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GLAUBENSSYMBOLE ENTFERNT

Erstes bosniakisches Grab auf Floridsdorfer Friedhof errichtet und sofort geschändet

(FOTOS: iStockphoto, zVg.)

Vor kurzem wurde auf einem bekannten Floridsdorfer Friedhof erstmals ein Moslem beerdigt. Doch nur wenig später wurde sein Grabstein bereits geschändet.

„Hier ruht ein anständiger und fleißiger Mensch ….“ – mit diesen Worten beginnt ein die Botschaft, die (vorerst) provisorisch an einem Grab auf einem Friedhof in Floridsdorf angebracht wurde. Hier begraben liegt der derzeit einzige Mann mit muslimischem Glauben auf dem Friedhof. Doch nur kurze Zeit später – noch bevor der Grabstein endgültig fertig gestellt werden konnte – war das Zeichen seines Glaubens spurlos verschwunden, ein grüner Halbmond. Von einem Unbekannten einfach entfernt, weil es anscheinend störte. Die Reaktion der Grabstätte: Der Familie des gebürtigen Bosniers wurde empfohlen, daran zu denken, keine Insignien, die auf den Glauben hinweisen, anzubringen. Für die Familie des ist das nicht akzeptabel.

„Wer die Geschichte dahinter nicht kennt, wird sich wahrscheinlich über dieses Schreiben wundern. Ich kenne den Verstorbenen und seine Familie, die diese Respektlosigkeit zu tiefst getroffen hat“, erzählt Gemeinderätin Ilse Fitzbauer. Die betroffene Familie fordert nun Respekt für den Toten und ihren Glauben.

Der Verstorbene war ein gebürtiger Bosnier und ist im Alter von 77 Jahren verstorben. 54 Jahre lang lebte er friedlich und ohne sich etwas zu Schulden kommen zu lassen mit seiner Familie in Österreich, fast 47 Jahre davon als österreichischer Staatsbürger. Er war islamischen Glaubens, das wusste niemand, außer seine aus dem Burgenland stammende Ehefrau erzählte es. Er hatte Kinder und Enkelkinder, baute ein Haus. Das Geld dafür verdiente er über Jahrzehnte im Gaswerk Leopoldau. Ein freundlicher Mann, stolz auf seine Lebensleistung.

Einziger Hinweis auf Glauben war grüner Sichel-Halbmond
Nicht nach Mekka ausgerichtet, sondern inmitten von Menschen mit oder ohne Glaubensbekenntnis wurde der 77-Jährige begraben. Neben Verstorbenen alteingesessener Floridsdorfer Familien und den imposanten Grabstätten großer Romafamilien. Den einzigen Hinweis auf seinen Glauben gab die angebrachte grüne Sichel des Halbmondes. Und genau dieses Symbol wurde seinem Grab zum Verhängnis, denn es war wahrscheinlich kein Zufall, dass ausgerechnet sein Grab als einziges im Umkreis beschädigt wurde. Davon ist die Familie überzeugt.

Durchaus gut gemeint, wurde der Familie daraufhin empfohlen daran zu denken keine Insignien, die auf den Glauben hinweisen, anzubringen, um weitere Zerstörungen seines Andenkens zu vermeiden. „Für die Familie nicht akzeptabel. Auch für uns kein gangbarer Weg. Friedhöfe sind Orte der Kultur und Teil der Stadtgeschichte. Unabhängig von Religion und Herkunft stellt die Friedhöfe Wien GmbH allen in Wien lebenden eine würdevolle Grabstätte zur Verfügung und legt großen Wert darauf, dass das so bleibt.“, stellen Fitzbauer und Gemeinderätin Safak Akcay, Integrationssprecherin der SPÖ Wien und selbst alevitischen Glaubens, fest.

Die Wiener Friedhöfe halten fest: „Es wurde uns zurückgemeldet, dass es aufgrund des Gedenkzeichens am Grab zu einzelnen Beschwerden von FriedhofsbesucherInnen kam.“ Allerdings hätte man vonseiten der Friedhofsverwaltung klargestellt, dass „die von der Friedhöfe Wien GmbH verwalteten Friedhöfe interkonfessionell geführt werden und der Bestattung verstorbener Personen ohne Unterschied von Religion, Bekenntnis, Weltanschauung, Herkunft, Rasse und sozialem Hintergrund, dienen.“

Die Integrationssprecherin der Wiener SPÖ, Safak Akcay, fügte hinzu: „Wien ist eine Stadt, die verschiedene Kulturen, Religionen und Lebensweisen vereint. […] Die Tatsache, dass er [Anm. der Verstorbene] als Muslim auf einem städtischen Friedhof inmitten vieler anderer Floridsdorferinnen und Floridsdorfer seinen Platz gefunden hat, zeigt wie integriert er war. Jener Respekt, den der Verstorbene Zeit seines Lebens seinen Mitmenschen entgegenbrachte, gebührt auch ihm und seiner trauernden Familie.“

Quellen und Links: