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GESCHICHTE

Balkan Stories: Sei wie Oma Milka

(FOTO: Balkan Stories)

Die 91-jährige Milka Grebenar aus Sarajevo beeindruckt mit ihrer Hilfsbereitschaft für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien ganz Bosnien. Und motiviert viele Menschen, ebenfalls zu tun, was sie können.

Das jüngste Paket von Milka Grebenar hat nicht nur die Mitarbeiter der bosnischen Hilfsorganisation Pomozi zu Tränen gerührt.

Der Inhalt: Mehrere Kuscheltiere für die Kinder im Katastrophengebiet in der Türkei und Syrien.

„Ich habe ohnehin zu wenig damit gespielt“, schreibt sie im Begleitbrief. „Die Kinder in der Türkei und Syrien brauchen das Spielzeug mehr als ich.“

Und dass die Kinder in Zelten schlafen müssten, während sie in ihrer warmen Wohnung sei, lasse ihr keine Ruhe.

Foto: Pomozi.ba

Es war nicht ihre erste Spende.

Erst vergangene Woche schickte sie einen Brief mit zehn Mark (5 Euro) für die Erdbebenopfer an Pomozi.

Foto: Pomozi BA

Für eine 91-jährige Mindestpensionistin in Bosnien ist das ein gewaltiger Betrag.

Selbst nach den Maßstäben der unglaublichen Solidarität und Hilfsbereitschaft der Bosnierinnen und Bosnier für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien sticht sie hervor.

Zumal sie selbst auf das bosnische Äquivalent von Essen auf Rädern angewiesen ist.

Längst ist sie für viele Bosnier zu Baka Milka geworden, zu Oma Milka, zu einem Symbol eines menschlichen, eines besseren, Bosnien.

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„Was hab ich schon gegeben?“, fragt sie im Interview mit dem Fernsehsender Nova. „Ich habe nur ein Korn gegeben“, sagt sie. „Aber Korn für Korn ergibt ein Brot.“

„Den Schmerz, den die Menschen in der Türkei und in Syrien erleiden, den kann niemand wegnehmen. Aber wenigstens ein bisschen was konnte ich tun, und das kann jeder tun. Ich werde wieder helfen“, sagt Baka Milka.

Auf den Spuren von Oma Milka

Mit ihrer Hilfsbereitschaft ist sie Ansporn für tausende Bosnierinnen und Bosnier – und wohl auch für viele andere am Balkan – weiter für die Erdbebenopfer zu spenden – auch den überwältigenden Spendenaktionen von vergangener Woche.

So sammeln mittlerweile auch ganze Volksschulen Spielzeug für die Kinder in den Katastrophengebieten.

Benjamin Mehanović aus Dobrinja ist im Mittelschulalter. Er verkaufte auf eigene Initiative hin fast 1.600 Becher Tee auf der Straße, und spendete den Erlös für die Spielzeugsammelaktion von Pomozi.

Spendenaktionen für die Überlebenden der Katastrophe

In Österreich ruft der ORF mit seiner Aktion Nachbar in Not zu Spenden für die Betroffenen der Katastrophe auf.

(Weitere Spendenaktionen findet ihr im Artikel vom Donnerstag.)

Der Österreichische Gewerkschaftsbund sammelt Spenden für Wiederaufbauprojekte in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften im Katastrophengebiet.

In Bosnien koordiniert die Organisation Pomozi die mit Abstand größte Hilfsaktion. Auch das bosnische Rote Kreuz sammelt Spenden für die Erdbebenopfer.

In Kroatien ruft das Rote Kreuz zu Spenden auf, ebenso das Rote Kreuz in Montenegro und das Rote Kreuz Slowenien.

In Serbien sind mehrere Spendenaktionen angelaufen, unter anderem vom Serbischen Philantropischen Forum und vom Roten Kreuz Serbien.

Zudem organisieren im serbischen und montenegrinischen Sandžak Moscheen Spendenaktionen.

In Skopje ist eine Sammelstelle für Spenden für die Erdbebenopfer eingerichtet worden, das mazedonische Rote Kreuz hat einen Spendenaufruf gestartet.

Im Kosovo hat die türkische Community eine Spendenaktion ins Leben gerufen.

Und das ist mit Sicherheit nur ein Teil der Hilfsaktionen, die alleine aus dem ehemaligen Jugoslawien für die Überlebenden der Katastrophe angelaufen sind.

Balkan Stories bittet um Verständnis, dass keine vollständigere Liste verfügbar ist.

Im Katastrophengebiet müssen zehntausende Verletzte versorgt werden, wahrscheinlich mehrere hunderttausend Menschen sind durch das Erdbeben obdachlos geworden.

Für die Versorgung dieser Menschen wird jeder Euro benötigt.

Balkan Stories, Christoph Baumgarten

Christoph Baumgarten ist Journalist und Balkanreisender aus Leidenschaft. Seit 2015 verbindet er beide Leidenschaften auf seinem Blog Balkan Stories. Dort versucht er, Geschichten zu erzählen, für die es in größeren Medien meist keinen Platz gibt und stellt die Menschen in den Mittelpunkt.

Mehr von Christoph könnt ihr unter balkanstories.net nachlesen.