Ein neuer Vorschlag wird diskutiert: Für Krankmeldungen unter drei Tagen soll kein Krankenstand mehr angerechnet werden; stattdessen sollen Urlaubstage dafür genutzt werden.

Die Belastung durch hohe Krankenstandskosten, die im Jahr 2022 etwa 5,3 Milliarden Euro betrugen, stellt österreichische Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Um diesen wirtschaftlichen Druck zu mindern, werden verstärkt kreative Lösungsvorschläge diskutiert. Einer davon stammt vom Arbeitspsychologen Andreas Hermann, der die Einführung flexibler Krankenstandsprozentsätze anregt. Dieses System würde es ermöglichen, dass Arbeitnehmer, die nur teilweise arbeitsunfähig sind, in einem abgestuften Modell arbeiten können – abhängig von ihrem Genesungsfortschritt.
Hermann schlägt beispielsweise vor, dass eine Mitarbeiterin nach einer Schulteroperation bereits nach zwei Wochen teilweise arbeiten könnte, um sowohl den Anforderungen des Arbeitgebers als auch den Bedürfnissen der Arbeitnehmerin gerecht zu werden. Auch die Arbeit im Homeoffice während einer Erkältung könnte in diesem Modell berücksichtigt werden.
Flexible Arbeitswelt als Ziel
Herrmanns Vorschlag zielt darauf ab, die Arbeitswelt flexibler an die Bedürfnisse der Arbeitnehmer anzupassen. Durch individuell anpassbare Modelle wäre es möglich, Beschäftigte auch bei eingeschränkter Arbeitsfähigkeit weiterhin produktiv einzubinden. Solche Ansätze könnten sowohl den Unternehmen als auch den Beschäftigten neue Perspektiven im Umgang mit Krankenständen eröffnen und dadurch positive Effekte auf die Arbeitsbelastung sowie die Effizienz erzielen.
Kontroverser Vorstoß
Ein anderer, deutlich kontroverserer Vorschlag stammt von Stefan Sternad, dem Obmann der Kärntner Wirtschaftskammer im Bereich Gastronomie. Er regt an, Kurz-Krankenstände von bis zu drei Tagen abzuschaffen und stattdessen Urlaubstage oder Zeitausgleich zur Kompensation heranzuziehen. Sternad argumentiert, dass Betriebe sich diese kurzen Ausfälle zunehmend nicht mehr leisten können. Zudem fordert er, dass die Kosten für Krankenstände erst ab dem vierten Tag von den Sozialversicherungsträgern übernommen werden. Darüber hinaus äußert er Kritik an telefonischen und rückwirkenden Krankmeldungen, die seiner Ansicht nach einer genaueren Überprüfung bedürfen. Sternad plädiert für eine gesellschaftliche Diskussion über diese Themen.
Der Vorschlag von Sternad stößt auf heftige Kritik. Die Gewerkschaft vida sowie Ursula Heitzer, Vizepräsidentin der Arbeiterkammer, sprechen sich insbesondere für die hygiene-sensible Gastronomie entschieden dagegen aus. Sie argumentieren, dass durch eine solche Regelung die Sorgfaltspflicht vernachlässigt würde. Besonders in Branchen, in denen Sauberkeit und Hygiene von essenzieller Bedeutung sind, sei ein derartiges Vorgehen nicht nur unangemessen, sondern auch potenziell gefährlich.
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