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INTERVIEW

So wird die Wiener Gastronomie wieder aufblühen!

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FOTO: Kosmo-Redaktion

Die Gastronomie in Österreich hat sich in den letzten Jahren zahlreichen Herausforderungen gestellt – von der Corona-Pandemie bis hin zur Energiekrise. Martina Haslinger-Spitzer, stellvertretende WKO-Spartenobfrau, erläutert im Gespräch, wie sich die Branche weiterentwickelt und welche neuen Trends dabei eine Rolle spielen.

Wie hat sich die Gastronomie in den letzten Jahren entwickelt, insbesondere nach der Corona-Zeit und der Energiekrise?

Martina Haslinger-Spitzer: Die Gastronomie hat sich in den letzten Jahren durch schwierige Zeiten gekämpft, beginnend mit der Corona-Pandemie. Während der Pandemie mussten viele Betriebe einfach weiterarbeiten, wie es ging. Nach der Corona-Zeit kam die Energiekrise, die die Branche zusätzlich belastet hat. Aber es hat sich inzwischen eine gewisse Erholung eingestellt. Wir liegen jetzt bei 19 Millionen Nächtigungen, was ein sehr gutes Ergebnis ist. Der Innenstadt-Tourismus hat der Gastronomie in dieser Zeit sehr geholfen. Der ländliche Raum hingegen hat noch mit den Auswirkungen zu kämpfen, auch durch Maßnahmen wie das Parkpickerl, das Gäste aus anderen Bundesländern fernhält. Aber auch die Stammgäste kommen wieder, wenn auch nicht mehr so häufig wie früher.

Wie sehen Sie die Zukunft der Gastronomie?

Martina Haslinger-Spitzer: Ich denke, wir werden uns wieder auf ein Niveau wie vor der Pandemie bewegen, allerdings auf eine andere Weise. Die Vielfalt in der Gastronomie wird eine große Rolle spielen, vor allem mit kleinen, familiengeführten Betrieben, die sich auf Spezialitäten fokussieren. Der Trend geht hin zu mehr Individualität und Kreativität. Die Herausforderung wird sein, welche Betriebe langfristig Bestand haben. Besonders in der klassischen Gastronomie, wie Gasthäusern und Wirtshäusern, lässt das Interesse etwas nach. Ein weiterer großer Trend ist die Lieferküche, die durch das Homeoffice stark zugenommen hat. Viele Menschen lassen sich ihre Mahlzeiten nach Hause liefern, was die Gastronomie vor neue Herausforderungen stellt.

Was haben Sie in Ihrer Zusammenarbeit mit Peter Dobcak und als Stellvertreterin der Fachgruppe Gastronomie konkret erreicht? Gibt es besondere Projekte, auf die Sie stolz sind?

Martina Haslinger-Spitzer: Besonders stolz bin ich auf die Gastgewerbefachschule am Judenplatz (GAFA). Diese Schule existiert seit über 155 Jahren und wir haben es geschafft, dieses ehrwürdige Haus in den letzten zehn Jahren zu erhalten. Hier wird eine exzellente Ausbildung angeboten – vom Koch über Kellnerin bis hin zur Bürofachkraft. Und wir bieten auch eine Masterclass in Patisserie an, die in Österreich sehr gefragt ist.

Die Wiener Gastronomie steht oft im Fokus. Was sind die größten Herausforderungen, die speziell die Wiener Gastronomie betreffen, und wie gehen Sie damit um?

Martina Haslinger-Spitzer: Die größten Herausforderungen sind nach wie vor die Kalkulation unserer Preise. Wir können uns nicht mehr einfach daran orientieren, was andere Betriebe in der Nähe verlangen. Die Betriebskosten steigen ständig, genauso wie die Preise für Zutaten und Getränke, sei es von Brauereien oder Lieferanten. Zusätzlich haben wir einen Mangel an Fachkräften, was uns zwingt, unseren Mitarbeitern kleine Benefits zu bieten, damit sie bleiben.

Hat sich die Zielgruppe der Gastronomie nach der Corona-Zeit verändert?

Martina Haslinger-Spitzer: Ja, das hat sich definitiv verändert. Besonders die Jugend hat das „Ausgehen“ nach der Pandemie verloren. Es war einfach eine andere Zeit, in der man mehr zuhause geblieben ist. Die Nachtgastronomie leidet unter dieser Veränderung, vor allem auch durch Anrainerbeschwerden über Lärm und Rauch vor den Lokalen. Früher war die Ottakringer Straße ein Hotspot, aber jetzt ist es ruhiger geworden. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Gastronomie, da es nicht nur ums Essen geht, sondern auch um die Atmosphäre.

Können Sie uns mehr über die neuen Schulungen und Kalkulationsworkshops erzählen, die für Gastronomiebetriebe angeboten werden? Was sind die Hauptziele dieser Programme?

Martina Haslinger-Spitzer: Wir bieten regelmäßig Workshops und Schulungen zu verschiedenen Themen an, darunter Hygiene, Allergene und auch Erste-Hilfe-Kurse. Es ist wichtig, dass Gastronomiebetriebe nicht nur kulinarisch, sondern auch im Bereich Sicherheit und Hygiene bestens aufgestellt sind. Wir arbeiten dabei mit Partnern wie der MA 59 zusammen. Darüber hinaus bieten wir auch kostenlose Berufsinformationswochen an, in denen Schülerinnen und Schüler die Gastronomie kennenlernen und sich über Ausbildungsmöglichkeiten informieren können.

Wie motivieren Sie die Mitarbeiter in der Gastronomie?

Martina Haslinger-Spitzer: Ein wichtiger Ansatz ist die duale Lehrausbildung, bei der junge Menschen sowohl in der Praxis als auch in der Theorie geschult werden. Wir bieten den Auszubildenden auch die Möglichkeit, verschiedene Betriebe zu besuchen und sich ein Bild von der Vielfalt der Gastronomie zu machen. Es ist uns wichtig, die Ausbildung als einen attraktiven und zukunftssicheren Beruf darzustellen.

Glauben Sie, dass die Gastronomie nach der Pandemie wieder genauso beliebt wird wie früher?

Martina Haslinger-Spitzer: Ich hoffe es, und ich glaube, es wird wieder eine starke Entwicklung geben. Es wird zwar noch etwas dauern, aber die Gastronomie hat sich gewandelt, und wir müssen uns an die neuen Trends und Bedürfnisse anpassen. Die Vielfalt und Kreativität werden eine größere Rolle spielen und das wird die Branche sicherlich wieder spannend machen.