Zwischen Trauer und Tradition: Wenn der Tod vor Ostern einkehrt, stellt sich die Frage nach dem Eierfärben. Die serbisch-orthodoxe Kirche hat darauf eine überraschend klare Antwort.
Ostern trotz Trauer
Wenn kurz vor Ostern ein Todesfall in der Familie eintritt, stellt sich für viele Gläubige eine schwierige Frage: Darf man in Zeiten tiefer Trauer überhaupt Ostereier färben und das Fest der Auferstehung begehen? Der Kontrast zwischen der stillen Trauer im Haus und den lebendigen Symbolen des Osterfestes scheint für viele unvereinbar. Doch die Serbisch-Orthodoxe Kirche nimmt hierzu eine klare Position ein.
Die kirchliche Lehre betont, dass Ostern als Fest der Auferstehung Christi seine tiefe Bedeutung unabhängig von persönlichen Schicksalsschlägen behält. Selbst in einem von Trauer erfüllten Haushalt verliert das Osterfest nicht seinen spirituellen Wert. Die gefärbten Eier als Symbole des ewigen Lebens stehen dabei nicht im Widerspruch zur Trauer, sondern können in diesem Kontext sogar besondere Bedeutung erlangen.
Kirchliche Klarstellung
„Es gibt keinerlei Verbot, Eier zu färben“, erklärt der orthodoxe Priester Slavisa Milenkovic im Gespräch mit Svetoslavlje (serbisch-orthodoxe Kirchenzeitung). „Ostern ist das Fest der Feste und kann nicht abgesagt werden. Man kann nicht sagen: Bei mir ist jemand gestorben, also feiere ich Ostern nicht. Im Gegenteil – Ostern wird gerade deshalb begangen, weil Jesus auferstanden ist, damit wir alle ewiges Leben haben. Wir feiern nicht wegen Schinken, Eiern oder Wein, sondern wegen des Sieges über den Tod.“
Der Geistliche unterstreicht, dass das Eierfärben in Trauerzeiten keineswegs als respektlos gegenüber dem Verstorbenen zu betrachten ist. Vielmehr kann gerade in Momenten der Trauer die Botschaft der Auferstehung besonderen Trost spenden.
⇢ Orthodoxer Karfreitag: So streng solltet ihr fasten!
Würdevolle Tradition
Die Tradition des Eierfärbens muss dabei nicht mit ausgelassenen Feierlichkeiten verbunden sein. Sie kann in bescheidenem Rahmen, still und würdevoll begangen werden – im Zeichen des Glaubens und der Hoffnung statt ausgelassener Festlichkeit. Familien können sich für eine symbolische Anzahl gefärbter Eier entscheiden und das Beisammensein im Geiste des Gedenkens und der inneren Einkehr gestalten.
Die Kirche erinnert die Gläubigen daran, dass es keine Sünde darstellt, Ostern auch in Zeiten der Trauer zu begehen.
Denn das Osterfest steht nicht für Vergessen, sondern für den Glauben an das ewige Leben – jene Hoffnung, die wir nach kirchlicher Lehre auch für unsere Verstorbenen in uns tragen sollten.
⇢ DAS solltet ihr am Karfreitag nicht machen!
Unterschiede in christlichen Traditionen
Interessanterweise gibt es hier deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen christlichen Konfessionen. Während die orthodoxe Tradition das Eierfärben auch in Trauerzeiten ausdrücklich befürwortet und als Trostspender interpretiert, handhaben katholische Familien in Österreich diese Situation oft anders. In der römisch-katholischen Praxis, besonders im ländlichen Raum, werden Osterfeiern im Trauerjahr häufig reduziert oder auf ein Minimum beschränkt.
Der Unterschied liegt im theologischen Schwerpunkt: Orthodoxe Trauerrituale betonen stark die Hoffnung der Auferstehung, weshalb Osterbräuche im Kontext der Trauer nicht als Widerspruch, sondern als natürlicher Ausdruck des Glaubens an das ewige Leben verstanden werden. Diese Sichtweise erlaubt es Trauernden, in den Osterritualen Trost zu finden, ohne dass dies als Mangel an Respekt vor dem Verstorbenen gilt.
⇢ Orthodoxe Christen feiern Lazareva Subota: Das sind die Bräuche!
Folge uns auf Social Media!