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REPORTAGE

Luftangriffe 1999: Uranbombardement verseucht Serbien

Jedes Projektil beinhaltet 372 Gramm abgereichertes Uran. (FOTO: Getty Images)

Opfer des abgereicherten Urans
Zwei Nišer Bürger, die beide infolge der Kontamination mit abgereichertem Uran an Karzinomen erkrankt sind, schließen sich der Klage gegen die NATO an, und zwar nicht nur im eigenen Interesse und dem der Serben, sondern auch für die Albaner aus dem Kosovo und alle anderen weltweiten Opfer, die mit denselben Projektilen beschossen wurden.

Rodoljub Vuković (69)
Rodoljub stammt aus Niš, ist von Beruf qualifizierter Metallverarbeiter und wurde aufgrund des vollkommenen Verlusts der Arbeitsfähigkeit mit 60 Jahren pensioniert. Als freiwilliger Reservist hat er 1999 am Kosovo-Krieg teilgenommen und war in Peć, Dečane, Junik, Radovinsko Jezero und Kročare eingesetzt.

Vuković: „Meine Krankheiten wurden durch das abgereicherte Uran ausgelöst. (FOTO: zVg.)

„Die ersten gesundheitlichen Probleme spürte ich 2001. Es begann mit dem Magen und ging auf die Harnblase und die Harnwege über. Ich konnte weder Speisen noch Getränke zu mir nehmen und verlor stark an Gewicht. Dann wurde 2002 ein Harnwegstumor diagnostiziert und ich wurde noch im selben Jahr operiert. 2003 folgte eine Operation wegen eines Tumors am Mageneingang. Als die Probleme mit der Lunge begannen, glaubten die Ärzte, dass ich bereits Metastasen hatte, aber zum Glück handelte es sich nur um eine schwere Lungenentzündung. 2007 bekam ich dann einen Herzinfarkt, 2008 wurde mir ein Stent eingesetzt und 2009 ein zweiter. 2010 erhielt ich einen Herzschrittmacher. Demnächst erwartet mich eine Herzklappenoperation, und die Ärzte sind sich sicher, dass all das mit dem abgereicherten Uran zu tun hat, das Blutgerinnungsstörungen hervorruft“, erzählt Rodoljub, der monatlich 6.000 bis 7.000 Dinar für Medikamente ausgibt, obwohl seine Pension nur 17.100 Dinar beträgt.

Vuković: „Ich konnte weder Speisen noch Getränke zu mir nehmen und verlor stark an Gewicht.“

Vuković erwähnt, dass viele seiner Freunde an Karzinomen leiden. „Die Vereinigung für den Schutz der Rechte der Kämpfer hat ca. 7.000 Mitglieder, die 1999 an dem Krieg im Kosovo teilgenommen haben. Ca. 14 % der Mitglieder sind bereits verstorben, die meisten an Krebs, und viele sind schwer erkrankt und wollen sich den Klagen anschließen. Glauben Sie mir, wenn wir im Krieg gefallen wären, hätten wir es leichter gehabt, denn so sind wir zu einem langsamen Tod verurteilt“, unterstreicht Rodoljub.

Dragan Milenković (47)
Dragan lebt in Niš, und bevor er mit 44 Jahren krankheitsbedingt als Invalide 1. Kategorie pensioniert wurde, arbeitete er als ausgebildeter Fahrer. Als Reservist verbrachte er 1999 ca. einen Monat in Uroševac und Umgebung.

Dragan Milenković hat Leukämie und einen bösartigen Tumor der Lymphknoten. (FOTO: zVg.)

„Die ersten Krankheitssymptome, nämlich Lungenentzündungen, hatte ich 2003 und 2004, aber ich nahm an, dass das mit der langen Zeit zusammenhing, die ich hinter dem Steuer meines Sattelschleppers verbracht hatte. Dann aber, 2016, wurden meine Beine gelähmt, ich konnte vor Schmerzen in der Lunge nicht mehr atmen und wurde mit der Rettung ins Nišer Krankenhaus gebracht. Ein Jahr verbrachte ich mit verschiedenen Untersuchungen und kam dann in die Militärmedizinische Akademie, wo chronische Leukämie und später auch ein bösartiger Tumor der Lymphknoten festgestellt wurden. All das führte dazu, dass es mir auch psychisch schlecht geht und ich mit einer schweren Depression in Behandlung bin. Heute haben Metastasen die Lunge, das Rückenmark, die Milz, die Bauchspeicheldrüse und den Kopf befallen. Es geht mir sehr schlecht, und schon bald habe ich die nächsten Operationen“, erzählt Dragan KOSMO unter Schmerzen.

„Heute haben Metastasen die Lunge, das Rückenmark, die Milz, die Bauchspeicheldrüse und den Kopf befallen.“

Neben der Krankheit ist auch die Armut eine schwere Belastung, denn unser Gesprächspartner sagt, dass er nicht weiß, wie er ohne die Hilfe seiner Eltern und Freunde überleben sollte. Seine Medikamente kosten monatlich 7.000 bis 16.000 Dinar und seine Pension beträgt nur 23.274 Dinar.