Die US-Sanktionen gegen chinesische Chipimporte zeigen unerwartete Folgen: Während sie eigentlich die KI-Entwicklung in China ausbremsen sollten, verzeichnet ausgerechnet der chinesische Technologiekonzern Huawei ein deutliches Wachstum. Der amerikanische Chiphersteller Nvidia hingegen spürt die negativen Auswirkungen der Handelsbeschränkungen.
Trotz der Restriktionen gelingt es Huawei offenbar, seine Technologie weiterzuentwickeln. Der wirtschaftliche Druck aus den USA zwingt das Unternehmen zu verstärkten Innovationsanstrengungen. Die Marktnachfrage ist jedenfalls vorhanden, da KI-Chips von Nvidia mittlerweile fast vollständig vom chinesischen Markt ausgeschlossen wurden.
Für Nvidia gilt ein striktes Verbot, seine KI-Chips vom Typ H20 nach China zu liefern. Bereits zuvor hatten die USA den Export des leistungsstärkeren H100-Modells untersagt. Seit dem Erscheinen des chinesischen KI-Modells DeepSeek wächst jedoch die Besorgnis, dass China auch mit weniger leistungsfähigen Prozessoren technologische Fortschritte erzielen könnte. Deshalb darf Nvidia seine Produkte nur noch an chinesische Unternehmen verkaufen, die über spezielle Lizenzen verfügen – und diese werden nur äußerst restriktiv vergeben.
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Huaweis Markteroberung
Die Handelsbeschränkungen haben Huawei ermöglicht, eine bedeutende Position im chinesischen Markt für KI-Chips zu erobern. Das neueste Produkt des Unternehmens, der Ascent 920, wird vom chinesischen Halbleiterhersteller SMIC (Semiconductor Manufacturing International Corporation) produziert und basiert auf einer 6-Nanometer-Architektur. Eigentlich sollte SMIC technisch nicht in der Lage sein, Chips mit Strukturgrößen unter 7 Nanometern herzustellen. Die für solche Fertigungsprozesse erforderlichen „Extreme Ultraviolet Lithography (EUV)“-Maschinen, die zur Herstellung hochmoderner Computerchips verwendet werden, stehen ebenfalls auf der Sanktionsliste.
Technologischer Durchbruch
SMIC und Huawei haben jedoch offenbar die ältere „Deep Ultraviolet Lithography (DUV)“-Technologie modifiziert und weiterentwickelt, um feinere Schaltkreismuster auf die Siliziumwafer aufbringen zu können. Der so entstandene Ascend 920 soll mit Nvidias H20 konkurrieren können und eine Rechenleistung von 900 Teraflops (Billionen Rechenoperationen pro Sekunde) bieten.
Dies entspricht einer Leistungssteigerung von 30 bis 40 Prozent gegenüber dem Vorgängermodell Ascend 910.
Leistungsvergleich und Experteneinschätzungen
Der Huawei Ascend 920 erreicht mit seinen 900 Teraflops Rechenleistung zwar annähernd das Niveau des Nvidia H20, doch Branchenanalysten weisen auf bestehende Unterschiede hin: Die Energieeffizienz und das Software-Ökosystem westlicher Anbieter sind aktuell noch deutlich überlegen. Dies macht die Nvidia-Chips in der praktischen Anwendung oft leistungsfähiger als die reinen Rechenwerte vermuten lassen.
Dennoch warnen Fachleute wie die Halbleiter-Analysten von Semianalysis vor einem Bumerang-Effekt der US-Sanktionen: Die verschärften Handelsbeschränkungen haben zwar kurzfristig Chinas Entwicklung im KI-Sektor erschwert, gleichzeitig aber die Innovationskraft und Aufholjagd chinesischer Technologiekonzerne erheblich beschleunigt. Diese unbeabsichtigte Folge könnte mittel- bis langfristig die globale Technologiebalance verändern und die US-Dominanz im Chipsektor herausfordern.
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