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Salmonellen

Nach Kebab-Skandal: Gastrovertreter gegen Pflicht-Herkunftskennzeichnung

FOTO: iStock/Abdulkadir ARSLAN
FOTO: iStock/Abdulkadir ARSLAN

Im Zuge des jüngsten Salmonellen-Skandals, ausgelöst durch verdorbenes Kebab-Fleisch aus Polen, entfacht in Österreich eine Debatte über striktere Kontrollen und Herkunftskennzeichnungen. Trotz Gegenwind aus der Gastronomie fordern Politiker und Bürger höhere Lebensmittelstandards und mehr Transparenz.

Kürzlich führte verdorbenes Kebab-Hendl-Fleisch zu 27 Salmonellenvergiftungen und kostete einen 63-jährigen Kärntner das Leben. Dieser Vorfall entzündete eine Debatte über Herkunftskennzeichnungen und strengere Kontrollen. Der Vertreter der Wirtschaftskammer (WKÖ) für die Gastronomie-Sparte, Mario Pulker, trat aufgrund des Vorfalls gegen eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung ein und sprach sich stattdessen für strengere Importkontrollen und einheitliche EU-weite Standards in der Tierhaltung aus.

Bürokratischer Aufwand

Pulker lehnt die Kennzeichnung jeder Zutat mit der Begründung ab, dass dies zu hohen bürokratischen Aufwand bedeute: „Was ist, wenn es dann ausgeht, wenn ich auf eine andere Ware zurückgreifen muss“, fragt er und betont, „Es gibt in der Praxis so viele große Probleme.“ Obwohl die Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie freiwillig ist, müssen Betriebe, die mit Fleisch aus Österreich werben, mit Kontrollen rechnen. „Wenn du oben stehen hast, du verkaufst Fleisch aus Österreich, dann werden auch die Lieferscheine kontrolliert“, sagt Pulker. „Das ist auch gut so“.

Der Gastronomie-Spartenobmann der WKÖ betont, dass die Auswahl der Produkte den Gastronomen selbst überlassen bleiben sollte: „Ich glaube, da muss man schon jedem dann selbst überlassen, was er hier einkauft, was er hier verkauft.“

Unterschiedliche EU-Standards

Eine besondere Herausforderung stellen die unterschiedlichen EU-Standards für das Tierwohl und Tiergesundheit dar. So dürfen in der Hühnerhaltung bis zu 42 kg Tiere pro Quadratmeter gehalten werden. Österreich hält sich hingegen an strengere Vorgaben von 30 bzw. 21 kg in Biobetrieben. Pulker kritisiert diese Ungleichheit: „Das kann ja eigentlich in einer Europäischen Union nicht sein, dass das eine Land eine höhere Besetzungsdichte hat beim Geflügel als das andere Land. Und man sich dort nachher gegenseitig Konkurrenz macht.“

Österreich: Tödliche Salmonellen in Kebab-Fleisch aus Polen gefunden

Das österreichische Landwirtschaftsministerium setzt sich laut Ö1-Bericht dafür ein, die EU-Standards auf österreichisches Niveau zu heben. Doch ein Widerstand der großen fleischproduzierenden Mitgliedsstaaten wie Polen, Tschechien und Deutschland ist bereits vorprogrammiert. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Kebab-Spieße, die zuletzt europaweit für Salmonellenvergiftungen sorgten, aus Polen stammten.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.