Nach 50 Jahren im All kehrt ein ungebetener Gast zurück: Eine 500 Kilogramm schwere sowjetische Raumkapsel rast mit 240 km/h auf die Erde zu – auch Österreich liegt in der Gefahrenzone.
Der Absturz der sowjetischen Raumsonde „Kosmos 482“ steht unmittelbar bevor. Nach über 50 Jahren im Erdorbit wird die 500 Kilogramm schwere Kapsel voraussichtlich am Freitag oder Samstag mit einer Geschwindigkeit von 240 km/h auf die Erde aufprallen. Die Raumsonde, die ursprünglich für eine Venus-Landung konzipiert war, startete am 31. März 1972, konnte jedoch aufgrund technischer Probleme mit der Trägerrakete nur eine elliptische Erdumlaufbahn erreichen. Während die Sonde selbst bereits vor Jahrzehnten beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühte, umkreiste die Oberstufe der Trägerrakete die Erde jahrelang weiter – bis jetzt.
Der niederländische Satellitenexperte Marco Langbroek prognostiziert den Absturzzeitpunkt für den 10. Mai 2025 um 5:34 Uhr MEZ (Mitteleuropäische Zeit), wobei eine Unsicherheit von plus/minus 15 Stunden besteht. Der Aufprall könnte somit zwischen dem Nachmittag des 9. Mai und dem späten Abend des 10. Mai erfolgen. Auch andere Institutionen haben Berechnungen angestellt: Das ESA-Büro für Weltraummüll (Europäische Weltraumorganisation) erwartet den Absturz am 10. Mai um 3:12 Uhr MEZ mit einer Abweichung von plus/minus 14 Stunden. Wissenschaftler der Technischen Universität Braunschweig datieren den Zeitpunkt auf kurz vor 2 Uhr mit einer möglichen Abweichung von plus/minus 16 Stunden. Eine präzise Vorhersage des exakten Aufprallzeitpunkts bleibt schwierig.
Laut aktueller Berechnung der TU Wien vom 9. Mai 2025 hat sich das Zeitfenster für den möglichen Einschlag präzisiert: Der Absturz wird nun zwischen 2:00 und 8:00 Uhr MEZ am 10. Mai erwartet, wobei die Wahrscheinlichkeit eines Aufpralls in bewohntem Gebiet bei unter einem Prozent liegt.
Gefährdete Regionen
Nach Langbroeks Berechnungen wird die Raumsonde zwischen dem 52. nördlichen und dem 52. südlichen Breitengrad auf die Erde stürzen. Dies bedeutet, dass Österreich vollständig in der potenziellen Absturzzone liegt. Gefährdet sind zudem weite Teile Europas – mit Ausnahme der nördlichsten und nordöstlichsten Regionen – sowie die USA, Südamerika, Afrika, der südliche und südöstliche Teil Asiens und Australien.
Die Wissenschaftler der TU Braunschweig vermuten, dass die Kapsel den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre intakt überstehen könnte, falls der Hitzeschutzschild noch funktionsfähig ist. „Typische Hitzeschutzmaterialien für solche Kapseln bestehen aus Faserverbundwerkstoffen mit einer Matrix aus Phenolharz und eingelagerten Glasfasern“, erklären die Forscher. Die Raumsonde würde demnach als komplettes Objekt auf der Erdoberfläche aufschlagen. Da jedoch etwa 70 Prozent der Erdoberfläche von Wasser bedeckt sind, bleibt das Risiko für Personenschäden relativ gering.
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bestätigt, dass die Sonde aufgrund ihrer ursprünglichen Konstruktion für die Venus-Atmosphäre zu etwa 80 Prozent intakt bleiben könnte – deutlich mehr als bei vergleichbaren Wiedereintritten.
Umweltrisiken
Weltraummüll stellt verschiedene Umweltgefahren dar: Größere Trümmerteile können in ökologisch sensiblen Gebieten erhebliche Schäden verursachen. Zudem besteht das Risiko chemischer Kontamination, da manche Raumfahrzeuge toxische Materialien enthalten, die beim Wiedereintritt freigesetzt werden können. Obwohl die meisten Komponenten in der Atmosphäre verglühen, können größere Objekte Gebäude oder Menschen gefährden.
Langfristig erhöht die wachsende Menge an Weltraumschrott das Risiko zukünftiger Kollisionen im Orbit, was wiederum zu mehr Weltraummüll führen kann.
Experten betonen, dass trotz der theoretischen Gefahr die statistische Wahrscheinlichkeit eines Einschlags in bewohntem Gebiet minimal ist.
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