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Abschied

Gegen alle Tradition: Franziskus ruht nicht im Petersdom

Der Sarg von Papst Franziskus wurde in den Petersdom überführt, um dort vor der Beerdigung aufgebahrt zu werden. 23.04.2025 FOTO: EPA-EFE/ALESSANDRO DI MEO
Der Sarg von Papst Franziskus wurde in den Petersdom überführt, um dort vor der Beerdigung aufgebahrt zu werden. 23.04.2025 FOTO: EPA-EFE/ALESSANDRO DI MEO

Papst Franziskus wurde am Samstag in der päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore im kleinen Kreis beigesetzt, nachdem er am Ostermontag im Alter von 88 Jahren in seiner Vatikan-Residenz Santa Marta verstorben war. Der Pontifex hatte noch am Tag vor seinem Tod der Ostermesse beigewohnt. Die traditionelle neuntägige Trauerzeit für den Papst, die sogenannte Novendiale, gilt noch bis zum 4. Mai, woraufhin das Konklave zur Wahl eines neuen Oberhaupts der katholischen Weltkirche zusammentreten wird.

Der Totenmesse auf dem Petersplatz wohnten zahlreiche Staats- und Regierungschefs, Monarchen sowie tausende Gläubige bei. Nach Vatikan-Angaben nahmen insgesamt mindestens 400.000 Menschen an den Trauerfeierlichkeiten teil.

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Der Leiter des Zivilschutzes, Fabio Ciciliano, würdigte den Ablauf der Zeremonie: „Es war ein außergewöhnlicher Tag, an dem sowohl die Bürger Roms als auch die Gläubigen aus aller Welt unter großer Anteilnahme Abschied von Papst Franziskus genommen haben.“

Dank an Helfer

Ciciliano dankte dem gesamten Zivilschutzdienst und besonders den 3.000 Freiwilligen für ihre Unterstützung der Gläubigen und betonte die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Präfektur von Rom. Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni sprach den Sicherheitskräften und der Stadt Rom ihren Dank für die Organisation der Trauerzeremonie aus, an der 160 Delegationen teilnahmen.

Über soziale Netzwerke äußerte Meloni: „Ihnen allen gilt der Dank der Regierung und mein eigener Dank dafür, dass sie mit Professionalität, Hingabe und Dienst für den reibungslosen Ablauf eines historischen Tages für Italien und die ganze Welt gesorgt haben.“ Auch Roms Bürgermeister Roberto Gualtieri zeigte sich zufrieden mit dem Ablauf der Feierlichkeiten.

Die in Rom versammelten Kardinäle planen, am Sonntag das Grab zu besuchen, nachdem sie zuvor um 10.30 Uhr eine Messe auf dem Petersplatz feiern. Die Leitung übernimmt Kardinal Pietro Parolin, der unter Franziskus als Kardinalstaatssekretär die zweithöchste Position im Vatikan innehatte.

Letzte Ruhestätte

Der verstorbene Pontifex hatte sich entgegen der Tradition nicht den Petersdom, sondern die Basilika Santa Maria Maggiore als letzte Ruhestätte gewünscht. Der aus Argentinien stammende Papst hatte dort regelmäßig vor der Ikone der Heiligen Jungfrau gebetet. Sein Grab trägt lediglich die schlichte lateinische Inschrift „Franciscus“.

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Franziskus ist erst der achte Papst, dessen sterbliche Überreste in dieser Kirche beigesetzt werden, und der erste seit Clemens IX. im Jahr 1669. Seit 1903 wurden alle Päpste im prunkvollen Petersdom zur letzten Ruhe gebettet.

Die Versammlung der wahlberechtigten Kardinäle muss zwischen dem 5. und 10. Mai zusammentreten, also 15 bis 20 Tage nach dem Tod des Papstes. Der genaue Termin für das Konklave könnte am Montag nach einer weiteren vorbereitenden Versammlung der Kardinäle bekanntgegeben werden. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx geht davon aus, dass das streng von der Öffentlichkeit abgeschirmte Konklave nur wenige Tage dauern wird.

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Das am 13. März 2013 begonnene Pontifikat von Franziskus, dem ersten Papst aus Südamerika, währte etwas mehr als zwölf Jahre. Der für seine Bescheidenheit und seinen Humor bekannte Jesuit hatte anfänglich Hoffnungen auf umfassende Reformen in der katholischen Kirche geweckt. Obwohl er die Vatikan-Behörden reformierte und der Kurie eine neue Verfassung gab, blieben weitere Reformen aus, was zu einer gewissen Ernüchterung führte.

Die päpstliche Basilika steht nun der Öffentlichkeit offen.

Das schlichte Marmorgrab des Papstes befindet sich in einem Seitenschiff nahe dem Altar des Heiligen Franziskus.

Bereits in den ersten Stunden nach der Öffnung strömten tausende Gläubige zur Grabstätte von Papst Franziskus in der Basilika. In den Tagen zuvor hatten rund 250.000 Menschen die öffentliche Aufbahrung besucht, um dem verstorbenen Papst die letzte Ehre zu erweisen.

Kandidaten für die Nachfolge

Für das bevorstehende Konklave werden mehrere Kardinäle als aussichtsreiche Kandidaten gehandelt. Der Italiener Matteo Zuppi, Erzbischof von Bologna, und der kanadische Kardinal Marc Ouellet gelten als mögliche Nachfolger. Beide stehen für unterschiedliche Reformanliegen innerhalb der Kirche und könnten jeweils unterschiedliche Akzente im künftigen Pontifikat setzen.

Vatikanbeobachter erwarten eine intensive Debatte über die Fortführung des von Franziskus eingeschlagenen Reformkurses.