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Millionen-Spektakel

ESC 2026: In welcher Stadt wird der Song Contest stattfinden?

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FOTO: EPA/GEORGIOS KEFALAS

Nach dem Sieg Österreichs beim Eurovision Song Contest zeigt sich Kultur- und Medienminister Andreas Babler bereits am Sonntag erfreut über die Rückkehr des Musikspektakels nach Österreich. Mehrere Städte wie Innsbruck, Oberwart und Wels haben ihr Interesse als Austragungsort bekundet, während Graz eine Bewerbung in Erwägung zieht. Babler, der von einem „großen Moment für die österreichische Musikszene“ spricht, äußert sich zuversichtlich bezüglich der Finanzierbarkeit des Großereignisses und verweist auf bereits laufende Gespräche mit dem ORF zur Organisation und Finanzierung.

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Als Wien 2015 den Song Contest ausrichtete, meldete sich Bürgermeister Michael Ludwig umgehend zu Wort und brachte die Hauptstadt erneut ins Gespräch. Gegenüber der APA bezeichnete er den österreichischen Sieg als „großen Moment“ und „wunderbare Chance für Wien“. Die Stadt habe bereits 2015 bewiesen, internationale Großveranstaltungen professionell und mit kultureller Strahlkraft durchführen zu können.

Ludwig gratulierte dem Sieger herzlich und betonte dessen Verbindung zur Musik- und Kunstuniversität Wien, wo JJ klassischen Gesang studiert – für ihn „ein schöner Beleg für die hohe Qualität unserer Kultur- und Ausbildungslandschaft“. Auch MUK-Rektor Andreas Mailath-Pokorny teilte der APA mit: „Die ganze MUK-Familie ist stolz auf ihn!“

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Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler freute sich in einem Statement darüber, dass JJ „das Bild der Vielfalt und Diversität Wiens in die Welt getragen hat“ und verband damit die Hoffnung, Menschen aller Generationen für Oper und exzellente Musik zu begeistern. Wien stehe mit offenen Armen bereit „für Europa und den ESC 2026“.

Städte im Wettbewerb

Beim ESC 2015 hatten sich auch Graz und Innsbruck ernsthaft beworben. Die Tiroler Landeshauptstadt will nun erneut als Austragungsort kandidieren. Bürgermeister Johannes Anzengruber signalisierte der APA „großes Interesse“ und merkte an, dass nicht „alles in Wien“ stattfinden müsse: „Österreich ist größer.“ Mit einem Fassungsvermögen von bis zu 12.000 Zuschauern sei die Olympiahalle „prädestiniert“ für ein solches Event.

Zudem könne man die „Bergwelt“ einbeziehen, wenngleich eine komplette Austragung auf der Nordkette nicht realisierbar sei. Nach ersten Gesprächen mit dem Tourismusverband und den Verantwortlichen der Olympiahalle kündigte Anzengruber an: „Wir werden ein Topangebot liefern“.

Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr plant, eine mögliche Bewerbung der steirischen Landeshauptstadt im Stadtsenat zu diskutieren. In einer Stellungnahme gegenüber der APA betonte sie: „Das Vorhaben ist nur dann umsetzbar, wenn es von allen mitgetragen wird und die Kosten für die Stadt zu bewältigen sind.“ Mit der Stadthalle verfüge Graz nicht nur über die passende Infrastruktur, sondern auch über das erforderliche Know-how für Großveranstaltungen.

Die Grazer SPÖ-Vorsitzende Doris Kampus unterstützt eine ESC-Austragung in der Stadt: „Graz war Kulturhauptstadt Europas. Wir haben gezeigt, dass wir das können.“ Und der ESC passt zu uns als Menschenrechtsstadt“, erklärte sie im APA-Gespräch und fügte hinzu: „Kultur ist ein zentraler Teil unserer Identität. Jetzt ist es Zeit, dass wir wieder diesen Stellenwert im Herzen Europas einnehmen.“

Die steirische Landesregierung signalisiert grundsätzliche Offenheit für eine Bewerbung, verweist jedoch auf zahlreiche noch zu klärende Fragen. Zeitnahe Gespräche seien bereits geplant. Landeshauptmann Mario Kunasek befürwortet Großveranstaltungen in der Steiermark generell: „Sie haben für Quartiergeber und Gastronomen, auch viele Kilometer vom Veranstaltungsort entfernt, einen wirtschaftlichen Mehrwert und die Tourismusregionen der Steiermark können sich einem internationalen Publikum präsentieren.“

Bei einer Austragung im Raum Graz könnten seiner Ansicht nach auch das Burgenland sowie Kärnten mit der neuen Koralmbahn in die Planungen einbezogen werden. Für eine seriöse Bewerbung müssten jedoch zunächst „belastbare Zahlen auf den Tisch“, um den finanziellen Aufwand abschätzen zu können.

