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Fußballgeschichte

Keine Luft gekriegt”: Tor-Gala katapultiert Arnautovic in Legenden-Status

Arnautovic
FOTO: EPA/GINTARE KARPAVICIUTE

Mit Tränen in den Augen und vier Treffern gegen San Marino krönt sich Marko Arnautovic zum neuen Rekordtorschützen Österreichs – ein emotionaler Meilenstein nach langer Jagd.

Marko Arnautovic konnte seine Emotionen kaum zügeln. Mit Tränen in den Augen eilte der 36-jährige Stürmer nach dem historischen 10:0-Erfolg gegen San Marino direkt auf die Tribüne, um seinen Vater zu umarmen. Die jahrelange Jagd nach Toni Polsters Torrekord hatte endlich ihr Ende gefunden.

Seit September 2022 trägt der Wien-Favoriten-Stürmer bereits den Titel des Rekordnationalspielers. In mittlerweile 128 Länderspieleinsätzen hat er nun 45 Treffer auf seinem Konto – einen mehr als die österreichische Stürmerlegende Polster. “Es war eine Ehre, mit ihm da oben um den Rekord zu kämpfen”, würdigte Arnautovic seinen Vorgänger.

“Ich weiß, dass Toni Polster eine sehr, sehr große Legende hier ist im österreichischen Fußball. Riesengroßes Kompliment und Lob an ihn, dass er so lange da oben war – alleine.” Viele Angreifer hätten versucht, Polsters Marke zu knacken, die dieser in 95 Partien zwischen 1982 und 2000 aufgestellt hatte. Arnautovic gestand: “Von meinem früheren Teamkollegen Marc Janko hätte ich geglaubt, dass er es schaffen würde. Jetzt habe eben ich das gemacht.”

Emotionaler Teammoment

Der Jubel seiner Mitspieler, die von der Ersatzbank auf ihn zustürmten, rührte den Rekordtorschützen besonders. “Wenn wir keine Familie wären, dann wäre es nicht so passiert.” Die Szene hatte allerdings auch ihre kuriose Seite: David Alaba kassierte für seinen Jubellauf eine Gelbe Karte.

Michael Gregoritsch, der als Erster losgerannt war, atmete erleichtert auf: “Ich bin sehr, sehr erleichtert, dass nicht ich sie bekommen habe”, gestand der Stürmer, der sonst im kommenden WM-Qualifikationsspiel am Sonntag in Rumänien gesperrt gewesen wäre. “Das hätte ich mir nicht verziehen.”

Für Arnautovic bedeutete der Rekord auch eine mentale Entlastung. Seine Teamkollegen hatten ihn in den vergangenen Wochen immer wieder mit der bevorstehenden Bestmarke aufgezogen, und auch medial war das Thema omnipräsent. “Jetzt reden wir nicht mehr über den Rekord”, stellte der neue Rekordhalter erleichtert fest.

Als er nach einem Zuspiel von Nikolaus Wurmbrand Geschichte schrieb, war er überwältigt: “Es war ein bisschen zu viel, muss ich ehrlich sagen, ich habe keine Luft gekriegt. Ich war emotional.”

Historische Leistung

Der Viererpack des Inter-Mailand-Stürmers hielt auch der VAR-Überprüfung stand und katapultierte ihn in einen exklusiven Kreis. Arnautovic ist erst der vierte Österreicher seit dem Zweiten Weltkrieg, dem mehr als drei Treffer in einem Länderspiel gelangen. Zuvor hatten nur Hans Krankl (6 Tore beim 9:0 gegen Malta 1977), Erich Probst (5 Tore beim 9:1 gegen Portugal 1953) und Erich Hof (5 Tore beim 7:1 gegen Zypern 1968) dieses Kunststück vollbracht.

Die Europameisterschaft im kommenden Sommer könnte den Abschluss seiner glanzvollen Nationalmannschaftskarriere markieren. Doch Arnautovic hat noch größere Pläne: “Ich will einfach nur zur WM, die WM spielen, euch allen die Hand geben und das war’s”, erklärte er nach seiner Gala-Vorstellung vor den Journalisten.

Der Abend im Wien-Prater hatte für ihn fast surreale Züge: “Ich habe keine Ahnung, was hier passiert ist. Alles war perfekt. Wir haben zweistellig gewonnen, ich habe den Torrekord gebrochen.” Als Sahnehäubchen hatte WM-Konkurrent Bosnien auf Zypern nur ein 2:2 erreicht.

Einzig San Marinos Torhüter Edoardo Colombo musste Arnautovic enttäuschen – das in der Halbzeit versprochene Trikot behielt der Rekordtorschütze dann doch für sich: “Es kommt in meine Kollektion, es hat eine sehr große Bedeutung für mich.”

Dabei betonte Arnautovic, dass der Rekord für ihn zuvor nicht im Fokus stand: “Mein einziges Ziel war, zur Weltmeisterschaft zu kommen.” Um das Torverhältnis auf dem Weg dorthin aufzubessern, hatte sich das Team vorgenommen, gegen San Marino zweistellig zu gewinnen – was mit dem höchsten Länderspielsieg in der ÖFB-Geschichte auch eindrucksvoll gelang.

In den Geschichtsbüchern des österreichischen Fußballs hat sich Arnautovic längst verewigt. “Marko ist ein außergewöhnlicher Spieler in der österreichischen Geschichte”, würdigte Sturmpartner Gregoritsch seinen Kollegen, wollte ihn aber nicht in eine historische Rangliste einordnen.

“Ich glaube, das wäre unfair.”