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Anfrage

Sprachförderung in Kindergärten verfehlt Ziel komplett

(FOTO: BKA/Florian Schrötter)
(FOTO: BKA/Florian Schrötter)

Die ambitionierten Ziele der 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern, die Zahl der außerordentlichen Schüler in der ersten Schulstufe um 20 Prozent zu senken, wurden deutlich verfehlt. Laut einer parlamentarischen Anfrage der NEOS, beantwortet durch Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), stieg die Zahl dieser Schülergruppe sogar um nahezu 20 Prozent.

Doch wer sind diese „außerordentlichen Schüler“? Es handelt sich dabei um Kinder, die aufgrund unzureichender Deutschkenntnisse Schwierigkeiten haben, dem Unterricht in der Volksschule zu folgen. Die Statistik zeigt, dass ihre Zahl von 14.292 im Schuljahr 2018/19 auf 16.740 im Schuljahr 2021/22 anstieg – ein Plus von 17 Prozent.

Burgenland und Tirol

Dieser Trend zeichnet sich in den Bundesländern unterschiedlich ab. Besonders auffällig sind die Zuwächse im Burgenland und in Tirol mit 140 bzw. 105 Prozent. Einzig Oberösterreich konnte die Zahl der außerordentlichen Schüler um sechs Prozent senken. Wien, das Bundesland mit der höchsten Anzahl dieser Schüler, liegt mit einem Zuwachs von 17 Prozent exakt im Österreich-Schnitt.

Gründe für Zuwachs

Als Hauptgründe für diese Entwicklung werden die Covid-19-Pandemie und die Zuwanderung angeführt. Während der Pandemie wurde das verpflichtende Kindergartenjahr ausgesetzt, was zur Folge hatte, dass die Kinder die Förderangebote seltener in Anspruch nahmen. Zudem sind laut Statistik Austria acht bis neun Prozent der Kinder in der Vorschule bzw. ersten Schulstufe weniger als ein Jahr in Österreich – sie konnten daher die Kindergärten und die Sprachförderangebote nicht besuchen.

Zweites verpflichtendes Kindergartenjahr

„Man sieht, dass Sprachförderung nicht ausreichend stattfindet“, kommentierte der Wiener Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) die Situation. Seine Forderung: ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr für ganz Österreich. In Wien hat man bereits reagiert und die Sprachförderung ausgebaut, 77 zusätzliche Personen wurden für die Kindergärten eingestellt.

Wenig Wert auf Qualität

Die NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre kritisiert jedoch, dass die Umsetzung der 15a-Vereinbarung für die Jahre 2022/23 bis 2026/27 nicht evaluiert wurde. Ihrer Meinung nach wurde neben dem quantitativen Ausbau zu wenig Wert auf Qualität gelegt. „Wir müssen den Leuten, die in diesem Bereich arbeiten, eine Perspektive geben“, so Künsberg Sarre. Sie fordert einen Stufenplan für Verbesserungen im Kindergartenwesen und kritisiert, dass trotz der verfehlten Ziele keine systematischen Maßnahmen ergriffen werden.

Der Kindergartensektor leidet nach wie vor unter Personalmangel. Daher unterstützen die NEOS die am Montag vorgestellte Petition der Träger und Kindergarteninitiativen. „Es ist traurig, dass die Stakeholder jedes Jahr mit denselben Themen am Tag der Elementarbildung auf sich aufmerksam machen müssen“, so Künsberg Sarre.

Die Fakten liegen auf dem Tisch: Die Ziele der 15a-Vereinbarung wurden verfehlt, die Zahl der außerordentlichen Schüler steigt.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.