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Immobilienpreise

Kommentar: Neue Kreditkriterien machen Eigentum unmöglich

iStock/Sophie Walster
iStock/Sophie Walster

Seit Montag gelten für die Vergabe neuer Wohnkredite verschärfte Reglungen. Es geht dabei um Eigenmittel, Kreditrate und Laufzeit. Die Steine, die einem privaten Kreditnehmer dabei vor die Füße geworden werden, sollen Ausfälle bei der Kreditrückzahlung verhindern.

Sie suchen eine Eigentumswohnung oder ein Haus mit mindestens 70 Quadratmetern in Wien oder Umgebung? Da sind Sie nicht die einzige Person! Viele Menschen bemühen sich, ihrer Familie genügend Platz zu bieten um ein schönes Leben zu führen. Doch da scheitert es meist am Geld. Zum Glück kann man sich einen Bankkredit aufnehmen, den man dann jahrelang unter Angst und Bangen abbezahlen muss. Wird man unverschuldet arbeitslos, schlottern einem die Knie bis zum nächsten Jobangebot – das Eigentum ist in Gefahr.

Schon vor den neuen Kreditvergabekriterien war es für bestimmte Personengruppen anstrengend an Kapital zu kommen. Selbstständige haben beispielsweise schon direkt im Vorhinein eine eher schlechte Reputation wenn es um Bankkredite geht. Denn man könnte ja Aufträge verlieren und weniger Geld mit Heim bringen. (So wie es jedem passieren kann, egal ob selbstständig oder nicht.)

Die Österreichische Nationalbank beschwert sich schon seit längerem über die Vergabereglungen der Kredite – zu lasch! Die Österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) reagierte Anfang des Jahres darauf, indem sie die nun geltenden Regelungen vorlegte: 20 Prozent des Kaufpreises muss in Form von Eigenkapital zur Verfügung stehen. Die Kreditrate darf 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens nicht überschreiten. Die Kreditlaufzeit ist auf maximal 35 Jahre begrenzt.

Für Jungfamilien eine beinahe unmögliche Hürde, die es zu überwinden gilt, wenn man irgendwann mal in seinem eigenen Haus sitzen will. Rechnen wir uns das mal aus. Als Beispiel dient ein Einfamilienhaus in Liesing, das bei willhaben gerade zum Kauf angeboten wird.

Die Grundfläche beträgt 535 Quadratmeter, die Wohnfläche 139 Quadratmeter. Das Haus ist im guten Zustand und kostet 599.000 Euro. Wobei der Preis nur ein Richtwert ist, zudem darf man die Maklerkosten nicht vergessen. Ein Makler sagte einmal zu mir, dass man auf JEDEN Kaufpreis etwa 20 Prozent draufschlagen muss, um den ECHTEN Preis, den man dann auch bezahlen muss, zu ermitteln.

Weiter mit dem Rechenbeispiel: im Grunde beträgt der ECHTE Kaufpreis des Hauses also 718.800 Euro. Das geforderte Eigenkapital für den passenden Kredit wären dann 143.760 Euro, die man selbst haben müsste, um sich einen Kredit zu nehmen, der einem dieses Haus ermöglicht. Grob geschätzt müsste man bei einer Laufzeit von 35 Jahren monatlich etwa 1400 Euro zurückzahlen! ABER HALT! Das ist ja noch längst nicht alles! Denn diese 1400 Euro dürfen nur 40 Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen. Im Grunde müsste ein Haushalt dann mindestens 3500 Euro netto im Monat erwirtschaften, um überhaupt Anrecht auf einen Kredit zu haben. Das geht sich bei vielen Menschen vorne und hinten nicht aus.

Aber nicht verzweifeln! Wir können weiter in unseren kleinen Mietwohnungen sitzen und auf den nächsten Lockdown warten, während die Immobilienpreise weiter steigen und der Traum vom Eigenheim in ungeahnte Weiten entschwindet.

Anmerkung: Personen, die schon vor dem 01.August ihren Kredit bewilligt bekommen haben, haben keine Änderungen zu befürchten.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.