Start Aktuelles

Hochzeitsbräuche in Österreich und am Balkan

Pixabay/StockSnap
Pixabay/StockSnap

Der glücklichste Tag im Leben eines Paares ist neben der Geburt eines Kindes wohl auch der Hochzeitstag. Traditionen und Bräuche werden gern in die Feierlichkeiten mit eingebunden, um dem Wesen des Festes zu entsprechen.

Wie überall hängen Bräuche und Traditionen vom Land und der jeweiligen Religion der Brautleute ab. Kommt man aus einem nicht all zu strengen Elternhaus, kann man sich als Brautpaar die Bräuche für seine Hochzeit auch selber individuell zusammenstellen.

Unterschied zwischen Brauch und Tradition

Redet man über Hochzeiten, so werden Wörter wie „Brauch“ und „Tradition“ meist in einem Atemzug genannt. Doch diese Begriffe sollten unterschieden werden. Nicht immer sind diese Bezeichnungen gleichzusetzen.

Ein Brauch ist eine wiederkehrende, soziale Handlung innerhalb einer Gruppe oder Gemeinschaft. Genauer betrachtet ist ein Brauch der Ausdruck einer Tradition und wohnt ihm inne. Durch Bräuche werden der Zusammenhalt der Gruppe gestärkt. Die Erhaltung und Weitergabe interner Bräuche ist wünschenswert.

Eine Tradition ist von Überzeugungen und Glaubensvorstellungen geprägt. Innerhalb einer Gruppe kann eine Tradition zur Kultur beziehungsweise einem Kulturgut mutieren.

Gemeinsame Hochzeitsbräuche in Österreich und am Balkan

Perfekt für eine multikulturelle Hochzeit: Bräuche die es in beiden Ländern gibt. Erstes Beispiel ist die Brautentführung: hier wird die Braut von den Trauzeugen, beziehungsweise von einem Teil der Hochzeitsgesellschaft auf eine Kneipentour mitgenommen. Im besten Fall bekommt der Bräutigam das erst etwas später mit und muss sich auf die Suche machen. In jedem Lokal wird von allen Entführern – und auch der Braut – ein Getränk konsumiert, dass der Bräutigam dann im Nachhinein zahlen muss. Bei der Begleichung der Rechnung ist die entführte Braut meist schon im nächsten Lokal. Der Bräutigam muss also schnell sein, wenn er seine Frau noch nüchtern zurückhaben will.

Die Sachen der Braut versteigern, ist ein schöner Brauch, denn er spült Geld in die Kasse der frisch Angetrauten. Meistens werden die anwesenden Kinder damit beauftragt den Schuh oder Blumenstrauß der Braut zu stehlen. Dabei sollte die Trauzeugin den ganzen Abend über sehr aufmerksam sein, denn ihre Aufgabe ist des, den Raub zu verhindern. Wird aber doch ein Strauß oder Schuh gestohlen, versteigert man ihn an die Hochzeitsgesellschaft. Üblicherweise werden die Sachen an die Braut retourniert, das Geld wandert in die Flitterwochenkasse und der – meist minderjährige – Dieb erhält eine kleine Belohnung.

Das Anschneiden der Hochzeitstorte ist so ziemlich überall das Gleiche – die Art und Weise jedoch nicht. Generell gilt: wer die Hand beim Anschneiden oben hat, der wird auch in der Ehe die Hosen an haben. Am Balkan kommt noch das „auf den Fuß treten“ dazu. Wer dem anderen zuerst auf die Füße tritt – während dem Anschneiden der Torte – der hat die Oberhand.

Neben den national traditionellen Bräuchen und Traditionen, gibt es auch ähnliche: das Schießen am Hochzeitstag gibt es beinahe in jeder Kultur. Damit sollten früher böse Geister verjagt werden, um dem Brautpaar einen guten Weg in die Zukunft zu ebnen.

