Am Sonntagabend wird das vorläufige Ergebnis der Nationalratswahl voraussichtlich detaillierter ausfallen als je zuvor. Dies ermöglicht das 2023 verabschiedete Wahlrechtsänderungsgesetz, das heuer erstmals zur Anwendung kommt. Das Innenministerium geht dennoch davon aus, dass das vorläufige Ergebnis erst spät in der Nacht da ist.
Neue Regelung zur Auszählung der Wahlkarten
Wahlforscher Christoph Hofinger vom Institut Foresight, das am Sonntag für ORF und APA die Hochrechnungen erstellt, prognostiziert, dass durch die neuen Regelungen etwa 80 Prozent der ausgestellten Wahlkarten bereits am Sonntag in den Heimatgemeinden mit ausgezählt werden. Diese Reform bedeutet, dass bei dieser Wahl bis zu 1,2 Millionen zusätzliche Stimmen zu zählen sind, verglichen mit dem Urnengang 2019. Grundlage dieser Schätzung ist die Rekordzahl von 1.436.240 ausgestellten Wahlkarten – ein deutlicher Anstieg gegenüber den etwas über eine Million im Jahr 2019 und rund 889.000 bei der Nationalratswahl 2017.
Genauer Ablauf der Auszählung
Eine wesentliche Änderung sieht vor, dass Wahlkarten, die bis Freitagmittag vor der Wahl eintreffen, bereits am Sonntag zusammen mit den direkt im Wahllokal abgegebenen Stimmen ausgezählt werden. Wahlkarten, die zwischen Freitagnachmittag und Sonntag (17 Uhr) bei den Bezirkswahlbehörden eingehen, werden am Montag ausgezählt. Wahlkarten, die in einem anderen Regionalwahlkreis abgegeben wurden, werden schließlich am Donnerstag ausgewertet und den korrekten Regionalwahlkreisen zugeordnet.
Diese gestaffelte Auszählung wird die ersten Hochrechnungen nach Wahlschluss um 17 Uhr beeinflussen. Hofinger rechnet damit, dass die ersten Hochrechnungen eine Schwankungsbreite von etwa zwei Prozentpunkten aufweisen werden, da zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich erst ein Drittel der Stimmen ausgezählt sein wird.
Schwankungsbreite gefallen
Die Unsicherheit der Hochrechnungen wird sich im Laufe des Abends verringern, sobald mehr Stimmen ausgezählt sind. Nach endgültiger Auszählung aller Sonntags-Stimmen und unter Einbeziehung der Wahlkartenprognose wird die Schwankungsbreite voraussichtlich auf rund 0,4 Prozentpunkte sinken. Dies ist ein Fortschritt gegenüber den rund 0,7 Prozentpunkten vor der Reform.
Laut Hofinger wird sich die Platzierung der Parteien am Sonntagabend stabilisieren, sofern ein Abstand von mindestens 0,8 Prozentpunkten besteht. In Bezug auf den Einzug in den Nationalrat können sich Parteien sicher fühlen, wenn ihre prognostizierten Ergebnisse inklusive Briefwahlstimmen 4,4 Prozent oder höher betragen.
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