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KOSOVO-SERBIEN

Thaçi: „Es wir keinen Exodus geben. Wir werden Teile Südserbiens angliedern“

Hashim Thaci - Politco
(FOTO: Politico)

Auch wenn in den vergangenen Tagen alles den Anschein machte, als ob die Pläne für eine „friedliche Grenzregulierung“ ins Wasser gefallen sind, so sprach sich der kosovarische Präsident kürzlich abermals für genau diese Lösung des Kosovo-Konfliktes aus.

In den letzten Wochen und Monaten war ein Gebietstausch zwischen den beiden Streitparteien ganz groß im Gespräch. Der serbische Präsident Aleksandar Vučić wollte damit eine „Abgrenzung von den Albanern“ (KOSMO berichtete) erreichen, da „sich die Albaner sonst wegen ihrer hohen Geburtenzahl tief ins serbische Kernland ausbreiten würden.“ Auch sein kosovarischer Kollege, Hashim Thaçi schien von dieser Lösung angetan.

Im Detail würde dies eine Zuschlagung des mehrheitlich von Serben bewohnten Nord-Kosovos zu Serbien bedeuten. Im Gegenzug würde die Region rund um die südserbische Stadt Preševo, die mehrheitlich über albanische Einwohner verfügt, an den Kosovo angegliedert werden.

Spannungen ließen Pläne platzen
Dann kam es jedoch Anfang September abermals zu Spannungen zwischen den beiden Ländern. Während Vučić am Kosovo eine lt. serbischen Medien „historische Rede“ hielt, in der er Milošević als „großen Führer“ bezeichnete (KOSMO berichtete), sprach sich Thaçi ganz deutlich gegen eine Grenzregulierung aus: „Der Norden wird Teil des Kosovo bleiben, es wird keine Abspaltung geben.“ (KOSMO berichtete)

Versöhnung und Wiederaufnahme
Allen Anschein nach, dürfte sich die serbisch-kosovarische Front wieder beruhigt haben. Zumindest wenn man sich eine kürzliche Rede des kosovarischen Präsidenten genauer ansieht. Diese war an, wie Thaçi selbst sagte, „alle Skeptiker gegen ein friedliches Abkommen zwischen Kosovo und Serbien gerichtet.“

Auch wenn er seine zukünftigen Schritte nicht detailliert erläuterte, so betonte der kosovarische Präsident, dass die Gegner einer Grenzkorrektur mit Leichtigkeit Angst vor einer Destabilisierung der Region schürten. „Sie machen mit genau jenen Argumenten Panik, die bereits vor der Unabhängigkeitsverkündung des Kosovos benutzt wurden“, so Thaçi.

Preševo, Medveđa und Bujanovac bald kosovarisch?
„Ein friedliches Abkommen über Grenzkorrekturen zwischen Kosovo und Serbien, insofern dieses vereinbart wird, wird in seiner Ganzheit konform mit dem internationalen Recht sein. Solch ein Abkommen sieht die formale Anerkennung des Kosovos durch Serbien und die Zuschlagung von Preševo, Medveđa und Bujanovac zum Kosovo vor“, betonte der kosovarische Präsident.

Auch wenn zahlreiche EU-Staaten und Politexperten von solch einer Lösung warnen, da man befürchtet, dass auch andere Balkanstaaten, bzw. deren Minderheiten, Grenzänderungen verlangen werden, so ist sich Thaçi sicher, dass das Abkommen zwischen Serbien und Kosovo ein Paradebeispiel werden könnte:

„Ich kann versichern, dass es zu keinen Grenzkorrekturen anhand ethnischer Linien kommen wird. Ebenso wird es keinen Exodus der Bevölkerung und keinen Dominoeffekt geben. Vielmehr wird dieses Abkommen die sogenannte Büchse Pandoras mit einem schweren Stein schließen. Dieser Fall könnte in Zukunft als Präzedenzfall gelten, der unabdingbar für die friedliche und nicht kriegerische Lösung zwischenstaatlicher Streitigkeiten sein wird“, resümierte Thaçi.