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REPORTAGE

Alltagshelden: Menschen, die unser Leben erleichtern!

FOTO: zVg.

Tamara Đurđević, klinische und Gesundheitspsychologin im Gesundheitszentrum FEM Süd

Nach ihrem Bachelor- und Masterstudium in Banja Luka stellte sich Tamara großen Herausforderungen. Sie lernte Deutsch, zog nach Wien, ließ ihre Diplome nostrifizieren und absolvierte zwei Spezialisierungen. Heute arbeitet sie im Gesundheitszentrum FEM Süd im 10. Wiener Bezirk. Gleichzeitig schließt sie ihre Subspezialisierung in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien ab. Im Jänner plant sie, ihre eigene Praxis zu eröffnen.


Im FEM Süd unterstützt Tamara Frauen mit unterschiedlichen Herausforderungen. Dazu zählen Gesundheitsprobleme, Traumata, Scheidungen, der Verlust von Kindern, häusliche Gewalt und Mobbing. Sie hilft auch Frauen in schwierigen sozialen Situationen. Gemeinsam mit ihrem Team betreut sie Kinder, die Schwierigkeiten haben, sich in ein neues Umfeld zu integrieren. Zudem unterstützt sie Eltern in Lebenskrisen oder mit beeinträchtigter psychischer Gesundheit.


„Im Team von drei Personen bieten meine Kolleginnen und ich Unterstützung für Frauen, Eltern und Mädchen in BKS-Sprachen (Bosnisch, Kroatisch, Serbisch) an. Wir arbeiten sowohl in Einzel- als auch in Gruppentherapien. Unser Schwerpunkt liegt auf der Arbeit mit Einzelpersonen, aber wir organisieren auch Sitzungen mit Paaren sowie Workshops für Frauen, Kinder und Eltern. Eine unserer Hauptaufgaben ist es, Frauen zu helfen, die keine Unterstützung haben, deren Gesundheit beeinträchtigt ist und die kein Deutsch sprechen. Außerdem unterstützen wir Kinder bei der Integration, etwa bei der Suche nach Freunden und der Anpassung an die neue Umgebung.“

„Mentale Gesundheit ist die Grundlage für körperliches Wohlbefinden.“


Wie Tamara betont, suchen immer mehr Frauen Hilfe. Dies führt dazu, dass es Wartelisten gibt und Termine oft einen Monat im Voraus vereinbart werden müssen.
„Am häufigsten suchen Frauen mit schweren Gesundheitsproblemen wie Krebs, Autoimmunerkrankungen und Diabetes unsere Hilfe. Sie kommen nach Chemotherapien oder während des Heilungsprozesses und benötigen psychologische Unterstützung, wie sie ihren Alltag bewältigen können. Nach der Corona-Pandemie beobachten wir zudem einen Anstieg von sozialen Problemen, Scheidungen und familiären Krisen. Im Zentrum arbeiten wir außerdem immer häufiger mit Fällen von Depressionen, Angststörungen, Panikattacken, Traumata, Suizidgedanken und anderen psychischen Störungen.“

FOTO: zVg.


Trotz begrenzter Ressourcen des Zentrums kommen die Frauen immer wieder zurück, um Hilfe zu erhalten, auch wenn Wartezeiten nötig sind.
„Eine der größten Herausforderungen ist die Gewalt, die Frauen erleben – nicht nur durch Partner, sondern auch durch andere Familienmitglieder wie Eltern, Kinder oder Verwandte. Viele Frauen erkennen nicht, dass sie Opfer von Gewalt sind. Deshalb ist es wichtig, sie zu stärken und ihnen ihre Rechte zu vermitteln.“

Einige Stories hinterlassen einen besonderen Eindruck


„Meistens sind es Geschichten, die irgendwie mein eigenes Leben betreffen. Ich hatte den Fall einer Frau, die einen Schlaganfall überlebte, genau wie mein Vater. Wenn ich sie sehe, sehe ich meinen Vater. Ich versuche, sie zu ermutigen, aber diese Geschichte berührt mich besonders. Auch die Geschichten von Frauen, die Kriegstraumata, Vergewaltigungen, Inzest oder Krebs überlebt haben, sind sehr schwer. Ich bewundere diese Frauen und ihre Stärke, sich jeden Tag den Herausforderungen zu stellen.“
Tamara liebt ihren Job besonders, weil sie dabei wächst und sich weiterentwickelt. „Indem ich anderen helfe, lerne ich, wie wichtig es ist, das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten und dankbar für das zu sein, was wir haben.“

Botschaft an Frauen


„Ich rate jungen Frauen, zuerst an sich selbst zu arbeiten, bevor sie einen Partner wählen. Andererseits vergessen Frauen oft, sich um sich selbst zu kümmern, weil sie sich auf Kinder, Familie und Pflichten konzentrieren. Die Sorge um sich selbst ist der Schlüssel für die Gesundheit der Frau und ihrer Familie. Frauen sollten mehr auf sich selbst achten, einen Therapeuten aufsuchen und Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen. Mentale Gesundheit ist die Grundlage für körperliches Wohlbefinden. Diese beiden Aspekte gehen Hand in Hand, deshalb ist Selbstfürsorge eine Priorität.“

INFOBOX

  • Beratung im Gesundheitszentrum FEM Süd ist in folgenden Sprachen verfügbar: Deutsch, Englisch, BKS, Ukrainisch, Somali, Türkisch, Arabisch, Rumänisch, Spanisch, Farsi und Dari.
  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr.
  • Preis: 15 Euro pro Sitzung (in speziellen Fällen 8 Euro).
  • Telefonnummer: 01 60 191 5201

Die Fortsetzung der Geschichte finden Sie auf der nächsten Seite!