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UNGERECHTE VERTEILUNG

Zuerst EU, jetzt WHO: Der Balkan wird beim Impfen komplett im Stich gelassen

(FOTOS: iStockphotos)

Die Westbalkanstaaten hatten sich auf das WHO-System Covax für die Impfstoffbeschaffung verlassen. Doch nun scheinen sie auch hier im Stich gelassen zu werden.

Brüssel versprach den Balkanstaaten ein Corona-Hilfspaket in der Höhe von 70 Millionen Euro. Bisher sei davon aber noch nichts angekommen. Daher legten die Westbalkanstaaten ihre große Hoffnung auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit ihrer internationalen Behörde COVAX. Diese sollte sich um die Impfstoffbeschaffung kümmern und so die Ungleichheit im Kampf gegen Covid-19 ausgleichen. Doch nun scheint der Westbalkan auch hier im Stich gelassen zu werden.

Nach EU lässt nun auch die WHO die Westbalkanstaaten im Stich?
Während die EU-Mitgliedern Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Kroatien bei der Impfung auf die Bestellungen der EU-Kommission zurückgreifen können, setzten die restlichen Westbalkanländer auf das Beschaffungssystem COVAX der WHO. Von den Westbalkanstaaten ist der Impfstoff bisher nur in Serbien angekommen. Mittlerweile kann man dort den US-amerikanischen Impfstoff von Biontech/Pfizer, den russischen Sputnik V, den chinesischen oder den europäischen Impfstoff bekommen.

Eigentlich sollte COVAX, das Impfstoffbeschaffungsprogramm der WHO, eine faire und zeitnahe Verfügbarkeit von Covid-19-Impfstoffen gewährleisten, unabhängig von der Kaufkraft der Länder. Doch tatsächlich sind die Südosteuropäer, die sich darauf verließen, nun in den Hintergrund geraten.

Neben Impfstoffen fehlt auch ausgebildetes medizinisches Personal
Nach Albanien wurden etwa bisher nur zehntausend Pfizer-Impfdosen geliefert. Dennoch ließ sich Premier Edi Rama sofort nach Eintreffen der Dosen im Stadion von Tirana vor laufenden Kameras impfen. Kurz darauf kritisierte er die EU jedoch als „moralisch inakzeptabel“, da sie bei den Impfungen nur an sich denke.

In anderen Westbalkanstaaten reicht es unterdessen nicht einmal zum „Show-Impfen“, etwa im Kosovo und in Montenegro – vor März wird wohl nicht geliefert werden können. Dabei gab es gerade in diesen beiden Staaten viele Ansteckungen und Covid-19-Tote. Im Kosovo fehlt es zudem an ausgebildeten medizinischen Kräften, um die Impfungen überhaupt zu verabreichen. Sie werden zurzeit auch mit der Hilfe der WHO trainiert. In Bosnien-Herzegowina rechnet man Ende Februar mit einer ersten kleinen Lieferung.

Der bosnische Ministerpräsident, Zoran Tegeltija, will nun direkt mit den Pharmakonzernen, etwa mit Russland verhandeln, um an den Sputnik-V-Impfstoff zu kommen, nachdem es Probleme mit der EU und nun auch COVAX gab. Serbien und Nordmazedonien haben das längst getan. In Belgrad verlässt man sich vor allem auf den chinesischen Impfstoff Sinopharm, von dem bereits eine Millionen Dosen geliefert wurden. Dieser wird nun auch in Montenegro und in Nordmazedonien zur Anwendung kommen. Die Impfpolitik auf dem Balkan zeigt einmal mehr, dass der politische Einfluss von Russland und China steigt, sobald der Westen zögerlich oder unverlässlich agiert.

Quellen und Links: