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Familientragödie

Gefolterte Bürgermeisterin: Am Tag davor bat sie die Polizei um Hilfe – erfolglos

Bürgermeisterin Tatort
FOTO: EPA/CHRISTOPHER NEUNDORF

Verzweifelt suchte die SPD-Politikerin Schutz bei der Polizei – nur einen Tag später lag sie blutüberströmt im Wohnzimmer. Die Spur führt ins eigene Zuhause.

Iris Stalzer, die designierte Bürgermeisterin von Herdecke, hat sich offenbar bereits einen Tag vor dem schweren Messerangriff in einer Notsituation befunden. Wie aus Polizeikreisen bekannt wurde, suchte die 57-jährige SPD-Politikerin am Montag persönlich die Polizeiwache in Wetter auf, da sie sich von ihrer Adoptivtochter bedroht fühlte und um ihr Leben fürchtete.

Die Bürgermeisterin wandte sich in Abwesenheit ihres auf Geschäftsreise befindlichen Ehemanns an die Beamten. Ein Polizeisprecher bestätigte den zweimaligen persönlichen Kontakt an diesem Tag. “Ein Vorgang wurde angelegt, alle notwendigen Maßnahmen wurden getroffen”, erklärte der Sprecher.

Den Ermittlungen zufolge ging es bei dem Hilfegesuch erneut um häusliche Gewalt. Stalzer hatte offenbar schon mehrfach Konflikte mit ihrer Adoptivtochter bei den Behörden gemeldet. Bereits im Jänner verfasste die Kommunalpolitikerin einen Brandbrief an Polizei und Jugendamt, in dem sie ihre verzweifelte Lage schilderte und den Behörden vorwarf, sie im Stich zu lassen.

Der Polizeisprecher gab an: “Wir haben die Beschwerde mit ihr erörtert und abschließend bearbeitet.”

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Dramatische Eskalation

Die Situation eskalierte am Dienstagmittag dramatisch, als die 17-jährige Adoptivtochter selbst den Notruf wählte und behauptete, ihre Mutter sei Opfer eines Überfalls durch mehrere Männer geworden. Die eintreffenden Rettungskräfte fanden Stalzer schwer verletzt und blutüberströmt in einem Wohnzimmersessel vor.

Die Politikerin erlitt insgesamt 13 Stichwunden im Oberkörperbereich sowie Hämatome (Blutergüsse) und Schädelbrüche. Zeitweise bestand Lebensgefahr. Im Krankenhaus identifizierte Stalzer ihre Adoptivtochter als Täterin.

Brutaler Angriff

Nach ihrer Aussage versuchte das Mädchen zunächst, mit Deospray und Feuerzeug Haare und Kleidung der Mutter in Brand zu setzen. Anschließend soll sie Stalzer stundenlang im Keller gefoltert und schließlich mit zwei Messern attackiert haben.

Als mögliches Motiv gilt Rache, da sich die Tochter im Vergleich zum 15-jährigen Adoptivsohn benachteiligt gefühlt haben soll. Bei der Hausdurchsuchung entdeckten die Ermittler ein Tatmesser im Rucksack des Sohnes sowie blutverschmierte Kleidung der Tochter.

Beide Jugendlichen wurden in die Obhut des Jugendamtes übergeben.