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SOMMER 2020

„Wie geht das, brate?“: Die 6 No-Gos im Österreich-Urlaub

5) No Šaban, no cry
Balkanesen sind gesellige Leute, die – wenn sie irgendwo in die Fremde kommen – gerne mal auch offensiver und offenherziger herzeigen, was ihr Kulturkreis alles zu bieten hat. So zeigt man gerne Leuten aus anderen Ländern das Foto des zuletzt geschlachteten Spannferkels oder Lamms, den Hintergrundbildschirm mit den Felgen des aufgemotzten BMW 3-ers und die Fotos von Jelenas 18. Geburtstag, als Papa den Maserati auf Kredit gemietet hat, um sie vor die Disco zu fahren. Alles schön und gut. Aber, bitte, Leute: Wenn ihr den Gipfel bezwingt und wenn ihr irgendwo auf der Almhütte, in den Bergen oder auf einem „typisch österreichischen Place“ seid, dann zeigt etwas Sensibilität und dreht vielleicht Šabans Musik nicht über die JBL-Balkan-Jumbo-Box auf derartige Lautstärke, so dass euch die nächsten drei Nachbardörfer unten im Tal hören. Tiroler und Vorarlberger haben keine Ottakringer Straße und wissen noch immer nicht, was in den Wiener Bezirken längst Gang und Gäbe ist. Man kann es ihnen ja langsam beibringen, indem man durch ihr Dorf ein paar Runden mit der „bembara“ dreht und ein bißchen kommerzige Šabanko-Bananko-Jugomusik aufdreht. Später dann richtige Šaban, oida. Eh klar.

6) Kapelle ist nicht Trubači
Bei österreichischen Dorf-, Zelt- und Freiwillige-Feuerwehr-Festen tritt oft die Blasmusikkapelle auf. Was rein visuell vielleicht an ein Balkan-„Dernek“-Festl erinnert – täuscht jedoch und man sollte es nicht mit dem Trubači-Phänomen am Balkan verwechseln. Und nein, bitte – vor allem nicht in Zeiten von Corona – nicht Schein mit Spucke klebrig machen und an die Stirn des Musikers oder der Musikerin kleben, wie das am Balkan Tradition hat. Das ist in Österreich eher unüblich. In Österreich kriegen MusikerInnen zumeist eine reguläre Gage und sind nicht auf die Gnade und Großherzigkeit von lokalen Balkan-Sherrifs angewiesen, die – à la Balkans Big-Fußballboss Zdravko Mamić – dann den Musikern die Scheine zustecken (siehe Video unten). Es ist auch nicht üblich, sich vor den Musikern aufzuführen und sein bestes „Kolo“, gelernt im Folkloreverein, auszupacken. Es geht hier mehr um die Musiker und ihre Musik als um die, die wichtig herumstehen.