Landeshauptmannstellvertreterin Manuela Khom würde sich über den ESC in der Steiermark freuen, betont aber: „Es gehört zu einer verantwortungsvollen Politik, dass zuallererst konkrete Zahlen auf dem Tisch liegen müssen, um eine Finanzierung sicherstellen zu können.“ Zunächst liege der Ball beim ORF, der ein Konzept entwickeln und eine offizielle Ausschreibung veröffentlichen müsse.

Weitere Bewerber

Auch die drittgrößte Stadt des Burgenlandes, Oberwart, hat Interesse angemeldet. Bürgermeister Georg Rosner sieht „alle Voraussetzungen“ für die Ausrichtung solcher Events gegeben. Als einziges „Handicap“ nannte er die begrenzte Verfügbarkeit von Unterkünften, verwies jedoch auf Möglichkeiten in den nahegelegenen Orten Stegersbach und Bad Tatzmannsdorf. „Grundsätzlich wäre das Interesse da. Oberwart steht zur Verfügung“, erklärte Rosner.

Die Stadt Wels plant ebenfalls eine Bewerbung. Bürgermeister Andreas Rabl teilte der APA mit: „Wir bauen gerade eine neue Messehalle, die im März 2026 fertig wird, und investieren dafür rund 30 Millionen Euro. Wels möchte sich jedenfalls bewerben.“ Die neue Messehalle sei mit mehr als 10.000 Quadratmetern größer als die alte und liege zentral in Wels mit guter Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und Bahnanschluss. Sie eigne sich hervorragend für Großveranstaltungen und Konzerte, so Rabl.

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner würde den Song Contest 2026 gerne in ihrem Bundesland sehen. „Mit seinem großartigen Auftritt beim Song Contest hat JJ uns alle sehr stolz gemacht und unsere Kulturnation ins internationale Rampenlicht gestellt. Mit künstlerischer Qualität, Authentizität und Emotion hat JJ ganz Europa begeistert“, erklärte sie am Sonntagabend gegenüber der APA.

„Selbstverständlich würde sich Niederösterreich freuen, wenn der ORF den Song Contest bei uns ausrichten möchte.“ Der Wettbewerb stehe für Werte wie Zusammenhalt, Frieden und Solidarität: „Wo wäre daher ein besserer Austragungsort als bei uns in Niederösterreich, das wie kaum eine andere Region die Chancen Europas genutzt hat.“ Einen konkreten Veranstaltungsort nannte sie jedoch noch nicht.

Das Wörthersee Stadion, das 2014 ebenfalls als möglicher Austragungsort diskutiert wurde, scheidet für 2026 wohl aus: Eine damalige Evaluierung ergab, dass eine Austragung dort „nicht möglich“ sei, da zu kostspielige Anpassungen erforderlich wären, die später kaum noch Verwendung fänden. Die Stadt Klagenfurt musste daher am Sonntag „leider“ absagen, obwohl es „natürlich super wäre“. „Es ist aber bei uns einfach nicht möglich“, hieß es auf APA-Nachfrage.

Auch Salzburg wird sich voraussichtlich nicht bewerben. „Der Gedanke an sich wäre reizvoll, wir sind die Stadt der Musik. Wir werden aber nicht die erforderliche Infrastruktur dafür haben und es auch finanziell nicht stemmen können“, erklärte Bürgermeister Bernhard Auinger der APA. Die Veranstaltung benötige eine Vorlaufzeit von rund sechs Wochen, und gerade im April und Mai sei die Salzburgarena im Messezentrum gut gebucht.

Die ESC-Veranstaltungskosten von rund 40 Millionen Euro könne die Stadt nicht allein tragen. Ob sich das Land angesichts der finanziellen Lage beteiligen wolle, sei fraglich. „Hätten wir die Infrastruktur, würde ich versuchen, Gespräche mit Sponsoren aufzunehmen“, so der Bürgermeister. Salzburg hatte sich auch 2015 nicht um die Austragung beworben.

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Tourismus-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner sieht im ESC „eine riesige Chance für den Tourismusstandort Österreich“. Man könne „ein neues Kapitel schreiben – für Musik, für Tourismus und für das internationale Image unseres Landes“, erklärte sie in einer Aussendung.

Der ESC 2015 in Wien habe das wirtschaftliche Potenzial solcher Großveranstaltungen gezeigt: „Knapp 30 Millionen Euro Umsatz in Wien, über 100.000 Gäste, internationale Berichterstattung und ein Werbewert in dreistelliger Millionenhöhe – das sind Größenordnungen, die auch 2026 wieder möglich wären.“