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Naturschutzkonflikt

EU-Schutz ignoriert: Slowakei schickt Militär gegen 350 Braunbären

Ein Braunbär beobachtet im Nationalen Zoologischen Garten in Colombo, Sri Lanka, 03. März 2025.
EPA-EFE/CHAMILA KARUNARATHNE

Nach einem tödlichen Vorfall mit einem Wanderer greift die Slowakei zu drastischen Maßnahmen: 350 Braunbären sollen erlegt werden – trotz ihres EU-Schutzstatus.

Die slowakische Regierung hat nach einem tödlichen Zwischenfall mit einem Wanderer die Jagd auf 350 Braunbären freigegeben. Diese Maßnahme betrifft mehr als ein Viertel der gesamten Bärenpopulation des Landes, die auf etwa 1.200 Tiere geschätzt wird. Zur Begründung wurde eine Notlage zum Schutz der Bevölkerung ausgerufen.

Der tödliche Angriff ereignete sich Ende März in der Mittelslowakei, als ein 59-jähriger Mann unweit seines Hauses von einem Bären getötet wurde. Dies war nicht der erste schwerwiegende Vorfall – im Vorjahr wurden bereits zwei Menschen durch Bärenattacken getötet.

Staatssekretär Filip Kuffa vom Umweltministerium betonte auf Facebook die Bedeutung militärischer Unterstützung: „Die Ausrüstung und die technischen Hilfsmittel der Armee leisten einen enormen Beitrag bei der Identifikation der Braunbären.“ Bei einer der ersten Operationen wurde bereits ein Bär auf dem Gelände eines Freilichtmuseums in Pribylina unter Einsatz von Drohnen und Wärmebildtechnik erlegt.

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Betroffenes Museum

Das betroffene Museum, das bei Familien als Ausflugsziel beliebt ist, blieb seit der ersten Bärensichtung aus Sicherheitsgründen für Besucher gesperrt. Die Anlage beherbergt historische Bauernhäuser, eine Kirche und weitere Gebäude, die vor der Flutung durch einen Stausee gerettet und an diesem Standort neu aufgebaut wurden.

Naturschutz-Kritik

Der Abschussplan der Regierung stößt bei Naturschutzorganisationen auf heftige Kritik. Sie verweisen darauf, dass Braunbären in der EU durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992 unter strengem Schutz stehen. Allerdings erlaubt Artikel 16 dieser Richtlinie unter bestimmten Umständen eine kontrollierte Reduzierung des Bestands durch Jagd.

EU-Kommission prüft Maßnahme

Die EU-Kommission prüft derzeit, ob die geplante Tötung von 350 Braunbären im Einklang mit dem europäischen Naturschutzrecht steht. Die Behörde hat in vergleichbaren Fällen bereits betont, dass proaktive Maßnahmen zur Konfliktvermeidung Vorrang vor Abschüssen haben sollten.

Experten weisen darauf hin, dass Braunbären Menschen normalerweise meiden, jedoch aggressiv reagieren können, wenn sie überrascht werden oder ihre Jungtiere bedroht sehen.