Graz wagt einen umstrittenen Schritt im Kampf gegen Drogenprobleme: Kontrollierte Räume für Heroinkonsumenten sollen öffentliche Plätze sicherer machen.
Im Grazer Gemeinderat wurde kürzlich ein Antrag einstimmig angenommen, der für Diskussionen sorgt: Die Stadt plant die Einrichtung sogenannter „Druckräume“, in denen Suchtkranke unter kontrollierten Bedingungen Substanzen wie Heroin konsumieren können. Der Vorschlag stammt von Michael Winter aus dem Korruptionsfreien Gemeinderatsklub Graz (KFG), der damit den Drogenproblemen in Graz begegnen will. Das Konzept versteht sich als „temporäre, gesellschaftliche Notlösung“.
Ulf Zeder, Suchtkoordinator der Stadt Graz, betont gegenüber der „Kleinen Zeitung“, dass es sich keineswegs um einen „Giftlerservice“ handelt. Vielmehr diene die Initiative der Allgemeinheit, indem gebrauchte Spritzen aus öffentlichen Toiletten entfernt werden – eine Maßnahme, die besonders Kinder vor Verletzungsgefahren schützen soll.
⇢ Drogen-Cocktail tötet Schüler – Obduktion offenbart Schock-Details
Das Vorhaben wäre österreichweit das erste seiner Art, während in Nachbarländern wie der Schweiz und Deutschland vergleichbare Einrichtungen bereits etabliert sind. In Graz werden jährlich fast eine Million Spritzen dokumentiert, wobei der Großteil über den Spritzentausch im Caritas-Kontaktladen erfasst wird. Diese Anlaufstelle bietet Konsumenten auch kostenlose Analysen der Substanzen an.
Risikominimierung fördern
Der Leiter des Caritas-Kontaktladens in der Orpheumgasse, Harald Ploder, unterstützt das Vorhaben. Er erklärt, dass Drogenabhängige niemanden gefährden wollen, jedoch oft nur auf unhygienische und unsichere Orte wie öffentliche Toiletten ausweichen können. Die geplanten Druckräume würden laut Ploder zur „Risikominimierung und Gesundheitsförderung“ beitragen.
Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) unterstreicht die Bedeutung der Suchthilfe als wesentlichen Bestandteil kommunaler Gesundheitsarbeit. In Graz verfolge man einen „solidarischen, kommunal verankerten Ansatz“, der auf Prävention und Gefahrenreduktion abzielt. Für Krotzer ist entscheidend, dass sich Suchtpolitik im Alltag bewährt.
Rechtliche Hürden
Bis zur Realisierung der ersten österreichischen Druckräume sind jedoch noch Hürden zu überwinden. Für solche Einrichtungen müsste zunächst das Suchtmittelgesetz auf Bundesebene angepasst werden. Zahlreiche rechtliche Fragen bleiben laut Bericht der „Kleinen Zeitung“ noch ungeklärt.
Die Stadtverantwortlichen planen daher, eine entsprechende Petition zu initiieren.
Folge uns auf Social Media!














