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Konjunkturdämpfer

Weltbank kappt Hoffnung für Westbalkan – Wachstum bricht ein

Detailansicht von Finanzhandel-Grafiken auf einem Monitor, die Börsentrends veranschaulichen.
(Foto: Pexels)

Wirtschaftliche Wolken über dem Westbalkan: Die Weltbank korrigiert ihre Wachstumsprognosen nach unten. Die sechs Länder der Region stehen vor mehrfachen Herausforderungen.

Die Weltbank senkt ihre Wachstumsprognose für den Westbalkan (Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien). Die sechs Länder der Region werden 2025 voraussichtlich nur um 3,2 Prozent wachsen – ein halber Prozentpunkt weniger als bisher angenommen. Erst 2026 soll das Wachstum wieder auf 3,5 Prozent anziehen.

Als Hauptgrund für die gedämpften Aussichten nennt die Weltbank die schwächelnde Konjunktur in der Europäischen Union sowie zunehmende globale Unsicherheiten. „Diese Faktoren könnten die Wachstumsaussichten in der Region weiter belasten“, warnt Xiaoqing Yu, Westbalkan-Direktorin der Weltbank. Die bisherigen optimistischeren Prognosen hatten auf niedrigen Inflationsraten, steigenden Löhnen und wachsenden öffentlichen Investitionen basiert.

Im Ländervergleich sieht die Weltbank Kosovo mit einem erwarteten Plus von 3,8 Prozent an der Spitze, gefolgt von Serbien mit 3,5 Prozent und Albanien mit 3,2 Prozent. Für Bosnien und Herzegowina rechnen die Experten mit 2,7 Prozent Wachstum, während Nordmazedonien mit 2,6 Prozent das Schlusslicht bildet.

Trotz der Herausforderungen schneiden die Westbalkanstaaten im Vergleich zu manchen anderen EU-Beitrittskandidaten noch relativ gut ab. Rumänien beispielsweise muss sich 2024 mit einem prognostizierten Wachstum von nur 1,3 Prozent begnügen – deutlich unter früheren Erwartungen und weit hinter den Westbalkanländern.

Empfohlene Reformen

Um die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit zu stärken, empfiehlt die Weltbank den Westbalkanstaaten eine Diversifizierung ihrer Wachstumsquellen und die konsequente Umsetzung struktureller Reformen. Zu den Schlüsselmaßnahmen zählen der Abbau von Arbeitsmarkthürden – insbesondere für Frauen –, eine vertiefte regionale Wirtschaftsintegration, bessere Governance-Standards und mehr Wettbewerb zur Steigerung der Produktivität.

Die Weltbank weist zudem auf die Herausforderungen durch den Klimawandel hin. Steigende Temperaturen und Extremwetterereignisse werden gemeinsam mit dem Übergang zu einer grünen Wirtschaft die Beschäftigungsstrukturen in der Region grundlegend verändern. Dies erfordere eine erhebliche Anpassung der Arbeitskräfte.

Klimawandel-Anpassung

Die Westbalkanstaaten sollten ihre Sozialsysteme und Arbeitsvermittlungsdienste reformieren, um die Bevölkerung sowohl gegen Unwetterfolgen zu schützen als auch auf neue Beschäftigungsmöglichkeiten im Zuge des ökologischen Wandels vorzubereiten.

Konkret empfehlen die Experten einen besseren Schutz des Arbeitseinkommens bei Beschäftigungsschocks und flexiblere Sozialsysteme, um Verarmung zu verhindern. Gleichzeitig sei die Umschulung von Arbeitskräften für grüne Jobs entscheidend, um auf die veränderte Nachfrage nach Qualifikationen zu reagieren und dadurch Produktivität und Wirtschaftswachstum zu fördern.

Infrastrukturlücken als Wachstumshemmnis

Ein wesentliches Hindernis für schnelleres wirtschaftliches Wachstum bleibt die unterentwickelte Infrastruktur in der gesamten Region. Die Westbalkanländer liegen beim Infrastrukturausbau noch immer deutlich hinter dem EU-Durchschnitt zurück. Diese Defizite beeinträchtigen sowohl die regionale Integration als auch die Anbindung an die europäischen Märkte erheblich.

Abschließend betont die Weltbank die Bedeutung einer beschleunigten Umsetzung von Reformen im Rahmen des EU-Beitrittsprozesses.

Dazu gehören der Beitritt zum einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum (SEPA) und die Einführung sogenannter grüner Spuren zur Vereinfachung des grenzüberschreitenden Handels.