergebnisse belegen, dass Kinder nach einer schweren RSV-Infektion im Säuglingsalter später häufiger unter Atemwegsproblemen oder asthmatischen Beschwerden leiden. Eine österreichische Studie dokumentierte zudem, dass RSV-Infektionen bei Kindern deutlich gravierendere Verläufe zeigen als COVID-19. Während 55 Prozent der jungen RSV-Patienten eine Sauerstofftherapie benötigten, waren es bei SARS-CoV-2 nur 9,5 Prozent.
Erhöhtes Infektionsrisiko
In Österreich müssen etwa ein bis zwei Prozent aller reifgeborenen Säuglinge aufgrund einer RSV-Infektion stationär behandelt werden. Die ARNI-Studie, die Daten aus Südösterreich zwischen 2015 und 2022 auswertete, ergab, dass jedes fünfte Kind unter fünf Jahren, das wegen einer Atemwegserkrankung ins Krankenhaus eingeliefert wurde, an RSV erkrankt war.
Für Kinder unter fünf Jahren besteht ein etwa dreieinhalb Mal höheres Risiko, sich im eigenen Haushalt mit RSV zu infizieren als für ältere Personen. Sie benötigen eine geringere Virusmenge und sind durch den engen körperlichen Kontakt zu Familienmitgliedern stärker gefährdet. Die Übertragung kann bereits erfolgen, bevor erste Symptome auftreten. Infizierte Personen sind normalerweise drei bis acht Tage ansteckend, wobei Frühgeborene oder immungeschwächte Kinder das Virus deutlich länger ausscheiden können.
Kostenfreier Schutz
“Mit einer einzigen Impfung lässt sich das Risiko einer schweren RSV-Erkrankung deutlich senken – und das kostenfrei”, erklärt Prim. Univ. Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Kerbl ist auch der Leiter der Kinder- und Jugendabteilung am LKH Hochsteiermark in Leoben und kann auf lange Jahre Erfahrung mit dem Virus zurückgreifen.
“Babys, die zwischen Anfang April und Ende September geboren wurden, sollten am besten jetzt – also vor Beginn ihrer ersten RSV-Saison – einmalig mit Nirsevimab (Markenname Beyfortus, Anm.) geschützt werden”, sagt Kerbl. Für Kinder, die zwischen Oktober und März zur Welt kommen, erfolgt die Gabe in der Regel direkt nach der Geburt, möglichst innerhalb der ersten Lebenswoche in der Geburtsklinik. Nur wenn die Mutter mindestens 14 Tage vor der Geburt eine RSV-Impfung erhalten hat, ist keine zusätzliche Gabe notwendig, heißt es seitens der ÖGKJ.
In Niederösterreich verläuft die Verabreichung analog zu anderen Impfungen im kostenfreien Kinderimpfprogramm. Ärzte ohne Hausapotheke stellen ein Rezept aus, während jene mit eigener Hausapotheke die Möglichkeit haben, direkt beim Großhandel zu bestellen. Hausarztpraxen fungieren dabei als primäre Anlaufstelle.
Die RSV-Prophylaxe schützt nicht nur einzelne Kinder, sondern entlastet auch die Kinderkliniken erheblich.
“In Österreich können so im Winter etwa 600 bis 1000 Hospitalisierungen vermieden werden”, betont Kerbl. Die Wintermonate führen regelmäßig durch gehäufte Atemwegsinfektionen zu extremen Belastungssituationen auf Kinderabteilungen.
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