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Eskalation

Nach Trump-Putin-Telefonat: Feuerhölle über Kiew – 539 Drohnen im Angriff

FOTO: EPA-EFE/MIKHAIL TERESHCHENKO/SPUTNIK/KREMLIN POOL
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In der Nacht zum Freitag erlebte Kiew den heftigsten Drohnenangriff seit Beginn des russischen Angriffskriegs. Zahlreiche Wohngebäude gerieten in Brand, als Schwärme von unbemannten Flugobjekten über der ukrainischen Hauptstadt niedergingen. Die massive Attacke erfolgte nur kurze Zeit nach einem Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Staatschef Wladimir Putin.

Trump äußerte sich am Freitagmorgen enttäuscht über das Gespräch, da Putin offenbar keine Bereitschaft zur Beendigung des Krieges gegen die Ukraine signalisiert habe. „Ich konnte keinerlei Fortschritte erzielen“, hatte der US-Präsident bereits tags zuvor erklärt und angekündigt, nun mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kontakt treten zu wollen. Erst zu Wochenbeginn war bekannt geworden, dass Washington seine Waffenlieferungen an Kiew reduzieren wird.

Massive Zerstörung

Die Angriffswellen dauerten bis in die frühen Morgenstunden an. Nach Angaben der ukrainischen Luftstreitkräfte wurden insgesamt 539 Drohnen und elf Raketen gegen die Hauptstadt eingesetzt. Die Flugabwehr konnte 270 Drohnen abschießen, während 208 weitere ihre Ziele verfehlten.

Der ARD-Korrespondent Vassili Golod berichtete auf der Plattform X von einer Stadt in Flammen. Militärverwaltungschef Tymur Tkatsenko teilte über Telegram mit, dass im Kiewer Stadtbezirk Solomjanka mehrere Brände in Wohnhäusern ausgebrochen seien. Bürgermeister Vitali Klitschko bezifferte die Zahl der Verletzten auf mindestens 14 Personen.

In fünf weiteren Stadtteilen wurden ebenfalls durch Drohnen verursachte Schäden registriert. Stundenlang war Flugabwehrfeuer im gesamten Stadtgebiet zu hören. „Über Kiew befinden sich sehr viele Ziele. Wir bekämpfen russische Drohnen in allen Bezirken“, erklärte Tkatsenko. Neben Wohngebäuden wurden auch Eisenbahnanlagen, andere Infrastruktur und Fahrzeuge in der gesamten Stadt beschädigt oder in Brand gesetzt.

Gegenseitige Angriffe

Laut ukrainischen Luftwaffenangaben setzte das russische Militär bei dem Angriff auch mindestens eine Hyperschallrakete vom Typ Kinschal ein. In mehreren aufeinanderfolgenden Wellen wurden zudem ballistische Raketen und Marschflugkörper auf Ziele in Kiew und der Umgebung abgefeuert. Unbestätigten Berichten zufolge galt ein Hauptziel der Attacke dem Militärflugplatz Wassylkiw südlich der Dreimillionenmetropole.

Im südrussischen Gebiet Rostow kam unterdessen eine ältere Frau bei einem ukrainischen Drohnenangriff ums Leben. Gouverneur Juri Sljusar teilte über Telegram mit, dass der Luftangriff zwar abgewehrt worden sei, jedoch ein Mehrfamilienhaus im Dorf Dolotinka Schäden davongetragen habe. Die Seniorin sei durch eine einstürzende Bodenplatte getötet worden.

Russischen Agenturmeldungen zufolge wurden in der Nacht insgesamt 48 ukrainische Drohnen von der Luftabwehr zerstört. Die Ukraine, die sich seit mehr als drei Jahren gegen die russische Invasion zur Wehr setzt, appelliert immer wieder an ihre westlichen Verbündeten, die Luftverteidigungskapazitäten des Landes zu verstärken.

Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass die ukrainischen Abwehrsysteme trotz hoher Abschusszahlen an ihre Belastungsgrenze stoßen. Der nächtliche Angriff dauerte über acht Stunden an, wobei die Flugabwehr nahezu ununterbrochen im Einsatz war. Angesichts der angekündigten Reduzierung amerikanischer Waffenlieferungen hat Präsident Selenskyj nun verstärkt die EU aufgefordert, die europäische Verteidigungsindustrie zu mobilisieren, um die Luftverteidigungskapazitäten seines Landes zu sichern. Für die ukrainische Hauptstadt mit ihren drei Millionen Einwohnern könnte die Schwächung der Luftverteidigung angesichts zunehmender russischer Großangriffe dramatische Folgen haben.