Der frühere Chirurg Joël Le Scouarnec (73) steht ab dem 24. Februar in Vannes, Frankreich, vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, zwischen 1989 und 2014 insgesamt 299 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht oder vergewaltigt zu haben, oft während diese unter Narkose standen.

Das Durchschnittsalter der Opfer beträgt etwa 11 Jahre. Der Prozess soll klären, wie der massive Missbrauch mehr als zwei Jahrzehnte lang unentdeckt bleiben konnte.
Aufzeichnungen der Grausamkeit
Le Scouarnec führte akribisch Tagebücher über seine Vergehen. In diesen beschreibt er sich selbst als „Exhibitionist, Voyeur, Sadist, Masochist, Fetischist, Pädophiler“ und äußerte sogar Freude über seine Taten. Diese Notizen enthielten detaillierte Beschreibungen der Übergriffe sowie die Identitäten von 158 Jungen und 141 Mädchen.
Bereits 2020 wurde Le Scouarnec zu 15 Jahren Haft verurteilt, nachdem er des Missbrauchs an mehreren Kindern, darunter seine Nichten und eine junge Patientin, für schuldig befunden wurde. Bei Durchsuchungen fanden Ermittler Tagebücher, in denen er seine Taten detailliert festhielt, sowie über 300.000 kinderpornografische Bilder und kindgroße Sexpuppen.
Versagen des Systems
Der Prozess untersucht auch die Frage, inwieweit Le Scouarnec von seinem Umfeld gedeckt wurde. Bereits 2005 wies das FBI französische Behörden auf seine Aktivitäten in kinderpornografischen Foren hin, dennoch durfte er seine Arbeit fortsetzen. Auch ein Verdacht von Kollegen hatte keine Konsequenzen, obwohl der regionale Ärzteverband eingeschaltet wurde. Vermutlich wussten auch Familienmitglieder über seine Taten Bescheid.
Der Prozess in Vannes wird voraussichtlich bis Juni andauern und soll nicht nur die individuelle Schuld Le Scouarnecs klären, sondern auch das Versagen eines Systems untersuchen, das die Rechte und den Schutz der Schwächsten über Jahre hinweg vernachlässigte.
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