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RAZZIA IM MARCHFELD

Österreichischer Gemüsebauer beutet Arbeiter vom Balkan aus

Symbolbild (FOTO: iStockphoto)

Ein Marchfelder Landwirt zahlte seinen ausländischen Erntehelfern nur 4,20 Euro pro Stunde! Jetzt drohen ihm eine saftige Geld- und sogar eine Haftstrafe.

Über 100 Stunden Arbeitszeit pro Woche mussten Erntehelfer aus Serbien und Rumänien bei einem Marchfelder Gemüsebauern leisten. Dafür erhielten die Frauen 4,20 Euro und die Männer 4,40 Euro in der Stunde. Durch einen anonymen Tipp gelang es der Finanzpolizei, den schweren Fall von Lohndumping im Rahmen einer Razzia aufzudecken. Die Beamten sprechen von einer „unfassbaren Ausbeutung von Erntehelfern“.

Die behördliche Kontrolle fand am Sonntag, dem 6. September, statt. An diesem Tag waren alle Arbeiter anwesend, um das Gemüse in einer Halle zu verpacken. Die Finanzpolizei stellte gleich mehrere Delikte fest: Neben den viel zu geringen Löhnen, wurden die Arbeiter auch viel zu spät gemeldet. So lagen in zwölf Fällen verspätete Anmeldungen bei der Sozialversicherung von bis zu sechs Wochen vor. Ein Dienstnehmer wurde überhaupt nicht angemeldet. Er sei laut dem Landwirt angeblich zur Einschulung vor Ort gewesen – in Wahrheit soll der Mann aber bereits in der Vergangenheit im Betrieb gearbeitet haben.

Teilweise mehr als 100 Stunden pro Woche gearbeitet
Die Finanzpolizisten sicherten unter anderem die Stundenlisten für das Jahr 2020. Aus diesen geht hervor, dass die Arbeiter offiziell nur 40 Stunden beschäftigt waren, teilweise aber mehr als 100 Stunden pro Woche arbeiten mussten. Und dafür wurden die serbischen und rumänischen Arbeiter auch noch weit unter dem gesetzlichen Kollektivvertrag von rund acht Euro entlohnt. Nur rund vier Euro pro Stunde erhielten die Erntehelfer. Das stellt einen massiven Verstoß gegen das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz dar.

„Null Toleranz für Lohndumping und Sozialbetrug“
Auch Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) zeigt sich erschüttert über die Entdeckung: „Keiner der Erntehelfer wurde gerecht für seine Leistung bezahlt. Teilweise hat der Unternehmer nur den halben Kollektivvertrag ausbezahlt. Diese schwarzen Schafe beuten Arbeiter aus, schädigen den Ruf aller redlichen Unternehmer und bereichern sich auf Kosten der anständigen Steuerzahler.“ Und weiter: „Ich habe null Toleranz für Lohndumping und Sozialbetrug und wir werden hier weiter hart durchgreifen.“

Dem Unternehmer kommt sein Vorgehen nun teuer zu stehen: Das Finanzamt und die österreichische Gesundheitskasse haben mehrere Verfahren eingeleitet. Dem Bauern drohen hohe Geld- und sogar Haftstrafen, da der Strafrahmen für Sozialbetrug bis zu sieben Jahre Haft beträgt.