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Bauunfall

Baustellenunfall: Waren Chefs schuld am Tod von 4 Mitarbeitern?

Polizei-Deutschland-Verhaftung
(Foto: iStock/Pradeep Thomas Thundiyil)

Vier Arbeiter fanden vor zweieinhalb Jahren in Denklingen, Bayern, den Tod, als eine Betonplatte auf der Baustelle einstürzte. Am Montag, dem 20. April, wurden die beiden Direktoren des Bauunternehmens, ein Vater und Sohn, wegen des Unglücks verurteilt. Das Gericht verhängte bedingte Haftstrafen von acht und 14 Monaten. Beide sind zwar schuldig, aber nicht alleine verantwortlich für das Unglück.

Das Bezirksgericht in Landsberg verurteilte die Unternehmensleiter wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung. Der 64-jährige Chef des Unternehmens erhielt eine bedingte Haftstrafe von acht Monaten, während sein 30-jähriger Sohn, der Bauleiter auf der Baustelle war, verantwortlicher und eine höhere Strafe erhielt. Sie müssen auch 40.000 Euro an das Rote Kreuz, die Freiwillige Feuerwehr in Denklingen und an Überlebende zahlen. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig.

Vor Gericht gaben die Verteidiger der beiden Unternehmensleiter die Schuld ihrer Klienten zu, forderten aber, dass der Sohn nur eine kurze Haftstrafe und der Vater nur eine Geldstrafe erhält. Die Staatsanwältin beantragte eine Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten für den Sohn und eine Haftstrafe von einem Jahr und zwei Monaten für den Vater, beides bedingt auf Probezeit, sowie eine Geldstrafe. Die Anwälte der Nebenkläger stimmten dem größtenteils zu.

Das Gericht hob hervor, dass die beiden Geschäftsführer nicht allein für das Unglück verantwortlich waren. Auch das Planungsbüro hätte sich um die Sicherheit des Gerüsts kümmern können, selbst wenn es nicht explizit gefordert wurde. Der Vorarbeiter hatte auch die Baugrundlage errichtet und starb bei dem Unfall selbst.

Zur Erinnerung: Das Unglück ereignete sich im Oktober 2020 auf einer Baustelle, auf welcher das neue Hauptquartier des Bauunternehmens selbst gebaut wurde. Bei der Installation einer fünf Meter hohen Betondecke wurde eine unzureichende Stützstruktur errichtet.

Richter Michael Eberle sagte aus, dass die Gerüste aus verschiedenen Gründen „wie ein Kartenhaus“ zusammengebrochen seien. Unter anderem wurden falsche Träger verwendet.

Der Einsturz der Decke führte zum Tod von einem 16-jährigen Praktikanten, einem 34-jährigen Mann und zwei 37-jährigen Männern durch Trümmern und flüssigen Beton. Ein weiterer Arbeiter überlebte verletzt, leidet bis heute jedoch laut der Gerichtsmitteilung unter schweren psychischen Problemen.

Mag. Haris Dzidic
Mag. Haris Dzidic