Hochzeitsbräuche in Österreich

In Österreich werden zunehmend Hochzeiten im amerikanischen Stil gefeiert – so wie man das in Hollywood Filmen sieht. Doch hat diese Art einer Hochzeit nicht viel mit den üblichen, traditionellen, österreichischen Hochzeiten zutun. Eine Kombination aus amerikanischer Zeremonie und österreichischen Bräuchen erfreut sich in den letzten Jahren ebenfalls zunehmender Beliebtheit.

Das Baumstammsägen ist vor allem in ländlichen Gebieten sehr beliebt. Dabei soll die Zusammenarbeit der Brautleute demonstriert werden. Außerdem ist es ein Zeichen für die Gleichberechtigung innerhalb der Ehe. Der Brauch geht bis ins Mittelalter zurück und ist auch in Süddeutschland und der Schweiz weit verbreitet.

Die Tradition des Brautstrauß Werfens wurde von den Engländern übernommen. Sie wird – im Vergleich zur Menschheitsgeschichte – erst kurz in Europa praktiziert. Der skurrile Hintergrund ist auf den Glauben, dass „Stücke der Braut“ Glück bringen, zurückzuführen. Früher hatte man bei einer Hochzeit versucht ein Stück Stoff des Hochzeitskleides zu ergattern oder sich eine Strähne des Haares der Braut zu schnappen. Gegen Ende der Hochzeit war die Braut meist nicht wiederzuerkennen. Als Ausweg dachte man sich den Brautstraußwurf aus, um die Zukünftige vor der Hochzeitsgesellschaft zu schützen.

Die Morgengabe wird am Morgen nach der Hochzeit verschenkt. Die Braut erhält eine kleine Aufmerksamkeit von ihrem frisch Angetrauten. Der Ursprung geht auf den Verlust der Jungfräulichkeit zurück. Als Ausgleich gab es für die Bräute meist ein Schmuckstück. Die Morgengabe wurde unter dem Kopfkissen platziert. Findet die Braut das Geschenk selbstständig, verheißt das Glück für die Ehe.

Hochzeitsbräuche auf dem Balkan

Am Balkan sehen die Bräuche ein wenig anders aus. Sind allerdings ebenso charmant. Der Bräutigam muss am Morgen der Hochzeit seine Braut aus dem Elternhaus freikaufen. Zu diesem Zweck muss er sich erst den Weg freischießen, indem er einen hoch platzieren Apfel treffen muss. Erwischt er ihn nicht, findet auch keine Hochzeit statt. Natürlich wird ein bisschen nachgeholfen, wenn es nicht gleich klappt.

Wurde der Apfel erfolgreich aus der Höhe vertrieben, steht der Weg für den Bräutigam frei, seine bald Angetraute in die Arme zu schließen. Doch auch jetzt sind noch ein paar Hürden zu überwältigen. Denn die Braut muss freigekauft werden. Hat der Bräutigam einen passenden Preis genannt, wird die Braut übergeben. Manchmal spenden die Eltern der Braut das erworbene Geld auch der Flitterwochenkasse, manchmal aber auch nicht.

Sind alle finanziellen Angelegenheiten geregelt, macht sich die Hochzeitsgesellschaft auf zur Kirche. Angeführt vom Brautvater, der die Nationalflagge an der Spitze des Zuges trägt. Eine große Ehre, die sich kein Brautvater einfach so nehmen lässt. Gleichzeitig ertönen Klänge einer Roma-Band, die die Gesellschaft zur Kirche begleitet. Dabei werden den Musiklern immer wieder Geldscheine zugesteckt, was dem Brautpaar Glück bringen soll.

Verläuft alles nach Plan, steht die Braut am Ende der Hochzeitszeremonie bei dem Haus, in dem das Brautpaar leben soll. Jetzt muss die Braut dem Brauch des „Apfelwerfens“ nachgehen. Sie muss einen Apfel über das Dach werfen, nur das verheißt Glück für die Ehe.