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FACEBOOK SOLL HELFEN

Mutter sucht Freunde für Sohn mit Downsyndrom

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(FOTO: Facebook-Screenshot)

Die Frage „Wo sind meine Freunde?“ wurde für Donna Herter aus Minnesota (USA) zur täglichen Belastungsprobe. Ihr Sohn Christian, 24 Jahre alt und mit Down-Syndrom vermisste schmerzlich den Kontakt zu Gleichaltrigen. Nachdem der Schulabschluss bereits fünf Jahre zurückliegt, fiel es ihm zunehmend schwerer, neue Freundschaften zu knüpfen.

Die Mutter schilderte Christians Zustand als depressiv und entschied sich, seinem Leid ein Ende zu setzen. Mit einem öffentlichen Facebook-Aufruf suchte sie nach Personen, die Zeit mit ihrem Sohn verbringen möchten – gegen Bezahlung.

Donna Herter appellierte an junge Männer zwischen 20 und 28 Jahren und versprach 80 Dollar für zwei Stunden Gesellschaft. Alles, was sie tun müssten, sei mit Christian Videospiele zu spielen und Zeit zu verbringen. Die Mutter betonte, dass ihr Sohn sich vor allem einen männlichen Freund wünsche, mit dem er typische Männeraktivitäten unternehmen könne.

Sie veröffentlichte den Aufruf in ihrer Nachtschicht gegen 4 Uhr in der Früh. Als sie später aufwachte, sah sie 5.000 Kommentare. Sie war zunächst überwältigt und wollte den Aufruf dann wieder löschen. Doch auf Rat eines Freundes sah sie sich die Antworten genauer an: Vorschläge und Freiwillige meldeten sich und auch andere Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen suchten Rat und Unterstützung.

Die soziale Interaktion ist für das Wohlbefinden von Menschen mit Down-Syndrom von großer Bedeutung. Eine australische Studie aus dem Jahr 2018 zeigte, dass junge Erwachsene mit Down-Syndrom und mindestens drei sozialen Kontakten eine deutlich bessere Lebensqualität aufweisen. Christian besuchte zwar Veranstaltungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, sehnte sich aber auch nach Freundschaften mit neurotypischen Personen, wie seine Mutter erklärte.

Donna Herter führte Gespräche mit mehreren jungen Männern aus der Region und reduzierte die Auswahl schließlich auf sieben. Diese besuchen Christian nun im wöchentlichen Wechsel und verbringen Zeit mit ihm.

James Hastings, einer der ausgewählten Freunde, berichtete im Interview mit CBS News, dass er bereits mit Menschen mit Behinderungen arbeitet und eine Leidenschaft dafür hat. Durch die Treffen mit Christian habe er gelernt, die Welt anders zu betrachten und die Ähnlichkeiten zwischen den Menschen wertzuschätzen. „Als ich den Beitrag zum ersten Mal las, brach es mir das Herz, dass sie das Gefühl hatte, sie müsse Leute dafür bezahlen, mit Christian befreundet zu sein“, sagte Hasting gegenüber CBS News. Er sagte, dass er Christian bisher dreimal besucht habe und dass sie normalerweise Videospiele spielten oder einen Film schauten.

Dank des Facebook-Aufrufs erhielt Christian nicht nur neue Freunde, sondern auch zahlreiche Geschenke.

Er hatte auch besondere Erlebnisse: So traf er lokale Feuerwehrleute, wurde zum Ehrenbürgermeister von Wencville ernannt und ging mit Marines bowlen. Seine Mutter beschrieb Christians Veränderung: „Jeden Abend geht er mit einem Lächeln im Gesicht ins Bett. Er erzählt jedem von seinen neuen Freunden.“

Donna Herter möchte mit ihrer Geschichte dazu ermutigen, aufeinander zuzugehen und Freundschaften zu schließen. Denn wie sie selbst erkannte, jeder brauche einen Freund: „Eines Tages habe ich darüber nachgedacht. Ich saß einfach nur da und dachte: ‚Was ist, wenn ich keinen Freund habe? Was ist, wenn ich buchstäblich niemanden habe, den ich anrufen, mit dem ich reden oder Zeit verbringen kann?‘ Es hat mich sehr getroffen, als ich darüber nachdachte“, schloss sie.